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Martina Moore muss immer cool bleiben

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Am besten alles auf einmal: Mit einem Lächeln verabschiedet Martina Moore die Schwimmbadgäste, im nächsten Moment geht sie Müll einsammeln. 		(Foto: sda)
Am besten alles auf einmal: Mit einem Lächeln verabschiedet Martina Moore die Schwimmbadgäste, im nächsten Moment geht sie Müll einsammeln. (Foto: sda) © Sabrina Dämon

Bad Nauheim (sda). Martina Moore ist ein Energiebündel. Im Eiltempo fegt sie durch die Umkleiden des Usa-Wellenbads – im doppelten Sinn. Als Reinigungskraft ist sie Ansprechpartnerin für alles und sie verrichtet die schweißtreibenden Arbeiten, während sich andere abkühlen. Und Probleme in der Umkleide haben.

Noch eine Stunde, dann könnte Martina Moore ein ganzes Freibad für sich alleine haben. Will sie aber gar nicht. »Abends bin ich froh, wenn ich nach Hause komme.« Und bis dahin ist noch eine Menge los.

Neidisch darüber, dass sich Hunderte im Wasser erfrischen, während sie in der Hitze arbeitet, ist Martina Moore nicht. Auch nicht, wenn es 30 Grad sind, jeder um sie herum Badekleidung trägt und tropft. Und dass es im Umkleidebereich gefühlte zehn Grad mehr sind, lässt die Bad Nauheimerin recht kalt, »da habe ich mich dran gewöhnt«. Besser als andersherum: »Bei schlechtem Wetter ist es langweilig.« Weil nicht so viele Besucher kommen. Martina Moore arbeitet als Reinigungskraft – offiziell jedenfalls. Dazu ist sie Ansprechpartnerin für alle Sorgen, die bei den Badegästen auftreten – und das sind eine Menge.

Um 19 Uhr ist der Freibadtag vorbei. Zumindest für die, die Freizeit haben. Durch ihr Gehen verursachen sie jedoch noch eine harte letzte Stunde für Martina Moore. Die Umkleiden sind gut belegt, der Boden ist nass, die Duschabflüsse voller Haare. Die Bad Nauheimerin wischt durch die Gänge, füllt Klopapier auf (»Bei den Frauen alle zehn Minuten«), leert Mülleimer.

Dann klingelt es. Eine Mama mit viel Gepäck und einem Bollerwagen, in dem ein Kind sitzt, will gehen, passt aber mit Anhang nicht durchs Drehkreuz. Martina Moore öffnet die Tür. »Tschüss Süße, bis morgen«, ruft sie der Kleinen hinterher. Es scheint, als kenne sie fast jeden Besucher. »Ich mache das jetzt 16 Jahre, da habe ich schon manche Kinder groß werden gesehen.« Ihr Bereich ist die Umkleide, dazu gehören Toiletten, Duschen, Eingang. Und ein Raum, in dem Fundsache aufbewahrt werden.

»Ist das Handy inzwischen aufgetaucht?«; »Haben Sie meine Schlappen gefunden?«; »Ich suche mein Handtuch.« Unglaublich, wie viele Dinge im Freibad verloren gehen. Martina Moore findet die meisten wieder. Gestohlen wird nur selten, Diebe haben kaum eine Chance – »da passe ich auf«.

Um 19.30 Uhr will ein Mann in den Badebereich – seine Familie abholen, sagt er. »Jetzt ist sowieso Badeschluss, sie kommen jeden Moment«, antwortet Martina Moore.

»Aber...«

»Ich kann sie nicht reinlassen.«

»Ich habe sowieso kein Badezeug dabei.«

»Tut mir leid.«

Das ist nicht böse gemeint, sagt sie. Aber es sei schon vorgekommen, dass jemand mit dieser Masche ins Bad gegangen ist und nicht nach fünf Minuten mit Familie herauskam. Als sie sich auf die Suche gemacht habe, habe sie ihn im Becken entdeckt. »Da war ich ganz schön sauer.«

Sauer wird sie auch, als ein Raucher seine Zigarette auf den Boden wirft – etwa zehn Meter vom Aschenbecher entfernt. »Hier laufen viele Kinder«, weist sie ihn zurecht. Er entschuldigt sich, sie sagt, dass sie das nicht noch einmal sehen will.

Und so huscht sie in den letzten Minuten noch einmal durch den Bereich, wischt in der einen Minute die Böden, leert in der anderen die Mülleimer, steht in der nächsten im Eingangsbereich. »Bei 30 Grad ist es manchmal so, als hält hier ein Zug an.« Familien sammeln sich, Teenager richten vorm Spiegel ihre Haare (»Oh Gott, wie ich aussehe«, »Guck mich mal an«). Die meisten hatten einen schönen Tag im Freibad, aus dem sie mit einem Lächeln entlassen werden.

»Mir macht das viel Spaß, ich habe gerne mit Menschen zu tun«, sagt Martina Moore. Ein letztes Mal wischt sie deren Spuren aus den Umkleiden, dann beginnt auch ihr Feierabend. »Ende. Für heute. Aber morgen soll es heiß werden.« Und sicher nicht langweilig.

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