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Bad Nauheim: Reimen als Therapie - »Reimheitsgebot« im Theater am Park

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Von: Sabine Bornemann

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Reimen wirkt stimmungsaufhellend, ist Corinna Freudig überzeugt. Und es hilft gegen Unmut: »Mit Reimen kann man harten Stoff liebenswert verpacken«, sagt sie, und steht jetzt mit ihren »Versen gegen Ärger« auf der Bühne. FOTO; PM © Sabine Bornemann

Reimen als Therapie? Das hat Corinna Freudig für sich entdeckt und daraus ein Bühnenprogramm entwickelt. Denn: Reimen hilft gegen vieles.

Sie wollte sich den Unmut von der Seele texten. Corinna Freudig ging es wie vielen: In Zeiten von Corona und Lockdowns war sie oft zu Hause und es ging ihr viel durch den Kopf. Sie ist seit Kindertagen mit Gedichten und Reimen groß geworden. Und so hatte sie irgendwie immer Reime im Kopf und hat ihre ganz persönlichen »Verse gegen Ärger« aufgeschrieben, die sie jetzt in ein abendfüllendes Bühnenprogramm eingearbeitet hat. »Reimen kann wie eine Therapie sein«. »Reimheitsgebot« heißt das Programm, das sie am Freitag, 30. September, im Theater am Park zeigen wird. »Total passend für eine Kurstadt wie Bad Nauheim«, kündigt sie an. Es wird eine Mischung aus Poetry-Slam, Kabarett und Stand-up-Comedy sein.

Freudig ist überzeugt, dass das Reimen hilft und stimmungsaufhellend wirken kann. Deshalb möchte sie Tipps geben, wie das »therapeutische Reimen« auch anderen helfen kann - bei Unmut beispielsweise. Bei Unmut über die Welt, die Gesellschaft oder sich selbst. Immer augenzwinkernd, versteht sich.

Reimen als Therapie: Harten Stoff liebenswert verpacken

»Mit Reimen kann man harten Stoff liebenswert verpacken«, sagt Freudig. Das hat sie durch Gedichte von Joachim Ringelnatz oder Kurt Tucholsky gelernt. Genauer gesagt durch die »Morgenroutine« ihrer ihre Mutter - Lehrerin für Deutsch und Geschichte. »Ihre stets zeitaufwendige Morgentoilette nutzte sie gerne, um Gedichte zu lernen, die sie bei literarischen Abenden vortrug.« So saß Corinna morgens mit im Bad und hörte zu, wie Mama Heine, Erich Mühsam, Morgenstern oder Tucholsky rezitierte.

Heute reimt Freudig lieber selbst. »Man kann sich einen Reim auf vieles machen: auf das Putzen und Puzzeln«, meint sie. Deshalb hat sie in jeder Tasche ein kleines Notizbuch. Schreibt, wenn ihr etwas einfällt, oder spricht es bisweilen auch in die Diktierfunktion ihres Handys.

Reimen als Therapie: Corinna Freudig arbeitet ein Jahr an Programm

Wegen ihrer Liebe zu Sprache und Texten hat sie Bibliothekswissenschaften studiert, sich beruflich aber etwas anders orientiert. Sie arbeitet bei einer großen Firma zwar im Bereich Kommunikation und Marketing, setzt sich aber vorwiegen mit »harten Wirtschaftsthemen« auseinander, wie sie sagt. Lust, mit ihren Texten auf der Bühne zu stehen, hatte sie schon länger. Freudig ist viel ehrenamtlich an ihrem Wohnort Wiesbaden aufgetreten. Bei Veranstaltungen des Frauenserviceclubs Soroptimist oder im Kurzprogramm des dortigen Literaturhauses. »Das sah eine mir bekannte Winzerin und hat mich für eine Veranstaltung fest gebucht«, erinnert sich Freudig. Seither tritt sie vermehrt gegen Gage auf. So wie am Freitag im Theater am Park. Ungefähr ein Jahr hat sie an ihrem Programm »Reimheitsgebot« gearbeitet und passt es seither immer wieder an. »Mit Reimen ist der Blick auf das Aktuelle gleich leichter zu ertragen«, sagt sie. Spitz und scharfzüngig soll der Inhalt sein, aber auch stimmungsaufhellend und aktivierend.

Reimen als Therapie: »Gemeinsame Gruppensitzung«

Das Publikum lernt in einer »gemeinsamen Gruppensitzung« die Methode des therapeutischen Reimens kennen. Eine Gebrauchsanweisung soll ihr Programm aber ausdrücklich nicht sein. Damit meint sie, dass sie nicht erklären möchte, wie man reimt oder auf die passenden Verse kommen könnte. Vielmehr sind es gereimte Geschichten und Kabaretttexte. »Das Publikum muss im Theater am Park nicht aktiv mitarbeiten. Kann aber. Wie in einer ›echten‹ Gruppentherapie«, sagt Freudig.

Info: Auftritt am Freitag

Corinna Freudig präsentiert ihr erstes eigenes Kabarettprogramm »Reimheitsgebot« am Freitag, 30. September, um 20 Uhr im Theater am Park. Dieser Ratgeber der etwas anderen Art widmet sich einigen Entwicklungen und Begleiterscheinungen der vergangenen anderthalb Jahre - der neuen Lust am Supermarkt-Shoppen, dem schwarzen Fleck im grünen Umweltherz, dem homeofficegeschädigten Bewegungsapparat oder der Renaissance des Puzzelns.

Weitere Informationen über die Künstlerin und ihre Ideen gibt es online unter www.corinna-freudig.de.

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