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Schmuckstück mit Historie: Schuckhardt-Brunnen in Bad Nauheim

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Von: Petra Ihm-Fahle

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Jasmin Behrouzi-Rühl kennt den Schuckhardt-Brunnen zu allen Tageszeiten, da sie am Aliceplatz wohnt. In Bad Nauheim ist dies ihr Lieblingsort.
Jasmin Behrouzi-Rühl kennt den Schuckhardt-Brunnen zu allen Tageszeiten, da sie am Aliceplatz wohnt. In Bad Nauheim ist dies ihr Lieblingsort. © Ihm-Fahle

Den Schuckhardt-Brunnen nennt manch ein Bad Nauheimer spöttisch »Prosecco-Brunnen«, an dem sich die »Bussi-Bussi-Gesellschaft« zeige. Jasmin Behrouzi-Rühl sieht eher eine andere Facette.

Gesehen werden und Prosecco trinken: Wer an den Aliceplatz denkt, hat mitunter dieses Bild im Kopf. Für Jasmin Behrouzi-Rühl sind vor allem andere Aspekte wichtig. »Es ist schön, wenn meine Freundin aus Friedberg samstags zum Einkaufen kommt. Ich kann dann runterkommen und man sieht sich gleich«, erzählt sie. Und so gehe es den meisten anderen Menschen wohl auch: Sie träfen sich am Aliceplatz, weil der Ort ansprechend sei. Öfter als unten zu sein, schaut Behrouzi-Rühl allerdings von ihrem Arbeitszimmer auf den Platz, da sie dort wohnt. Der Brunnen ist ihr Lieblingsplatz - in Bad Nauheim wohlgemerkt, denn sie hat mehrere Lieblingsplätze auf der Welt. »Der Hügel Gianicolo in Rom, den Hradschin in Prag, den Eisernen Steg in Frankfurt und das Gartenhaus von Goethe in Weimar«, nennt sie Beispiele.

Sie und ihr Mann lebten lange in Echzell, nach 20 Jahren allerdings schaute sich das Ehepaar nach Alternativen um. »An Bad Nauheim hat mir alles sehr gut gefallen«, sagt die 51-Jährige. Die Jugendstilarchitektur kannte sie seit ihrer Kindheit. »Wenn mein Großvater aus dem Iran zu Besuch kam, war er begeistert von dem Brunnen, dem Großen Teich und dem Grün.« Denn in Shiraz, woher Behrouzi-Rühls Vater stammt, sei es heiß und trocken. Als sie und ihr Mann schließlich Wohnungen in Bad Nauheim anschauten, ertappte sie sich dabei, stets auf Google Maps nachzuschauen, wie weit die Adresse vom Aliceplatz entfernt ist. »Als wir dort eine Wohnung angeboten bekamen, hat sich alles entschieden.«

Prominenter Baumeister

Das Ehepaar wohnt im Haus Schuckhardt mit dem Baujahr 1868, das früher ein Hotel gewesen ist. Der Schuckhardt-Brunnen in der Mitte des Aliceplatzes ist nach den Hoteleigentümern benannt, da diese ihn 1909 gestiftet haben. »Das Hotel hatte nur im Sommer Saison«, sagt Behrouzi-Rühl. Und die kleinen Pavillons gehörten bereits damals dazu. »Der Platz trägt den Namen von Prinzessin Alice, der Mutter von Ernst Ludwig. Diesen Menschen verdankt die Stadt sehr viel«, erklärt die promovierte Germanistin.

Bad Nauheim habe das Glück gehabt, 1866 Hessen-Darmstadt zugeordnet zu werden, was man nicht hoch genug einschätzen könne. »Dazu hatten wir den britischen Geist, diese Kultur.« Denn Alice war eine Tochter der englischen Königin Victoria. Schon Alice habe eine Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt errichten wollen, doch dies wegen ihres frühen Todes nicht realisieren können. »Das hat dann Ernst Ludwig umgesetzt, er wirkte in ihrem Geist weiter. Ihm verdanken wir die Entscheidung, in Bad Nauheim die Jugendstilanlagen zu bauen.«

Den Schuckhardt-Brunnen hält Behrouzi-Rühl für bedeutend. Denn Baumeister war Karl Hofmann, Stadtbaumeister in Worms und Professor für Baukunst in Darmstadt. Er lebte von 1856 bis 1933, sei sehr rührig gewesen. »Und er förderte seine jungen Kollegen, die die Künstlerkolonie entwickelten.« Hofmann baute zwischen 1905 und 1919 das neue Mausoleum in Darmstadt, wo Alice, ihr Mann und zwei ihrer Kinder bestattet sind. Behrouzi-Rühl fragt sich, wie solch ein Mann gewonnen werden konnte, diesen Brunnen zu entwerfen. »Es muss über höhere Stellen gegangen sein«, vermutet sie.

Das Bauwerk sei außergewöhnlich schön, errichtet aus schwarzem Basalt und nach antikem Vorbild. Nun, da sie am Aliceplatz wohnt, erlebt sie den Brunnen zu verschiedenen Tages- und Nachtzeiten. »Um zehn Uhr wird er ausgemacht, morgens ist er um 7 Uhr noch nicht wieder angeschaltet, und dann spiegelt sich das Morgenlicht darin.« Sie liebe den Brunnen besonders auch, wenn er still sei, wenn sich der Nacht- und der Morgenhimmel darin spiegelten, sagt Behrouzi-Rühl: »Dann verändert er seinen Charakter.«

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