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Holzberg-Baugebiet: Breite Mehrheit im Ausschuss

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Von: Bernd Klühs

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Östlich der Römerstraße (im Hintergrund) will sich Rödgen breitmachen. Die Stadtverwaltung stellt einen Bebauungsplan für 38 Grundstücke auf.
Östlich der Römerstraße (im Hintergrund) will sich Rödgen breitmachen. Die Stadtverwaltung stellt einen Bebauungsplan für 38 Grundstücke auf. © Nici Merz

In der Vergangenheit wurde in Rödgen oft über Stillstand geklagt. Tenor: Der Stadtteil werde von der Bad Nauheimer Politik vernachlässigt. Jetzt soll ein neues Baugebiet ausgewiesen werden.

Es gibt zwei Gemeinsamkeiten: Sowohl in Nieder-Mörlen als auch in Rödgen soll ein neues Baugebiet ausgewiesen werden, Widerstand regt sich in beiden Fällen. Bei näherem Hinschauen existieren aber deutliche Unterschiede. Während Nieder-Mörlen in der Vergangenheit kontinuierlich gewachsen ist, zuletzt am Hempler, ist die Bevölkerungszahl in Rödgen mangels Erweiterungsmöglichkeiten gleich geblieben. An der Usa regt sich zudem gewaltiger Protest gegen eine Bebauung der Friedhoferweiterungsfläche (WZ vom Samstag), während an der Wetter nur eine kleine Gruppe von Anliegern des geplanten Baugebiets »Am Holzberg« über die Gründung einer BI nachdenkt.

Wie sich in der jüngsten Bauausschusssitzung zeigte, sehen Politiker und Verwaltungsmitarbeiter der weiteren Debatte über den B-Plan für das Gebiet östlich der Römerstraße gelassen entgegen. Wichtig für eine entspannte Diskussion ist die Haltung des Ortsbeirats. Dieses Gremium hatte sich nach einer Sitzung mit sehr großer Bürgerbeteiligung, die als harmonisch geschildert wurde, einstimmig für die Ausweisung von 38 Baugrundstücken auf einer Fläche von 2,6 Hektar ausgesprochen. Im Bauausschuss gab es zwei Gegenstimmen, prinzipiell sind allerdings alle Mitglieder für den B-Plan.

SPD gegen Investoren-Modell

Georg Küster, der gemeinsam mit seinem SPD-Fraktionskollegen Steffen Hensel gegen die Beschlussvorlage votierte, sieht die Entwicklung der Fläche durch einen Privatinvestor kritisch. Die Stadt hätte sich seiner Ansicht nach stärker bemühen müssen, die landwirtschaftliche Fläche selbst zu erwerben. Der Konter von Jürgen Patscha (Fachbereichsleiter Stadtentwicklung), die finanziellen Forderungen der Eigentümer seien eine Zumutung für die Stadtkasse gewesen, zieht nach Ansicht Küsters nicht. Durch ein spezielles Umlageverfahren, das auch in Bad Nauheim Süd angewandt worden sei, hätte die Verwaltung eine solche Preistreiberei verhindern können.

Patscha, Bürgermeister Klaus Kreß und die übrigen Fraktionen sind dagegen froh über den Investor aus Gießen. »Wir haben ihn nicht gesucht, er hat sich gemeldet. Ich hätte nicht gedacht, dass er alle Grundstücke erwerben kann«, sagte der Fachbereichsleiter. Seiner Ansicht nach ist eine Weiterentwicklung von Rödgen dringend erforderlich. »In den letzten 15 Jahren sind dort gerade mal sechs Neubauten entstanden«, erklärte Patscha. Nur mit Wachstum habe der Ort eine kleine Chance, neben Grundschule und Kita Dienstleistungsangebote wie einen Geldautomaten zu erhalten. Interessenten für die Grundstücke kämen vorwiegend aus Rödgen und anderen Stadtteilen Bad Nauheims.

B-Plan auf den Weg gebracht

»Die Attraktivität der Stadt strahlt jetzt auf die Wettertal-Orte Rödgen, Wisselsheim und Schwalheim aus, wo es bislang kein Wachstum gibt«, betonte Bürgermeister Kreß. Das Baugebiet werde von der Mehrheit der Bürger gewünscht und sei seit Jahren Bestandteil des Flächennutzungsplans.

Von einer »sanften Entwicklung« für Rödgen sprach Bernd Witzel (UWG). »Bislang hat man sich dort wie der Osten gefühlt, und da war schon was dran.« Scharfe Kritik übte er an der Haltung der SPD, die dabei sei, mit Unterstützung anderer Fraktionen alle Anstrengungen von Privatinvestoren kaputt zu machen. Bauträger würden abgeschreckt, zum Schaden der Stadt.

Auch FDP- und Grünen-Vertreter signalisierten Unterstützung. Benjamin Pizarro glaubt zwar nicht unbedingt an eine positive Wirkung auf die Infrastruktur, begrüßt den B-Plan aber trotzdem. Er könne als Vorbild für Wisselsheim dienen, wo die Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten um zehn Prozent geschrumpft sei. Grünen-Vertreter Dr. Mathias Müller lobte die vorgesehene Energieversorgung mittels Kalter Nahwärme.

Mit breiter Mehrheit machte der Ausschuss den Weg für die Aufstellung des Bebauungsplans »Am Holzberg« frei. Wird der Beschluss am 31. Oktober vom Stadtparlament bestätigt, kann Rödgen etwas wachsen.

38 Grundstücke auf 2,6 Hektar

Am nordöstlichen Ortsrand von Rödgen soll das 2,6 Hektar große Baugebiet »Am Holzberg« entstehen. Auf 38 Grundstücken können Wohngebäude mit 2,5 Stockwerken entstehen. Nach Angaben von Fachbereichsleiter Jürgen Patscha haben sich beim Privatinvestor aus Gießen bereits rund 90 Interessenten gemeldet. »Bewerber aus Rödgen und anderen Teilen Bad Nauheims sollen vorrangig berücksichtigt werden.« Kritik von Anwohnern, die Gebäude würden zu hoch, teilt Patscha nicht. Es dürfe nicht mehr wertvolle Fläche als nötig versiegelt werden, deshalb müsse im Vergleich zur umliegenden Bebauung etwas aufgestockt werden. Fragen der Verkehrserschließung und der zusätzlichen Belastung der Grundschulen sollen im Rahmen des B-Plan-Verfahrens beantwortet werden, das jetzt erst beginnt. Als problematisch sieht Patscha die Abwassersituation. Auch dafür werde aber sicher eine Lösung gefunden.

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