Pleite-Kita: Schwere Vorwürfe

Bad Nauheim (bk). Nach der Pleite des privaten Montessori-»Kinderparks« im Sprudelhof wagen sich jetzt einige Eltern aus der Deckung. Sie widersprechen der Darstellung, in pädagogischer Hinsicht sei alles in bester Ordnung gewesen. Gleichzeitig wird die Frage gestellt, ob der Umgang mit finanziellen Mitteln immer rechtmäßig war.
Am 29. August hatte die Geschäftsführerin der Kinderpark gGmbH einen Insolvenzantrag gestellt, bereits zwei Tage später war die Tagesstätte im Badehaus 5 geschlossen. Elternbeiratsvorsitzende Veronika Pompetzki hatte gegenüber der WZ deshalb von einer mangelhaften Informationspolitik der Kita-Leitung gesprochen, die pädagogische Arbeit der Einrichtung aber ausdrücklich gelobt. Aus Sicht der Mütter Katrin P. und Isabell R. (beide Namen geändert, die Red.) ist dieses Urteil unverständlich. »Eigentlich hätte es für den ›Kinderpark» gar keine Betriebserlaubnis geben dürfen«, betont Katrin P., die dort ihre zwei Kinder betreuen ließ. Beide stellen der Geschäftsführung ein schlechtes Zeugnis aus.
Katrin P. hat einen Packen von Unterlagen in Sachen »Kinderpark« gesammelt. Das fängt bei der Arbeitsstättenverordnung an und reicht bis zur Korrespondenz über Vorfälle im Kita-Alltag oder der finanziellen Lage. Von der Zuspitzung der wirtschaftlichen Probleme hätten die Eltern erstmals im Januar erfahren, auch von einer Änderung der Gesellschaftsform des »Kinderparks«: Aus einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) wurde eine gGmbH. »Diese Änderung wurde bereits ein halbes Jahr vorher vorgenommen. Jetzt war die Geschäftsführerin keine Inhaberin mehr und nicht mehr voll haftbar. Klug gewählt war der Zeitpunkt des Treffens aus ihrer Sicht auch, weil die Eltern im Januar nie und nimmer einen anderen Kita- oder Krippenplatz gefunden hätten«, sagt Isabell R.
Nach Ansicht von Isabell R. und Katrin P., die die Frage einer Insolvenzverschleppung in den Raum stellen, kam es damals zu einer Erpressung: Entweder wird eine bestimmte Spendensumme gesammelt oder der Laden wird mitten im Kindergartenjahr geschlossen. »Die Elternschaft spaltete sich in zwei Lager, die sich bekriegt haben«, berichtet R. Sie selbst und andere hätten sich »verarscht« gefühlt, zumal die Geschäftsführerin die Eltern mit illegalen Methoden weiter unter Druck gesetzt habe. Wie aus E-Mails hervorgeht, wurde von allen plötzlich eine nachträgliche Aufnahmegebühr von 1000 Euro pro Kind verlangt, obwohl davon in den Verträgen keine Rede war. Wer nicht zahlte, dessen Vertrag wurde zum 30. Juni gekündigt. »Beides war rechtlich nicht in Ordnung«, sagt R. Wie P. ergänzt, seien Mütter, die ihre Kinder abgemeldet hätten, übel behandelt worden. »Eine Frau verabschiedete sich zum 1. März und weigerte sich, darüber hinaus Gebühren zu zahlen. Daraufhin wurde sie von der Geschäftsführerin am Arm aus dem Gebäude gezerrt, die Sachen des Kindes flogen in Mülltüten vor die Tür.
« Die Mehrzahl der Eltern habe brav gezahlt. Wie aus einer Mail der Geschäftsführerin hervorgeht, kamen an Spenden und »Aufnahmegebühren« mehr als 45 000 Euro zusammen.
Aufgrund der Unruhe zogen sich einige Eltern zurück, was die Krise verschärfte. Wie die beiden Mütter ebenfalls bemängeln, sei nie offengelegt worden, was mit den Spenden geschehe. Ein Vater habe zwar Einblick in Papiere erhalten, viele Unterlagen seien ihm aber vorenthalten worden. Völlig unklar sei auch die Verwendung der enormen Beträge, die für Bastelmaterial und Essen verlangt worden seien. Isabell P.: »Die Kita-Leitung hat uns Essen vom Bio-Caterer versprochen. Zumindest in den letzten Monaten wurden tatsächlich Dosen vom Edeka zum Kochen verwendet. Eine Mutter macht dort nämlich eine Ausbildung und hat die Bestellungen des ›Kinderparks» mitbekommen.«
Bei der Betreuung der Kinder ist nach Ansicht der Mütter viel schiefgelaufen. Sie listen eine Reihe von Missständen auf, die ihrer Auffassung nach zu einer vorzeitigen Schließung des »Kinderparks« durch den Wetteraukreis hätte führen müssen. So habe es im Badehaus 5 keine Tür gegeben, die sich nach außen öffnen ließ, was aus Gründen des Brandschutzes vorgeschrieben sei. »Unter diesen Bedingungen wurde anderen Kitas eine Betriebserlaubnis verweigert«, sagt Katrin P., die in ständiger Verbindung zum Jugendamt stand. Zu eng sei es für Ü 3-Kinder in den kleinen ehemaligen Badezellen gewesen. Weil es kein Außengelände gab, hätten große Gruppen bei Wind und Wetter Ausflüge unternommen. »Oft wurden sie aufgrund von Personalmangel nur von einem Erzieher begleitet, was definitiv nicht erlaubt ist.« In einem Fall sei ein Junge sogar auf dem Waldspielplatz am Goldstein vergessen worden.
Zu einem noch gefährlicheren Zwischenfall sei es gekommen, weil den Kindern ständig eine Pferdeleine zum Spielen zur Verfügung stand. Ein Kind sei fast stranguliert worden. Zudem seien in der Villa, wo die Ü 3-Gruppe bis April untergebracht war, drei riesige Irische Wolfshunde gehalten worden, nur bei einem habe es sich um einen Therapiehund gehandelt. »Die Kinder traten ständig in Hundekot, große Knochen lagen im Garten rum«, erzählt Isabell R. Unfallgefahren seien von einem Heizstrahler ausgegangen, der im Schlafraum mit voller Leistung direkt neben einer Wickelkommode gelaufen sei, oder von defekten Steckdosen.
Kita von Insolvenz kalt erwischt