Nach Wohnungsbesichtigung: Tierheim lehnt Katervermittlung ab
Eine Friedbergerin will Kater Marlon aus dem Tierheim aufnehmen. Doch das Tierheim in Rödgen legt ein Veto ein. Darum scheiterte die Tiervermittlung.
Bad Nauheim – Eine Friedbergerin möchte einen Kater aus dem Tierheim holen. Doch nach der Besichtigung der Wohnung von einer Mitarbeiterin wird die Vermittlung abgelehnt. Das hat für einen Konflikt gesorgt.
Wer ein Tier aus dem Tierheim möchte, muss in den meisten Fällen nachweisen, dass er dem Tier ein passendes Zuhause bieten kann. Mitarbeiter der Tierheime kommen deswegen oft bei den potenziellen Tierbesitzern vorbei, schauen sich die Wohnung an und bewerten anhand zahlreicher Faktoren, ob es sich um ein geeignetes Heim für Tiere handelt.
In Bad Nauheim hat ein solches Vermittlungsverfahren kürzlich zu einem Konflikt geführt - nachdem die Tierpflegerin des Rödgener Tierheims entschieden hatte, dass die ausgesuchte Katze nicht vermittelt wird.

Kater wartet auf Vermittlung – seit einer Wohnungsräumung ist er im Tierheim
Ingilt Böhm hat sich dazu in einem Schreiben an die WZ-Redaktion gewendet. Wie sie berichtet, hatte sie in der Zeitung in der Rubrik »Wir suchen ein neues Zuhause« Kater Marlon gesehen. Dabei stand: »Marlon, ein etwa 2016 geborener kastrierter Kater, ist auf der Suche nach einem Zuhause, in dem er erst mal in Ruhe ankommen darf. Marlon wurde bei einer Wohnungsräumung gesichert und ins Tierheim gebracht.«
Aufgrund der Ereignisse sei er noch sehr verstört, ziehe sich vor den Mitarbeitern zurück. »Da Marlon bisher anscheinend noch nicht viele gute Erfahrungen mit Menschen gemacht hat, sucht das Team des Tierheims Wetterau in Bad Nauheim-Rödgen für ihn ein erfahrenes und geduldiges Katzen-Zuhause.« Zudem, hieß es, wäre es wichtig, dass Marlon Freigang hätte.
Ingilt Böhm schreibt: »Nach dem Tod meiner geliebten Katze besuchte ich den sechs Jahre alten Kater Marlon im Tierheim Wetterau in Rödgen.« Und: »Ich verliebte mich sofort in Marlon. Es beruht wohl auf Gegenseitigkeit, denn Marlon kommt sofort zu mir, wenn ich ihn rufe, er frisst mir bereits aus der Hand.«
Vermittlung von Kater Marlon scheitert nach Besichtigung einer Tierheim-Mitarbeiterin
Fünfmal habe sie ihn im Tierheim besucht und sich darauf gefreut, ihn bald aufnehmen zu können. »Aber nach der Besichtigung einer Tierheimmitarbeiterin bei mir zu Hause lehnte sie es ab, mir Marlon zu überlassen. Die Begründung lautet, es wäre alles so verbaut bei mir, ich wohne in einem Neubaugebiet in Friedberg.« Doch, sagt Böhm: »Ich lebe bereits seit 40 Jahren mit Katzen, und alle haben ein stolzes Alter erreicht. Ich kann Marlon ein gutes, katzengerechtes, gemütliches Zuhause bieten, mit Sicherheit ein besseres, als er es im Tierheim hat.«
Sie habe Verständnis und finde es in Ordnung, »dass man genau überprüft, wem man ein Tier überlässt«. Doch gerade deshalb, sagt sie, »ist es für mich nicht nachvollziehbar, dass man mir Marlon nicht geben will«.
Tierheim Wetterau: „Die Bedingungen vor Ort passen nicht zu diesem Tier.“
Wie es vonseiten des Tierheims heißt, habe die Nichtvermittlung nichts mit Böhm und ihrem Zuhause an sich zu tun. Es liege lediglich an dem von Böhm ausgesuchten Kater: »Das Haus ist katzengerecht«, sagt Tierpflegerin Regina McGee, die zur Vorkontrolle bei Böhm gewesen ist. »Aber für Marlon, diesen explizit scheuen Kater, ist die Gegend nicht geeignet. Links und rechts sind überall Häuser.«
Zudem handele es sich um eine Spielstraße, in der Kinder spielten. Kater Marlon hingegen brauche eine ruhige Gegend, »mit Rückzugsmöglichkeit« – etwa einen Wald oder eine Wiese in der Nähe. Bei sehr scheuen Katzen sei es wichtig, dass die Umgebung ruhig sei.
Im Tierheim komme Marlon nun langsam an, komme auch zu den Mitarbeitern und nehme Leckerlis an. »Das heißt auch, dass er sich ganz wohlfühlt. Er ist nur mit einer Katze im Raum, sie haben auch ein Freigehege. Die andere Katze ist sehr menschenbezogen, da kann sich Marlon was abgucken.«
Tiervermittlung abgelehnt - Entscheidung wurde im Tierheim-Team getroffen
Letztlich, sagt McGee, sei die Entscheidung für oder gegen eine Vermittlung immer eine, die im Team getroffen werde. Im Falle Marlon habe man sich gemeinsam gegen die Vermittlung entschlossen.
Der Vorsitzende des Vereins Tierheim Wetterau (Trägerverein des Kreistierheims in Rödgen), Heiko Färber, steht hinter der Entscheidung. Er sagt: »Wir haben als Tierheim eine Verpflichtung für die Tiere, die wir vermitteln. Der kommen wir nach, indem wir bestmöglich versuchen, die Tiere dahin zu vermitteln, wo es Sinn macht.« Die Entscheidung träfen ausgebildete Tierpfleger. Bei Marlon sei es eine Abwägung gewesen: »Wir haben die Bedingungen vor Ort gesehen und gesagt: Sie passen nicht zu diesem Tier.«
Für Ingilt Böhm jedoch ist die Entscheidung nicht nachvollziebar. Für Marlon, sagt sie, wäre ihr Zuhause besser gewesen als ein Raum im Tierheim. Nach der Absage habe sie sich anderweitig umgeschaut. Seit Kurzem habe sie eine Katze aus dem Katzenhaus in Bad Nauheim. (Sabrina Dämon)
Fälle wie dieser sind nicht der einzige Grund, um eine Tiervermittlung abzulehnen – so wird die Tiervermittlung regelmäßig vor Heiligabend eingestellt.