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Corona: Bad Nauheimer Kinderarzt setzt aufs frühe Impfen - „Jeden Tag zahlreiche Anfragen“

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Von: Christoph Agel

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Prof. Arno Fuchshuber sitzt an seinem Schreibtisch und wundert sich nicht darüber, dass die Stiko mittlerweile auch die Impfung ab zwölf Jahren empfiehlt. Dass es bis zur Entscheidung so lange gedauert hat, wundert ihn hingegen schon.
Prof. Arno Fuchshuber wundert sich nicht darüber, dass die Stiko mittlerweile auch die Impfung ab zwölf Jahren empfiehlt. Dass es bis zur Entscheidung so lange gedauert hat, wundert ihn hingegen schon. © Nicole Merz

Kinderarzt Prof. Arno Fuchshuber hat in seiner Bad Nauheimer Praxis schon zahlreiche Jugendliche gegen das Coronavirus geimpft. Die Nachfrage ist groß.

Bad Nauheim – Aus der Politik kam ständig Druck. Die Stiko, die Ständige Impfkommission, solle doch endlich empfehlen, auch Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahre gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Doch die Stiko richtete sich nicht nach der Politik, sondern nach der Wissenschaft und den eigenen Einschätzungen. Am Montag kam dann doch die Empfehlung. Für Prof. Arno Fuchshuber, Kinderarzt in Bad Nauheim und Friedberg, kommt die Entscheidung nicht überraschend. Dass es so lange gedauert hat, wundert ihn aber. »Ich bin schon immer der Meinung gewesen, dass wir die gesamte Bevölkerung impfen müssen«, sagt der Arzt.

Fuchshuber hat in seiner Praxis in Bad Nauheim auch in den vergangenen Wochen schon junge Leute ab zwölf Jahren geimpft - mit den Vakzinen von Biontech und Moderna. Rechtlich sei er damit auf der sicheren Seite gewesen, habe die Europäische Arzneimittelbehörde doch schon längst die Freigabe erteilt. Daneben war und ist natürlich immer die Erlaubnis der Eltern entscheidend. Übrigens habe er auch schon gegen das Rota- und gegen das HPV-Virus geimpft, bevor die Stiko die Impfungen empfohlen habe.

Corona-Impfung bei Kindern in Bad Nauheim: Nebenwirkungen wie bei Erwachsenen

Bei Corona wisse man zwar, dass Kinder im Falle einer Ansteckung - mit einer der bisherigen Varianten - meist weniger schwer erkranken als Erwachsene, weshalb viele Leute gesagt hätten, Kinder müsse man nicht impfen. Doch seiner Ansicht nach gelte es eben doch, auch den Jüngeren das Vakzin zu verabreichen, da sie einerseits nicht so sehr auf das Masketragen und das Abstandhalten achten könnten, andererseits aber durchaus sich und andere anstecken, argumentiert Fuchshuber. Seine bisherigen Erfahrungen mit Nebenwirkungen bei Kindern unterscheiden sich nicht von denen bei Erwachsenen - sprich zum Beispiel Fieber, Kopfschmerzen oder Schmerzen an der Einstichstelle.

Er habe auch schon einen neunjährigen, schwerstbehinderten Jungen geimpft, weil bei ihm ein hohes Risiko bestehe, an einer Lungenentzündung zu erkranken, sagt Fuchshuber. Nicht nur das Alter spielt also eine Rolle, sondern auch die Verfassung des Patienten. »Das Immunsystem ist nicht so konstruiert, dass es ab zwölf anders funktioniert als mit elf«, sagt Fuchshuber.

Bad Nauheimer Kinderarzt auch für Corona-Impfungen bei den ganz Kleinen

Doch wie weit runter sollte oder könnte man gehen bei der Impfung gegen das Coronavirus? Ziemlich weit, wenn es nach Arno Fuchshuber geht: »Ein gesundes Neugeborenes hat ein kompetentes Immunsystem und ist in der Lage, auf eine Impfung zu reagieren.« Derzeit werde in Studien geklärt, in welchem Alter welche Dosis sinnvoll sei.

Aktuell sind aber erst mal Menschen ab zwölf Jahren an der Reihe. Während beim Blick auf die Bundesrepublik eine Impfmüdigkeit nicht zu übersehen ist, kann man das von der Kinderarztpraxis von Fuchshuber in Bad Nauheim und auch von zahlreichen seiner Kollegen in der Wetterau nicht behaupten. »Wir könnten noch mehr impfen, wenn wir die Zeit hätten«, sagt der Mediziner, der ausschließlich in seiner Praxis in Bad Nauheim, nicht in der Friedberger, gegen Corona impft. Pro Woche seien es etwa 50 Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren, die den Piks verabreicht bekämen.

Hohe Nachfrage für Impfungen von Kindern und Jugendlichen bei Bad Nauheimer Arzt

»Wir haben jeden Tag zahlreiche Anfragen von Eltern, die ihre Kinder impfen lassen wollen«, sagt Fuchshuber. »Da wir gerade erst anfangen, ist die Nachfrage groß.« Er spreche die Leute von sich aus an, und die meisten würden Ja sagen zur Impfung. Fuchshuber sieht einen entscheidenden Vorteil der Impfung in seiner Praxis: »Wir kennen unsere Patienten, kennen die Eltern, können gezielt informieren.«

Er habe den Eindruck, dass junge Menschen lockerer mit dem Thema Impfung umgehen, oft keine große Angst oder Sorge davor haben. Solche Ängste seien auch nicht realistisch, sagt der Kinderarzt. »Ängste entstehen in der Regel durch fehlende Aufklärung.« Stattdessen sei es die richtige Einstellung, wenn sich Jugendliche gegen Corona impfen lassen - aus Sorge um die Gesundheit, aber auch als Weg in die Freiheit im Alltag.

Bad Nauheimer Arzt warnt vor Nachlässigkeit im Umgang mit Corona

Fuchshuber rechnet damit, dass man sich künftig jedes Jahr gegen SARS-CoV-2 impfen lassen und der Impfstoff immer wieder angepasst wird, wie bei der Grippe-Impfung.

Bisher habe er noch keine schwer an Covid-19 erkrankten Kinder oder Jugendlichen behandeln müssen, leichte Erkrankungen in dieser Altersgruppe seien ihm aber schon begegnet, sagt der Wetterauer Arzt. Nachlässigkeit wäre aber aus seiner Sicht fehl am Platze. Covid-19 werde uns auch in Zukunft im Alltag begleiten, insofern sei es gut, sagt Fuchshuber, dass man an der Tankstelle, im Supermarkt, im Restaurant oder im Kino eine Maske tragen müsse. »Das bringt einem immer wieder ins Gedächtnis, dass man vorsichtig sein muss.«

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