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Neue Bäume nach Kahlschlag auf dem Golfplatz in Bad Nauheim

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Von: Hanna von Prosch

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Am Weg auf der Usa-Seite entlang des Golfplatzes sind 300 Fichten gefällt worden. Sobald der Boden wieder trocken und fest ist, wird aufgeräumt und neu gepflanzt. © Hanna von Prosch

Auf 600 Metern musste der Bad Nauheimer Golfclub 60-jährige Fichten fällen. Der Grund: abgestorbenes Holz, Borkenkäferbefall. Eine Gefahr durch umstürzende Bäume und ungebremste Golfbälle.

Matthias R. Baier, Vizepräsident des Golfclubs Bad Nauheim, ist zum Naturschutzexperten geworden, seit er und seine Vorstandsmitglieder 2019 festgestellt haben, dass die Bäume auf ihrem Gelände kaputt sind. Zuerst starben die Kronen ab. Dann hat man diese abgesägt, hohe Stämme blieben stehen. Rund 300 Bäume, in den 60er Jahren noch von den Hessischen Kurbetrieben gepflanzt, waren nicht mehr zu retten.

»Wie in vielen Wäldern ist auch hier die große Trockenheit schuld. Der sinkende Grundwasserspiegel versorgt die Flachwurzler nicht mehr mit genügend Wasser. Die Folge: Es fließt kein Harz mehr, der Baum kann keinen natürlichen Schutz gegen Schädlinge bilden, insbesondere gegen den Borkenkäfer«, erklärt Baier. Wegen der milden Winter sind es sogar jetzt drei statt bisher zwei Generationen Käfer, die sich in dem Totholz austoben können.

Höheres Ballfangnetz

Schwere Maschinen sollen das liegen gebliebene Holz schreddern, die Wurzelstöcke entfernen und alles abtransportieren. Danach wird eine neue Fußgängerschutzanlage mit einem höheren Ballfangnetz errichtet und der Boden geebnet. Erst dann kann wieder aufgeforstet werden.

»Wir stehen in engem Kontakt mit Stadt, Landkreis, Natur- und Wasserschutzbehörden, die unser Vorhaben auch genehmigen mussten. Von einer Baumschule wurden wir sehr gut beraten, was die Neubepflanzung betrifft. Schließlich wollen wir Nachhaltigkeit erzielen, Artenvielfalt erhalten und ein schönes optisches Bild zu jeder Jahreszeit schaffen«, sagt Baier. Bis Ende März soll jetzt die gesamte Strecke mit Ahorn, Linden, Amberbäumen, Stadtbirne, Weiß- und Hainbuchen sowie mit 1,50 Meter hohen Hecken bepflanzt werden. Das Gehölz kann so schon in diesem Jahr zu einem neuen Refugium für Vögel werden.

Ausgewachsen bis zu 20 Meter hoch

Man habe auch darauf geachtet, dass man mit der Größe der neu gepflanzten Bäume von zwei bis dreieinhalb Metern - ausgewachsen acht bis 20 Meter - kein Anwachsrisiko eingehe. Denn die ganze Maßnahme koste den gemeinnützigen Verein, der von Mitgliedsbeiträgen lebt, eine mittlere sechsstellige Summe, betont Baier. Das ist ein Gewaltakt, denn Rücklagen darf der Verein nicht bilden, und vom Clubhaus ist wegen des Lockdowns noch nicht einmal eine Pachteinnahme zu erwarten. Aus öffentlichen Töpfen gibt es auch keine Zuschüsse. Daher bietet der Golfclub für 300 Euro Baumpatenschaften für die neuen Bäume an - mit Schild am Baum und Urkunde.

»Wer selbst einen Garten hat, weiß, was es bedeutet, ihn zu pflegen«, gibt der Vizepräsident zu bedenken. »Gott sei Dank haben wir nur diese eine Sorgenstelle. Doch im vergangenen Jahr mussten wir auf dem Gelände auch 300 Nester mit dem Eichenprozessionsspinner entfernen lassen.« Baier gibt zu, dass ihm durch Corona noch deutlicher geworden sei, wie wichtig nachhaltiges Leben ist. »Wir als Golfclub sehen uns mit dem mehr als 100 Jahre alten Areal als Teil Bad Nauheims, den wir für die Zukunft erhalten wollen.« Statt von »fürchterlichem Kahlschlag« zu sprechen oder den Borkenkäfer anzuzweifeln, wie auf Facebook geschehen, sollte man sich, sagt Baier, lieber auf Vogelgezwitscher, Blütenpracht und Herbstfärbung freuen.

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