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Bad Nauheimer bangt um sein Heimatland: »Der Westen muss der Ukraine helfen«

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Von: Jürgen Wagner

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In Lwiw bringt eine Soldatin einem Schüler das Schießen mit dem Maschinengewehr bei. Auch Bekannte von Sascha D. haben sich freiwillig zur Verteidigung ihres Landes gemeldet.
In Lwiw bringt eine Soldatin einem Schüler das Schießen mit dem Maschinengewehr bei. Auch Bekannte von Sascha D. haben sich freiwillig zur Verteidigung ihres Landes gemeldet. (Symbolbild) © dpa

Sascha D. aus Bad Nauheim berichtet von seiner Angst um sein Heimatland, der Ukraine. Er lebt seit rund 24 Jahren in Deutschland.

Bad Nauheim – Bomben fallen auf die Ukraine, Panzer rücken auf Kiew vor, der russische Diktator Wladimir Putin überfällt ein Nachbarland und die Welt schaut zu. In Frankfurt demonstrieren Ukrainer seit Tagen gegen die Invasion. Mit dabei ist auch der Unternehmensberater Sascha D. (39), der in Bad Nauheim aufwuchs und von seiner Angst um sein Heimatland berichtet.

Er habe »Angst um die Menschen in der Ukraine« und Wut »auf den, der die Schuld trägt«, sagt D. Den Namen »Putin« spricht er nicht aus, seine Wut richtet sich »in erster Linie auf ihn«. Aber auch auf dessen Eliten, »auf das Volk, das ihn gewählt hat, und auf den Westen«. Die Aggressionen gebe es seit 2014, als die Krim völkerrechtswidrig besetzt wurde und es »nur lasche Reaktionen aus dem Westen« gab. Nord Stream II zu bauen, sei falsch gewesen. »Dadurch hat er sich bestärkt gefühlt.«

Sascha D. kam mit 15 Jahren nach Deutschland. In Bad Nauheim, wo seine Eltern leben, ging er zur Schule. Jetzt lebt er als Unternehmensberater in Frankfurt. Was der Westen jetzt tun muss? »Viel härter gegen Russland auftreten. SWIFT abschalten und Russland das Leben so schwer wie möglich machen«, sagte D. dieser Tage.

Mann aus Bad Nauheimer bangt um die Ukraine »Es werden nicht nur militärische Ziele angegriffen«

Einige Länder hätten Abwehrwaffen geliefert, die Panzer zerstören. Dass der Westen sich militärisch zurückhalte, sei verständlich. »Die Ukraine ist kein Nato-Mitglied.« Dass Deutschland aber nur Helme liefere, sei beschämend. Dies hatte D. gesagt, bevor Deutschland die Lieferung von Waffen zusagt hatte.

Die meisten Mitglieder aus Sascha D.s Familie lebten in Deutschland. Ein Cousin lebt in der Nähe von Lwiw. »Wir haben gestern Morgen telefoniert. Er ist aufs Land geflüchtet.« Aber er habe die Bomben gehört, die einen in der Nähe gelegenen Militärflughafen zerstörten.

»Es werden nicht nur militärische Ziele angegriffen, sondern auch die zivile Infrastruktur und Wohnhäuser.« D. spricht von den Bildern eines russischen Panzers, der ein Auto überrollte, in dem ein älterer Mann saß. Andere Bilder zeigten Tausende Kämpfer des Tschetschenen-Führers Kadyrow, die sich zum Marsch in die Ukraine versammelten. D.s Stimme bricht beim Telefonat immer wieder ab. »Aus eigener Kraft kann die Ukraine das nicht schaffen«, sagt er.

Mann aus Bad Nauheimer bangt um sein Heimatland: Bekannte melden sich zum Militär

Und dann die Bilder von Luftangriffen. »Tausende Bomben fallen. Die Russen greifen mit Bodentruppen, Panzern, Schiffen und aus der Luft an«, sagt D. Die Lage scheint aussichtslos zu sein.

Viele Ukrainer seien verzweifelt. Halt geben ihnen die Kundgebungen, die in Frankfurt stattfinden. Sascha D. war schon dreimal dabei, hat für den Frieden demonstriert und sich seine Wut aus dem Leib geschrien. »Die Leute wollen sich mit Landsleuten austauschen, wollen sich gegenseitig beruhigen und Mut zusprechen«, erzählt D.

Er habe Bekannte, die sich freiwillig zur Armee gemeldet hätten. Für ihn komme das nicht in Frage. »Ich war nicht bei der Bundeswehr, habe keine militärische Ausbildung. Ich kann hier im Westen mehr bewegen.« Seine Aufgabe sieht er darin, die Politiker immer wieder aufzurufen, die Ukraine nicht alleine zu lassen. Der russische Präsident müsse endlich begreifen, dass er »nicht der Herrscher der Welt« sei. (Jürgen Wagner)

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