Häusers Flucht nach vorne

Bad Nauheim (bk). Was wäre die Welt ohne Klatsch und Tratsch? Im Bad Nauheimer Rathaus ist die berufliche Zukunft von Bürgermeister Armin Häuser seit Tagen Thema Nummer eins. Häuser tritt deshalb im Gespräch mit der WZ die Flucht nach vorne an: 2017 wird er nicht für eine zweite Amtszeit kandidieren. Eine Nachricht, die auch für seine CDU-Parteifreunde überraschend kommt.
Seit geraumer Zeit wird darüber spekuliert, ob sich der 52-jährige Bad Nauheimer Bürgermeister im kommenden Jahr erneut der Direktwahl stellen möchte. Wie die WZ aus zuverlässiger Quelle erfahren hat, sorgte Armin Häuser kürzlich in einem Gespräch mit der CDU-Spitze für Klarheit: Der 17. September 2017 ist sein letzter Tag auf dem Chefsessel des Rathauses. »Es gibt politische Aspekte, aber es ist auch eine Frage der privaten Lebensplanung«, nennt der Rathauschef auf Anfrage seine Beweggründe. Amüsiert hatte der CDU-Politiker zuletzt den immer neuen Gerüchten über seine Zukunft gelauscht. »Er wird Erster Kreisbeigeordneter«, stand ganz oben auf der Liste der »Informationen«, die Politiker aus der Union und anderen Parteien streuten, um sich am Mittwoch eines Besseren belehren zu lassen. Mit weitem Abstand folgen Ovag-Vorstandsmitglied, ein Wechsel in die Gesundheitsbranche oder nach Wiesbaden.
Der Bürgermeister versichert dagegen, keine Entscheidung getroffen, keinen Vertrag unterschrieben zu haben. Ein Abgang ohne Netz und doppelten Boden also? »Meine Frau hat schon vermutet, dass mir eine solche Aussage niemand glaubt«, sagt der Rathauschef lachend. Seine volle Arbeitskraft und sein Engagement gelte nach wie vor dem Bürgermeister-Posten und der Kooperation mit einer hervorragenden Verwaltung. »Ich schaue jetzt sicher nicht in die Jobbörse, um mir sofort etwas Neues zu suchen, sondern lasse die Sache auf mich zukommen.« Im Alter von 52 und nach 15 Jahren als Wahlbeamter müsse man sich aber ernsthaft die Frage nach Perspektiven stellen.
Soweit zur persönlichen Lebensplanung. Und die Politik? Häuser lässt durchblicken, dass es Dissonanzen inhaltlicher und persönlicher Art bei der Kooperation mit seiner Partei gegeben habe, wenn auch nicht mit der Führungsspitze. »Das ist normal in einer großen Familie wie der CDU.« Diese Konflikte flössen in eine solche Entscheidung ein, sie seien aber nicht allein ausschlaggebend. Das gilt nach Aussage des 52-Jährigen auch für das Thema Therme-Zukunft, wo er fast allein gegen die große Mehrheit des Parlaments steht.
»Jetzt zeigt sich, dass ein Neubau deutlich teurer wird als geplant und eine Anbindung an den Sprudelhof nicht möglich ist. Argumente, die ich für eine Sanierung angeführt habe, bestätigen sich«, merkt Häuser trotzdem an.
Strikt auf Parteilinie war er nie, auch nicht bei Tempo 30 oder dem Thema Rosenmuseum. Weniger wahrgenommen werde dagegen, was zusammen alles erreicht worden sei – von Kinderbetreuung über Flüchtlingsunterbringung bis zur Belebung der Trinkkuranlage. Auch die Fachmärkte auf dem Stoll-Areal seien mit der CDU auf den Weg gebracht worden. Ein Fehler, wie der Bürgermeister jetzt einräumt. »Das würde ich heute anders machen. Es lohnt sich nicht, für ein solches Projekt so hart zu kämpfen.« Persönliche Anfeindungen und eine Spaltung der Bürgerschaft seien die Folge gewesen.
»Plan A« ist Geschichte
Bei der CDU ist die Überraschung groß, wie Fraktionschef Manfred Jordis versichert. »Unser Plan A war es, mit Bürgermeister Häuser in den Wahlkampf zu gehen«, sekundiert Parteichef Oliver von Massow. Die Entscheidung Häusers müsse aber »mit großem Bedauern« akzeptiert werden. Der Stadtverband wird sehr wahrscheinlich mit einem eigenen Kandidaten bei der Direktwahl 2017 antreten. Dem Koalitionspartner UWG stehe es frei, ebenfalls einen Bewerber aufzustellen. Über geeignete Personen konnte sich die CDU noch keine Gedanken machen, Grund zur Eile bestehe nicht. »Armin Häuser hinterlässt auf jeden Fall große Fußstapfen«, sagt von Massow.