Einkaufen in der Wetterau ohne 2G-Regel: Wie läuft das Geschäft in Bad Nauheim und Friedberg?

Seit Anfang Februar ist die 2G-Pflicht im hessischen Einzelhandel passé. Einzelhändler in der Wetterau berichten über erste Kundenreaktionen.
Friedberg – Es darf wieder jeder einkaufen gehen, egal ob ungeimpft, geimpft oder genesen - Hauptsache mit FFP2-Maske. Welche Erfahrungen machen Geschäftsinhaber in Bad Nauheim und Friedberg seitdem?
Die ersten paar Tage nach den Lockerungen haben die Kunden beim Betreten automatisch das Handy gezückt«, erzählt Edith Holtmann. Die Inhaberin von Katies Spielewelt in der Friedberger Kaiserstraße hat dann gesagt: »Das dürfen Sie jetzt stecken lassen.« Seit 7. Februar ist die 2G-Regel im hessischen Einzelhandel aufgehoben. Nun darf wieder jeder Kunde – unabhängig von seinem Impfstatus – in allen Geschäften einkaufen gehen. Solange er dabei eine FFP2-Maske trägt, denn die ist seither Pflicht. Wie wirkt sich das auf die heimischen Geschäfte aus?
Einzelhandel in Bad Nauheim und Friedberg: Verunsicherung bei Kunden nach 2G-Urteil
Laut Jochen Ruths vom hessischen Handelsverband sei es schwierig zu beantworten, ob nun wieder mehr eingekauft werde. Der Präsident erzählt, dass der Februar traditionell einer der schlechtesten Monate sei, was den Umsatz angehe. Auch Jochen Rottgardt, Inhaber von Hinzen Herrenmoden in Bad Nauheim, sagt, dass der Februar kein typischer Erfolgsmonat sei. Die Besucherzahlen seines Ladens seien gleich geblieben. Er denkt, dass sich das ändere, sobald die Sonne öfter herauskomme und es Frühling werde. »Im Moment ist das Geschäft eher wetter- als 2G-abhängig.« Holtmann berichtet ebenfalls, dass der Betrieb »gefühlsmäßig gleichgeblieben« ist. Es kämen aber andere Kunden, solche, die unter der vorherigen 2G-Regel eben nur draußen bedient werden konnten.
Natascha Schmidt von »Erlebnis Bad Nauheim« beobachtet ein zurückhaltendes Kaufverhalten der Kunden. Zwar sei in den ersten Tagen nach Fall der Regel mehr Frequenz verbucht worden, derzeit herrsche aber eine »unheimliche Verunsicherung« in der Bevölkerung. »Bummeln und Shoppen steht gerade nicht auf der To-Do-Liste«, sagt die Vorsitzende des Gewerbevereins.
Einzelhändler in Bad Nauheim und Friedberg: Abschaffung von 2G »längst überfällig«
Es sei laut Ruths deutlich angenehmer, dass Kunden einfach so einkaufen gehen könnten – ohne Kontrolle. Auch für die Geschäfte sei es einfacher, sie müssten nicht mehr extra Mitarbeiter dafür abstellen. »Je nach Hausgröße ist das ein Logistikproblem«, sagt der Geschäftsmann, der Bekleidungsgeschäfte in Bad Nauheim und Friedberg führt. Extra jemanden für die Kontrolle einstellen sei eine Preisfrage, meint Holtmann. Im Spieleladen habe ihr Mann den Einlass kontrolliert, wodurch sie Beratungen und andere Arbeiten alleine gemacht habe. Das habe jedoch gut geklappt, sie könne sich nicht beschweren. »Bevor ganz zugemacht wird, kontrollieren wir eben.«
Die Abschaffung der 2G-Regel sei für Ruths »längst überfällig« gewesen. 80 Prozent der täglichen Einkäufe fänden ohnehin ohne 2G statt – nämlich in Supermärkten, Drogerien und anderen systemrelevanten Märkten. Schmidt sieht es genauso: »Schon vor Einführung war klar, dass der Einzelhandel kein Pandemietreiber ist.«
Einkaufen in Bad Nauheim und Friedberg ohne 2G-Regel: Schilder als Hinweis auf Maskenpflicht
Rottgardt begrüße die Abschaffung der Regel ebenfalls sehr. Entscheidend sei für ihn, dass er in seinem Laden keine Klassifizierung mehr vornehmen müsse – wer einkaufen dürfe und wer nicht. »Ich freue mich, keinem Kunden mehr sagen zu müssen: ›Sorry, Sie dürfen nicht rein.‹ Das ist keine gute Situation für Händler.«
Die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske für den Einzelhandel bewertet Ruths als »sicherlich nicht schädlich«. In seinen Geschäften hätten schon vor der Maßnahme 80 Prozent der Kunden mit einer FFP2-Maske eingekauft. Zu größeren Problemen sei es bislang nicht gekommen. Der Gewerbeverein hat zusammen mit der Stadt Bad Nauheim Schilder entworfen, die auf die Maskenpflicht hinweisen, was laut Schmidt sehr gut funktioniere.
Info: Mitarbeiter müssen keine FFP2-Maske tragen
Das Personal im Einzelhandel ist lediglich verpflichtet, eine Mund-Nasen-Bedeckung - nicht zwingend eine FFP2-Maske - zu tragen, schreibt der Handelsverband Hessen auf seiner Website. Damit seien medizinische Masken, also entweder sogenannte OP-Masken oder solche mit der Kennung KN 95/N95 und FFP 2 gemeint. »Das fällt unter den Bereich Arbeitsschutz«, sagt Präsident Jochen Ruths. Im Schnitt dauere ein Einkauf, beispielsweise in der Modebranche, 30 Minuten. »Wenn wir einen Kunden ausführlich beraten, ist er zwei Stunden hier.« Ein Mitarbeiter sei vielleicht aber vier Stunden im Einsatz, bevor er die erste Pause machen und die Maske absetzen könne.
Einzelhandel in Bad Nauheim und Friedberg: Kein 2G, dafür FFP2-Masken als Service für Kunden
Rottgardt habe schon Kunden sagen müssen, dass die FFP2-Maske Pflicht sei, weil sie mit einer anderen gekommen seien. Für solche Fälle halte Hinzen Herrenmoden Masken im Geschäft bereit, damit Kunden auch in diesem Fall einkaufen könnten. »Für die meisten ist das aber selbstverständlich«, sagt er. In Holtmanns Laden kämen die Kunden automatisch mit FFP2-Maske. Trotzdem halte sie welche als Service für Kunden bereit, die ihre vergessen hätten.
Ruths sagt, er und andere Geschäftsinhaber sind dankbar, dass das »Stoppschild Eingangskontrolle« nun passé sei. Auch Schmidt wertet dies »auf jeden Fall als Entlastung für Handel und Kunden«. (Kim Luisa Engel)