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Elvis-Freund George Klein im WZ-Interview

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© Matthias Luft

Bad Nauheim (mlu). Den Goldring an seinem Finger hat einst Elvis Presley getragen, der als Neuer in die Klasse kam, als Georg Klein die High School in Memphis besuchte. Heute ist Klein über 80 und ein gefragter Zeitzeuge. Denn bis zuletzt war er ein enger Vertrauter des King. Am Wochenende ist Klein beim Festival in Bad Nauheim.

Herr Klein, Ihre Radiosendungen drehen sich auch bald 40 Jahre nach dessen Tod um den King. Hatten Sie jemals einen Elvis-Hangover?

George Klein: Oh, Sie meinen zu viel Elvis? Nein, nein. Er hat so viel Gutes für mich getan und für andere Leute ebenfalls, man kann ihn einfach nicht nicht mögen. Als ich mal meine Versicherung nicht zahlen konnte, hat er das übernommen. Und sehen Sie diesen Ring? Den hat Elvis getragen und mir geschenkt, weil er mir so gut gefallen hat. Er war sehr großzügig, und wenn du gut zu ihm warst, war er gut zu dir. Wer ihm blöd kam, und da erinnere ich mich zum Beispiel an einige Jungs in der Highschool, den ließ er links liegen. Er war aber nicht der Typ, der andere runtermachte, er beachtete seine Gegner einfach nicht.

Hatte er denn viele Gegner?

Klein: Elvis fiel auf. Sein Haar, seine Kleidung. Besonders den Erwachsenen gefiel das nicht. Aber wenn sie ihnen kennenlernten und sahen, was für ein anständiger Kerl er war, akzeptierten sie das.

Ungewöhnlich scheint in diesem Zusammenhang, dass Elvis der Rebell, wohl ein enges Verhältnis zu seinen Eltern hatte.

Klein: Richtig, besonders seine Mutter hatte großen Einfluss auf ihn. Sie war eine sehr starke Frau, und wenn sie sagte ›Elvis, du solltest dich nicht mit diesem Typ oder jenem Mädchen treffen», dann war das für ihn Gesetz. Er folgte ihrem Rat, weil er wusste, dass er gut war.

Waren Sie auch jemand, auf dessen Rat er Wert legte?

Klein: Da musste ich sehr vorsichtig sein. Superstars haben ein Ego und Egos mögen keine Kritik. Kritik hatte daher auf jeden Fall konstruktiv zu sein, Aber es gab nur wenige Leute, auf die Elvis hörte, weil er wusste, dass er vielen Leuten, die ihm Ratschläge geben wollten, egal war. Bei mir konnte er immer sicher sein, dass ich es ehrlich mit ihm meinte. Trotzdem: Wenn ich ihm zu etwas riet, wählte ich meine Worte mit Bedacht.

Gab es wichtige Entscheidungen in Elvis’ Karriere, auf die Sie Einfluss genommen haben?

Klein: Da gibt es tatsächlich eine Geschichte. Das war nach dem 68er-Special, vor seinem Comeback in Las Vegas. Es gab ein Dinner auf Graceland und da waren diese Kerle, die ihm nichts als B-Seiten lieferten, also mittelmäßige Songs. Ich bat um ein Gespräch unter vier Augen und sagte zu ihm: »Elvis, Das 68er-Special war wunderbar, Du brichst alle Verkaufsrekorde, siehst aus wie drei Götter auf einmal, Du gehst nach Vegas, alles super. Aber die Jungs da am Ende des Tischs, von denen kriegst du schlechte Songs. Und die hast du gar nicht nötig.«

Und weiter?

Klein: Ich sagte: »Elvis, das Studio Nummer eins in Amerika befindet sich zehn Meilen entfernt von deinem Elternhaus in der Nähe unserer Highschool.« Ich rede von Chips Moman. Da waren damals Stars wie Roy Hamilton oder Neil Diamond. Ich sagte: »Elvis, das ist ein heißes Studio und du magst doch so kleine Studios. Er sagte »ja klar«, steckte sich eine Zigarre an, stand auf, straffte seinen Körper und sagte: »GK hat recht.«

Sie haben ihn also nach Memphis zurückgebracht?

Klein: Nun, ich habe ein bisschen dabei geholfen, und der erste Song, den er dort aufnahm, war »In the Ghetto«. Aber dafür habe ich ganz schön geschwitzt, denn er hätte ja auch sagen können: »Wie viele Platten hast du eigentlich aufgenommen? Wie viele Filme hast du gemacht?«

Aber Sie sind ein Kindheitsfreund, das bedeutet doch etwas?

Klein: Ja. Wie gesagt, er wusste, dass ich es gut mit ihm meine.

Hat er mit Ihnen über seine Militärzeit in Bad Nauheim gesprochen?

Klein: Nein, denn er vermisste Memphis so sehr. Er sagte lediglich Sachen wie, dass die Deutschen sehr nett seien, erzählte, dass sie zu seinem Haus kämen, um Bilder und Autogramme von ihm zu bekommen.

Elvis hat hier zum ersten Mal seine spätere Ehefrau Priscilla getroffen, Karate für sich entdeckt, was er später in seine Shows einbaute, und er ist wohl auch erstmals mit Drogen in Kontakt gekommen, mit Aufputschmitteln, die die Soldaten während der Manöver einnahmen. Daher frage ich mich, inwieweit die Jahre in Bad Nauheim Elvis’ Leben beeinflusst haben.

Klein: Vor allem war Elvis als Soldat aus dem Show-Geschäft raus. Ich denke, er hatte in Deutschland Zeit, sich darüber klar zu werden, was er will und auf wen er besser nicht hört.

Warum erschien Ihr Buch über Elvis so spät? Immerhin gehören Sie zu den Wenigen, die Elvis Presley persönlich kannten.

Klein: Das ist der Punkt. So viele Leute haben sich zu Elvis geäußert, nicht immer freundlich, vor allem längst nicht immer mit den besten Absichten. An diesem Rummel wollte ich mich nicht beteiligen. Irgendwann war es an der Zeit, einige Dinge aus der Welt zu räumen.

Was hat Sie am meisten geärgert, wo meinten Sie am ehesten, etwas richtigstellen zu müssen?

Klein: Einige Sänger behaupteten beispielsweise, er stehle ihnen ihre Musik. Dabei war er ein Türöffner für sie, er verhalf ihnen zu mehr Aufmerksamkeit. Leute wie James Brown etwa haben enorm von Elvis Presley profitiert.

Elvis’ Begeisterung für afroamerikanische Musik, besonders auch für Gospel, begann ja schon in seiner Kindheit. Hat er jemals darüber nachgedacht, sich für die Gleichberechtigung der Schwarzen zu engagieren?

Klein: Hat er, ja.

Auf der Bühne war er aber nicht politisch.

Klein: Nein, weil er wusste, dass das für die Karriere problematisch ist.

Wie ist es für Sie, erstmals in der Stadt zu sein, in der Elvis seinen Militärdienst absolvierte?

Klein: Wie gesagt, es ist die Stadt, aus der er weg wollte. Nichts gegen Deutschland, aber er wollte heim. Er wollte zurück auf die Bühne, singen, im Fernsehen sein. Er hat mir gegenüber niemals etwas Schlechtes über Deutschland gesagt. Er wollte einfach nur nach Hause. (mlu/Fotos: mlu/pv)

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