Förderverein denkt an Bürgerbegehren zur Therme
Bad Nauheim (bk). Bürgerbegehren – wieder einmal geistert der Begriff durch die politische Landschaft der Kurstadt, diesmal in Sachen Therme-Zukunft. Weil sich im Parlament eine Mehrheit für einen Neubau ohne Anbindung ans Badehaus 2 abzeichnet, melden sich der Förderverein der Kurstadt und die Bürgerinitiative Therme zu Wort.
»Sollte die Politik die Errichtung eines neuen Thermalbads ohne Andockung an den Sprudelhof beschließen, würde ich ein Bürgerbegehren initiieren. Voraussetzung ist, dass der Denkmalschutz eine Nutzung des Badehauses 2 für möglich erachtet«, sagt Klaus Neuhöfer, Vorsitzender des Fördervereins der Kurstadt. Er begibt sich damit in Gegensatz zur UWG, der er nach seinem Ausscheiden aus der CDU beigetreten war. Die Freien Wähler wollen nämlich den Neubau ohne Anbindung. »Es war ein Fehler, in die UWG zu gehen«, sagt der Vorsitzende, der kürzlich sein Stadtverordnetenmandat niedergelegt hatte.
In Sachen Sprudelhof-Einbeziehung ist Neuhöfer einer Meinung mit der BI. Darüber hinaus aber nicht: Während der Förderverein einen Neubau mit Anbindung wünscht, fordert die Bürgerinitiative die Sanierung des Altbaus, der durch einen unterirdischen Gang ans Badehaus 2 angedockt werden soll. Diesen Standpunkt haben BI-Sprecher bekräftigt, wobei sie aufs neue Therme-Gutachten reagieren.
Ein auf Bäderbau spezialisiertes Büro favorisiert einen Neubau ohne Anbindung ans Badehaus 2. Die Investitionskosten werden auf bis zu 24 Millionen Euro geschätzt, sechs Millionen mehr, als das Parlament als Obergrenze beschlossen hatte. Trotzdem will Erste Stadträtin Brigitta Nell-Düvel diese Variante empfehlen. Begründung: Zum einen lägen die jährlichen Betriebskosten um 200 000 Euro niedriger als beim Neubau mit Anbindung, zum zweiten gehe die Stadt so Problemen mit Denkmalschutzbehörden bezüglich der Badehaus-Nutzung aus dem Weg.
Albert Scherer, einer der BI-Sprecher und früher selbst Thermen-Planer, hält die Investitionssumme von 24 Millionen Euro für deutlich zu niedrig. »In Kooperation mit der Architektenkammer habe ich eine Berechnung angestellt und lande bei 28,4 Millionen. Letztlich wird die neue Therme 30 Millionen kosten.« Deshalb unternimmt die BI einen weiteren Anlauf, um die Politiker vom Sanierungskonzept zu überzeugen. Die Instandsetzung koste nur die Hälfte.
Die Frage der Finanzierung steht für die BI im Fokus. »Wir können keine Luftschlösser bauen, uns verschulden ohne Ende. Es geht um die Zukunft Bad Nauheims«, betont Scherers Mitstreiterin Gisela Steller. Wie die BI-Sprecher erklären, hätte ein 30 Millionen Euro teuerer Neubau erhebliche Konsequenzen für die städtischen Finanzen. »Allein Abschreibung und Zinsen sorgen für eine Belastung von 1,3 Millionen pro Jahr«, sagt Günter Hofmann. Hinzukämen die Betriebskosten. Scherer befürchtet einen Anstieg der Gesamtverschuldung von gut 50 auf über 80 Millionen Euro. Er hat sich an Landrat Arnold gewandt, der in seiner Funktion als Kommunalaufsicht den Bad Nauheimer Etat samt Krediten genehmigen muss.
Die BI hatte selbst schon mal über ein Bürgerbegehren nachgedacht, sich dann aber dagegen entschieden. »Uns wäre der Vorwurf gemacht worden, das Projekt zu verzögern«, erläutert Gisela Steller. Das will die BI nicht – im Gegenteil. Eine Sanierung könne im Frühjahr 2019 fertig sein, eine neues Thermalbad werde erst 2020 stehen.
Zudem fordert die BI die Stadtverordneten auf, schnellstens ein Zukunftskonzept auf den Weg zu bringen, um den Erhalt der Therme langfristig zu sichern. 2022 bis 2024 soll an der Stelle, wo sich heute die Sauna befindet, ein Wellness-Hotel entstehen. Erst dann würden Sauna und Wellness im Badehaus entstehen. Einbeziehen will die BI auch das ehemalige Balneologische Institut (Tagungsräume, Suiten, Hotelküche) und den ehemaligen Windmühlenturm (Weinlokal).
Die BI hatte Anfang des Jahres 6100 Unterschriften für den Erhalt des Altbaus und ihr Gesamtkonzept gesammelt. Steller: »Kürzlich haben wir vor der geschlossenen Therme erneut mit Bürgern gesprochen. Fast alle wollen ihr Bad mit der Bad Nauheimer Sole erhalten – sauber, ohne viel Wellness und mit Kosten, die im Rahmen bleiben.«