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Rosenhof Gönewein: Leerstand im Flüchtlingsquartier

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Im Eigentum der Stadt, aber unbewohnt: Der ehemalige Rosenhof Gönewein wird wohl nicht mehr zum Flüchtlingsquartier.
Im Eigentum der Stadt, aber unbewohnt: Der ehemalige Rosenhof Gönewein wird wohl nicht mehr zum Flüchtlingsquartier. © Nicole Merz

Bad Nauheim (bk). Wohin mit den Flüchtlingen? Diese Frage galt noch im Winter. Doch der Wind hat sich gedreht, jetzt wird diskutiert, was aus Überkapazitäten wird, die von Kommunen für die Unterbringung vorgehalten werden – auch in Bad Nauheim. Vorteil für die Kurstadt: Sie hat viele eigene Immobilien als Quartiere vorgesehen.

Anfang 2016 hat die Bad Nauheimer Politik eine Linie bei der Flüchtlingsunterbringung festgelegt, die konträr zum Kurs anderer Kommunen ist. Wurden in vielen Städten Gebäude langfristig angemietet oder für teures Geld Container geliehen, hatten sich die hiesigen Verantwortlichen entschieden, leer stehende Wohnhäuser oder Gewerbeimmobilien zu kaufen. Das Motto: Werte schaffen, die der Stadt langfristig zugutekommen. Für diesen Zweck wurde der Wohnungsbau-Gesellschaft (Wobau) eine Bürgschaft über 5 Millionen Euro bewilligt. Der Einkaufstour stand nichts mehr im Wege.

Dieses Konzept kommt der Stadt jetzt zugute, denn es müssen keine Mieten für leer stehende Gebäude gezahlt werden. Ein Beispiel ist das Anwesen des ehemaligen Rosenhofs Gönewein in Steinfurth. Nach dem Umzug des Nachfolgeunternehmens Rosenpark Dräger an den Ortsrand stieg die Stadtverwaltung in Kaufverhandlungen für den Komplex in der Steinfurther Hauptstraße 15 ein. Mit Erfolg, im Januar wurde der Vertrag beurkundet. Allerdings sind in Steinfurth keine Flüchtlinge eingetroffen, auch der Umbau des früheren Rosenhofs wurde nicht in Angriff genommen. »Im zweiten Quartal 2016 wurden uns gerade einmal sieben Flüchtlinge zugewiesen, fürs dritte Quartal überhaupt niemand«, nennt Bürgermeister Armin Häuser den Grund.

Im Augenblick rechnet er nicht damit, dass in dem Gebäude jemals Asylbewerber untergebracht werden.

Sportheim nur noch halb belegt

Aus Sicht des Bürgermeisters ist das kein Problem. Mittelfristig könnten dort Wohnungen entstehen, um den angespannten Markt zu entlasten. Die Wobau könne selbst investieren oder das Gelände wieder verkaufen. »Zunächst wird die städtische Gesellschaft aber das große Wohnungsbauprojekt in der Dieselstraße in Angriff nehmen«, sagt der Bürgermeister. Es sei auf jeden Fall von Vorteil, wenn die Stadt die Hand auf einem zentral gelegenen Grundstück in Steinfurth habe.

Nach der Sommerpause soll die Stadtverwaltung Überlegungen anstellen, was mit den Überkapazitäten in Sachen Flüchtlingsquartiere geschehen soll. Neben dem Gönewein-Anwesen gibt es beispielsweise eine große Gewerbeimmobilie in Wobau-Eigentum, die nicht genutzt wird. Von der einst geplanten Belegung des mehrstöckigen Wobau-Bürogebäudes in der Dieselstraße, das derzeit noch an die Inconso AG vermietet ist, wird schon seit Monaten nicht mehr geredet. Die Nutzung von Sporthallen oder der Therme ist längst kein Thema mehr.

»Klar ist schon jetzt, dass wir Kaufoptionen für andere Immobilien nicht mehr ziehen und Mietverträge für Wohnungen auslaufen lassen«, erklärt der Rathauschef. Allerdings müsse sich die Stadt einen gewissen Spielraum erhalten, falls doch wieder mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen. In Bad Nauheim sind derzeit 350 Menschen aus diesem Personenkreis untergebracht.

Es scheinen sich also einige Perspektiven für den Bau von Wohnungen in Bad Nauheim zu ergeben. Neben Gönewein gilt das auch fürs Sportheim. »Machen wir uns nichts vor, dort wird es keine Veranstaltungsräume mehr geben«, betont Häuser. In diesem Flüchtlingsheim, von vielen als Notquartier gewertet, ist die Zahl der Bewohner um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Häuser zufolge waren es teilweise 50 bis 60, heute leben dort nur noch 25 Menschen in der Wohnung und auf der Bühne. Der Saal ist wieder frei. Schnell aufgeben will Häuser das Sportheim allerdings nicht. »Die Wobau hat dort investiert, um das Gebäude den Bedürfnissen der Menschen anzupassen. Es macht aus wirtschaftlicher Sicht keinen Sinn, das Sportheim zu räumen und an anderer Stelle Geld für neue Unterkünfte auszugeben.« Eines Tages werde das Gelände aber für modernen Wohnungsbau zur Verfügung stehen.

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