Kita-Essen: Eltern entscheiden selbst

Bad Nauheim (bk). Bei Eltern kochen schnell die Emotionen hoch, wenn es um das Wohl ihrer Kinder geht. Jüngstes Beispiel ist die Ankündigung der Stadt, die Preise fürs Kita-Essen um 55 Cent pro Portion anzuheben. Umgehend gab es heftigen Gegenwind, was den zuständigen Fachbereich zum Rückzug veranlasste.
In einem Schreiben an alle Eltern kündigte Fachbereichsleiter Peter Krank an, bezüglich der Preise bleibe zunächst alles beim Alten. Die Stadt suche einen neuen Caterer.
Bislang werden die Kindertagesstätten und die Stadtschule von der Gourmet-Werkstatt des Gesundheitszentrums Wetterau (GZW) beliefert. Ein Essen für Ü 3-Kinder kostet 3 Euro, für die Jüngeren nur 2 Euro. Die Frage, wie für solche Beträge überhaupt ein qualitativ hochwertiges Essen produziert werden kann, muss vorerst offen bleiben. Beide Geschäftsführer der Gourmet-Werkstatt sind derzeit nicht zu erreichen. Weil der Spüldienstleister des Caterers angekündigt hatte, 55 Cent pro Essen mehr zu verlangen, sollte diese Erhöhung weitergegeben werden.
»Die Eltern waren nicht begeistert, zumal von der Begründung mit den Spülkosten«, sagt Krank. Es mache keinen Sinn, sich mit den Eltern über diese Frage zu streiten. In Abstimmung mit dem Familienbeirat habe sich die Stadt deshalb entschlossen, den Vertrag zu kündigen und sich einen neuen Essenslieferanten zu suchen. »Bis Januar oder Februar sollten wir fündig werden. Bis dahin beziehen wir das Essen zum alten Preis von der Gourmet-Werkstatt«, erklärt der Fachbereichsleiter.
Die Eltern seien bereit, für hochwertiges Essen etwas mehr zu bezahlen als bislang. Diese Aussage von Krank darf wohl so interpretiert werden, dass die Eltern dagegen nicht willens sind, deutlich mehr für Nebenkosten wie das Spülen zu überweisen.
Krank ist zuversichtlich, im Großraum zwischen Gießen und Frankfurt einen neuen Caterer zu finden. »Wir agieren in enger Abstimmung mit dem Familienbeirat. Letztlich entscheiden die Eltern über die Nachfolgelösung.« Die Stadt gibt den Preis komplett an die Eltern weiter, subventioniert wird beim Essen nicht. Die Leitung der Stadtschule steige ebenfalls aus dem Vertrag mit der Gourmet-Werkstatt aus, werde sich selbst nach einem neuen Lieferanten umschauen.
»Die Gourmet-Werkstatt bedauert die Entscheidung der Stadt, schließlich wollen wir Essen verkaufen«, sagt GZW-Pressesprecherin Hedwig Rohde. Die vom Spüldienstleister angekündigte Preiserhöhung habe die Werkstatt weitergeben müssen, zumal die Essenstarife für Kitas und Grundschulen seit sechs oder sieben Jahren nicht angehoben worden seien. Die Situation sei für alle Beteiligten unerfreulich. Der Vertrag mit der Stadt werde in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst. »Unsere Preise sind unheimlich günstig. Die Stadt wird sich schwertun, einen Nachfolger zu finden, der ähnlich gute Konditionen bietet«, betont Rohde.
Was der Wegfall dieses Kunden für die Gourmet-Werkstatt bedeutet, wusste die GZW-Sprecherin nicht genau zu sagen. Laut Fachbereichsleiter Krank haben Tagesstätten und Schule bis zu 120 000 Essen pro Jahr bezogen. Der Caterer gibt auf seiner Internetseite an, etwa 7000 Essen pro Tag herzustellen, der Großteil geht an Kliniken. Durch die Kündigung des Liefervertrags vonseiten der Stadt werden der GZW-Tochter somit gut fünf Prozent des Umsatzes verloren gehen.