Schwalheimer Sorgen

Bad Nauheim-Schwalheim (pm). Die Bürgerinitiative gegen die geplante Bebauung des Schwalheimer Gebiets »Auf dem Forst« hat nach eigenen Angaben bereits mehr als 100 Mitglieder. »Und es werden täglich mehr«, heißt es in einer BI-Pressemitteilung. Es handele sich keineswegs nur um Anwohner der Wilhelm-Leuschner-Straße, zumal das geplante Bauprojekt am östlichen Rand des Ortes ganz Schwalheim betreffe. Die BI lädt die Bürger zu einer Versammlung am Donnerstag, 16. Januar, um 19 Uhr im Großen Saal der Mehrzweckhalle Schwalheim ein.
Es sei verwunderlich, wie und wann das Bauvorhaben kommuniziert worden sei und kommuniziert werde. »Offiziell wussten die Mitglieder der Schwalheimer Bürgervertretung (= Ortsbeirat) bis vor Kurzem nichts von irgendwelchen Plänen, Fraktionsvorsitzende des Stadtparlaments möglicherweise noch weniger. Inoffiziell kursierten Gerüchte z. B. von Vermessungen und Besuchen von Männern in dunklen Anzügen und Limousinen ›auf dem Forst‹ bereits vor Monaten oder Gespräche mit politischen Vertretern«, heißt es weiter in der Pressemitteilung.
Es sei schon längst bekannt, dass der Investor »(fast?) alle Flurstücke aufgekauft« habe, bevor die Stadtvertreter die betroffenen Bürger erst sich versammeln und darüber reden lassen wollten. Dies sei für Mitte März geplant gewesen, und plötzlich sollten die Bürger nur noch informieren werden, und zwar am 10. Februar. »Wem soll man was glauben? Wessen Interessen werden vertreten oder getreten (mit Füßen)? Natürlich macht es Sinn, Neubaugebiete zu erschließen, aber es ist auch notwendig, kritisch zu sein, und es ist auch legitim, dagegen zu sein!«, schreibt die BI und nennt einige Punkte: Erstens heiße es, Schwalheim solle wachsen. Doch warum? Und nach wessen Meinung? Und wer verdient daran?
Verkehrsbelastung, hohe Preise?
Zweitens handele es sich um ein Naherholungsgebiet. Für viele Schwalheimer, Kurgäste aus der Kernstadt und andere, mit und ohne Hund, seien die Wiesen und die Wege »hinter dem Forst« begehrtes Spaziergebiet zum Entspannen. Als dritten Aspekt nennt die BI Umweltaspekte: »Das ganze Gebiet ist Heilquellenschutzgebiet. Es gäbe eine weitere großflächige Versiegelung wertvoller Ackerböden. Nach der Umweltprüfung des Regionalen Flächennutzungsplans sind die voraussichtlichen Umweltauswirkungen insgesamt ›sehr erheblich‹.« Als viertes Argument wird die Verkehrssituation genannt. Die BI spricht von einer enormen Belastungszunahme durch Durchgangsverkehr - dies »nicht nur vorübergehend von Baufahrzeugen, sondern langfristig, Richtung Bad Nauheim oder der A 5 auf ohnehin maroden Straßen«. Aspekt Nummer fünf ist der städtische Haushalt: »Die Planungen der Stadt gehen von einer deutlichen Erhöhung der Steuereinnahmen aus, wenn die Einwohnerzahl steigt. Ist dieses betriebswirtschaftlich übervereinfachte - und angesichts anderer innerstädtischer Notwendigkeiten - nicht nachhaltige Denken verantwortungsvoll?«, fragt die BI. Schließlichlich gehe es um Vermarktung und Preis: »Welche Hausbesitzer sind zu erwarten, wenn sich die Stadt aus allen Verhandlungen und Verkäufen ›herausgestohlen‹ hat und der Investor nachvollziehbarerweise möglichst viel Gewinn machen will (und wird) und für notwendige Baumaßnahmen wie Spielplatz o. a. überhaupt nicht zuständig ist?« Junge Familien, vor allem aus Schwalheim oder auch Bad Nauheim, mit mehr als einem Kind würden nach Befürchtung der BI bei den zu erwartenden Preisen ausscheiden.
Bad Nauheim sei teuer, die Alters- und Einkommensstruktur bekannt. »Will man aus lediglich finanziellen Gründen Ost-Schwalheim als reines ›Schläfer-Viertel‹ aufbauen?, fragt die BI. Sie plädiert für ein nachvollziehbares Gesamtkonzept, wie die Stadt Bad Nauheim in 10 oder 20 Jahren aussehen solle.