Ein Gewinn für beide Seiten

Bad Nauheim (dab). Kuscheltiere, Puzzle und Bücher, so weit das Auge reicht. Auf dem Schulhof der Stadtschule an der Wilhelmskirche sind zahlreiche Decken ausgebreitet. Auch Zauberwürfel, Sonnenbrillen und Puppenzubehör sind darauf zu finden. Die Kinder haben ihren Besitz durchgeschaut nach Sachen, die sie selbst nicht mehr brauchen, die sich aber noch gut verkaufen lassen.
Der Erlös ist für andere Kinder bestimmt - für Kinder aus der Ukraine, denen es nicht so gut geht wie den Stadtschülern.
Idee stammt von zwei Schülerinnen
Juell hat Puzzle zum Verkaufen am Stand seiner Klasse mitgebracht. Der Krieg in der Ukraine beschäftigt die Grundschulkinder genauso wie die Erwachsenen. Ja, vor allem im Ethik-Unterricht sprechen sie darüber, sagt der Viertklässler.
Vor dem Flohmarkt war der Redebedarf noch mal größer, auch in anderen Stunden, erzählt Schulsozialarbeiterin Julia Minke. Sie hat den Flohmarkt, der auch in der Außenstelle der Schule in der Rotdornstraße stattfindet, zusammen mit ihrer Kollegin Katharina Winter organisiert.
Die Idee dazu hatten aber Amalia und Bilyana. Amalia hatte schon mal Kleidung, Stifte, ein Malbuch und vieles mehr für ein ukrainisches Mädchen in ihrem Alter (10) gespendet. Es wäre schön, dachte sie, wenn man noch mehr helfen könnte. Das fand auch ihre Freundin Bilyana. Lehrer und Schulleitung waren schnell überzeugt, und die konkrete Umsetzung arbeitete dann die Klassensprecher-Runde mit Minke und Winter aus.
Und nun stehen die beiden Ideengeberinnen im Getümmel auf dem Schulhof, der für zwei Schulstunden zum Handelsplatz wird. »Jetzt passiert es wirklich«, sagt Amalia und strahlt übers ganze Gesicht.
Gemeinschaft erleben
Emma drückt derweil glücklich ein mit Pailetten besetztes Kuscheltier an sich, Lina, Sophia und Letti sitzen auf dem Boden und spielen mit Filly-Ponys. Die Schüler wechseln sich in Dreier-Teams beim Verkauf ab, damit jeder mal in Ruhe shoppen kann. Zwischendurch sind immer wieder Freudenschreie zu hören: »Wir haben schon über 60 Euro!«
Wie viel Geld am Ende für ukrainische Kinder gespendet werden kann, wird erst in ein paar Tagen feststehen. Immerhin sind es 28 Klassen, die Kassensturz machen müssen. Außerdem gab es zahlreiche Eltern, die mehr als die empfohlenen 5 Euro zum Einkaufen spenden wollten. Viele Töpfe also, die nun zusammengeworfen werden.
Es wird, so viel ist jetzt schon klar, nicht nur ein Gewinn für die Beschenkten sein. »Es ist toll zu sehen, dass die Kinder wieder solche Gemeinschaftserlebnisse haben«, sagt eine Lehrerin mit Blick auf die vergangenen zwei Corona-Jahre. Da war der Schulhof nahezu verwaist, weil die Klassen bisweilen zeitversetzt in die Pause gehen mussten. An jahrgangsübergreifende Aktionen wie den Flohmarkt war nicht mal ansatzweise zu denken.