Kaiserin Sisi und ihr erweitertes Herz
Bad Nauheim (cor). Eine lange Vorbereitungszeit und viel Recherche waren erforderlich, ehe am Freitagabend die 43. stadthistorische Tafel der Arbeitsgemeinschaft Geschichte offiziell der Öffentlichkeit übergeben werden konnte. Die Tafel dreht sich um die Person von Kaiserin Elisabeth vom Österreich - besser bekannt als Sisi - und ihren Aufenthalt in Bad Nauheim.
Der Text der Tafel musste ausgearbeitet werden, zudem wurden Fotos und Grafiken zusammengestellt. Das Layout und die Herstellung übernahm der städtische Fachbereich Kultur.
Zur Einweihung in der Burgallee 12 erschienen viele Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Geschichte sowie Vertreter der Stadt und Bürgermeister Bernd Witzel. Zuvor hatten die Verantwortlichen Überzeugungsarbeit leisten müssen, weil die Zustimmung aller Wohnungseigentümer der Burgallee 12 erforderlich war und ein Einvernehmen über die Position der Tafel hergestellt werden musste.
Der Text erinnert an den Aufenthalt der Kaiserin im Sommer 1898 in Bad Nauheim. Wegen einer leichten Herzerweiterung hatte ihr ärztlicher Berater in Wien eine Kur im internationalen Herzbad Nauheim empfohlen. Die Kaiserin residierte in der Villa Kracht (Burgallee 12), die 1966 einem Neubau weichen musste. Der Bad Nauheimer Arzt Prof. Theodor Schott verordnete ihr Bäder im alten Badehaus 3. Zu ihren Spaziergängen zog es die Kaiserin in den Kurpark, den Hochwald oder den Frauenwald. Gerne hielt sich Sisi auch auf dem Johannisberg oder im Forsthaus Winterstein auf. Bad Nauheim zählt zu einer der letzten Besuchsstationen der Kaiserin, bevor sie in Genf Opfer eines Attentats wurde.
»Viele Bad Nauheimer leben noch heute mit den Erinnerungen an die vergangene Zeit«, sagte Bürgermeister Witzel. Auch im Rathaus werde seit Jahren auf den Aufenthalt der Kaiserin aufmerksam gemacht. Dort hängt eine historische Urkunde, die 1898 angefertigt worden war. Lange habe man sich nicht entscheiden können, ob die existierende große und schwere Gedenktafel aus schwarzem Marmor, die im Stadtarchiv gelagert ist, in der Burgallee aufgestellt werden soll. Wegen des großen Gewichts, der damit verbundenen Kosten und der Notwendigkeit, ein zusätzliches Schild mit entsprechenden Informationen anzubringen, entschloss sich die AG Geschichte schließlich, auf die Aufstellung der Originaltafel zu verzichten. Auf der Informationstafel, die jetzt aufgestellt wurde, ist der alte Gedenkstein abgebildet. Darunter befindet sich ein Foto der ehemaligen Villa Kracht. Auf der rechten Seite wurde ein Foto der Sisi-Büste eingefügt, welche die Kaiserin damals als persönliches Geschenk an Prof. Schott überreichte. Diese Büste befindet sich heute im Forsthaus Winterstein.
Die stadthistorische Tafel über den Aufenthalt Sisis mag auch daran erinnern, dass Bad Nauheim einst das Drei-Kaiserinnen-Bad genannt wurde, weil sich hier auch die deutsche Kaiserin Auguste Viktoria und Anna Fjodorowna, Gattin des letzten russischen Zaren und Schwester des Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein, zur Kur aufhielten.
»Die Arbeitsgemeinschaft Geschichte ist auch weiterhin bemüht, die Historie Bad Nauheims zu dokumentieren«, erklärte Sprecher Hans-Günther Patzke.