So war das Prinzen-Konzert in der Dankeskirche
»Millionär«, »Küssen verboten« – Das sind Ohrwürmer der Prinzen. Doch die Musiker können auch anders. Wie sie jetzt in der Bad Nauheimer Dankeskirche zeigten.
Für Anne Kampf, Vikarin an der Dankeskirche, sind sie einfach nur »die echten Prinzen, die singen«, für ihre vielen Fans sind sie die beste deutschsprachige Gesangsgruppe überhaupt. Am Mittwochabend waren die sieben Vollblutmusiker aus Leipzig zum dritten Mal zu Gast in der Dankeskirche.
Das Konzert war seit Wochen ausverkauft, ganz ohne große Werbung im Vorfeld. Für die Prinzen war es trotzdem eine Premiere. Der Auftritt in der Badestadt war der erste der neuen Kirchentour mit 28 Konzerten. »Wir sind endlich wieder hier in der Weltmetropole Bad Nauheim«, meinte Sebastian Krumbiegel. Zuvor hatten sie ihr Konzert a-Capella mit dem Choral »Eine feste Burg ist unser Gott« eröffnet. Das wars aber denn auch schon mit Klassik der einstigen Thomanerchor-Mitglieder. Was folgte, war ein knapp zweistündiges abwechslungsreiches Konzert mit allen großen Hits der Prinzen, einigen unbekannteren und neueren Songs aus dem vor gut einem Jahr erschienen »Familienalbum« sowie einigen ruhigen Balladen.
Zusammen mit Krumbiegel animierte Tobias Künzel die begeisterte Besucherschar immer wieder zum Mitsingen und Mitklatschen. Das begann schon bei den ersten beiden bekannten Songs »Alles mit’m Mund« und »Mein Fahrrad«. Textsicher sangen viele Fans mit, die Refrains kannten ohnehin alle. Etwas ruhiger als die beiden »Antreiber« agierten die drei weiteren Sänger Henri Schmidt, Jens Sembdner und Wolfgang Lenk, der musikalische Kopf der Prinzen, der als »Multiinstrumentalist« unter anderem am Klavier und mit der Gitarre überzeugte.
Alle stehen auf
Ebenfalls seit Gründung der Band dabei sind Schlagzeuger Ali Zieme sowie Mathias Dietrich, der mit seinem Gitarren- und Bassspiel überzeugte. Doch auch die anderen Bandmitglieder spielten mal Klavier und Gitarre. Virtuos agierte Tobias Künzel auf dem Akkordeon und als Bongospieler. Zur »Balladenzeit mit unseren Ruhigen« (Krumbiegel) kam Gitarrist Dietrich nach vorne. Zuhören war bei »Abgehau’n« oder »Es war nicht alles schlecht« angesagt. Ein weiterer ruhiger Moment war Krumbiegels Soloauftritt am Flügel. »Zurück ins Paradies« passte in die Kirche, hat Krumbiegel doch viele Elemente aus der Schöpfungsgeschichte verarbeitet.
Dann war wieder mitsingen angesagt, wie beim allerersten Prinzen-Song »Gaby und Klaus« und »Deutschland«, einer »Liebeserklärung an unser Land und kein patriotisches Lied«, sagte Krumbiegel.
»Unsere besten Zeiten fangen heute an«, sangen die Prinzen. Das scheint nach 27 Jahren tatsächlich der Fall zu sein. Von Müdigkeit war da nichts zu spüren. Irgendwie feierten die Prinzen sich selbst, die Fans sich irgendwo auch. Das Konzert wurde zu einem großes Miteinander, das seinen Höhepunkt erlebt, als die Gruppe ihren Hit »Millionär« anstimmt. Spontan stehen die ersten Fans auf, es dauert nicht lange und alle folgen. Keiner sitzt mehr. »Küssen verboten« und »Alles nur geklaut« läuten das Finale ein.
»Wir kommen wieder, denn alle guten Dinge sind vier«, meinte Krumbiegel. Großer Jubel. Schließlich kommen die fünf Sänger nach vorne, bitten um Ruhe, singen einen Choral. So endete das Konzert, so wie es begonnen hatte.