1. Wetterauer Zeitung
  2. Wetterau
  3. Bad Nauheim

45-Millionen-Auftrag in Bad Nauheim? Baufirmen haben kein Interesse

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Bernd Klühs

Kommentare

Auf der Fläche neben dem Stoll-Gelände in Bad Nauheim sollte eigentlich gerade eine Salus-Klinik errichtet werden. Doch an dem 45-Millionen-Euro-Auftrag haben Bauunternehmen kein Interesse.

Bei einem Auftragsvolumen von 40, vielleicht sogar bis zu 50 Millionen Euro hätten große Bauunternehmen vor einigen Jahren noch alle Hebel in Bewegung gesetzt, um den Zuschlag zu erhalten. Inzwischen hat sich die Lage auf dem Baumarkt um 180 Grad gedreht. Heutzutage kann ein Investor froh sein, wenn er überhaupt noch eine Firma findet, die bereit ist, eines oder mehrere Gebäude zu einem halbwegs annehmbaren Preis zu errichten.

Genau in dieser schwierigen Situation befindet sich die Geschäftsführung der Salus-Kliniken, die gerne einen Neubau in Bad Nauheim hochziehen lassen würde. Eigentlich sollte Mitte 2018 begonnen werden, doch es findet sich einfach kein Generalunternehmer, versichert Ralf Schneide, Direktor der Salus-Klinik Friedrichsdorf. Aus dem Taunus-Städtchen, wo es keine Erweiterungsmöglichkeiten gibt, möchte das Reha-Krankenhaus in den Wetterauer Kurort umsiedeln.

Salus hat Hausaufgaben gemacht

»Die Planung des Bauvorhabens ist fertig und mit den verantwortlichen Personen der Stadtentwicklung abgestimmt. Gleichfalls sind die Baugrundstücke erworben, und erste Untersuchungen wie Bodengutachten sowie zum Arten- und Pflanzenschutz wurden durchgeführt«, hat der Klinikkonzern nach Angaben von Schneider seine Hausaufgaben gemacht. Er selbst und andere Entscheidungsträger des Unternehmens stünden nach wie vor zu dem geplanten Klinikneubau.

Schneider und seine Kollegen haben ganz auf das in mehreren europäischen Ländern tätige Bauunternehmen Goldbeck gesetzt, das die letzten vier Projekte der Klinkgruppe realisiert hat, zuletzt ein neues Reha-Haus in Hürth. »Leider hat diese Firma entgegen ursprünglichen Aussagen aufgrund von Kapazitätsengpässen von dem Bauvorhaben in Bad Nauheim Abstand genommen«, erklärt der Klinikdirektor. Das ist das bislang krassesten Beispiel, wie sich der anhaltende Bauboom auf die Entwicklung der Kurstadt auswirkt.

Investitionssumme steigt

Bis zur Stunde ist es Salus nicht gelungen, eine andere Baufirma zu finden, die »in unserem finanziellen Rahmen bauen kann«. Andere Generalunternehmer hätten erst gar kein Angebot abgegeben oder Offerten gemacht, die preislich nicht den Vorstellungen des Investors entsprächen. Wie der Klinikdirektor erläutert, könne sein Haus die Behandlung der Patienten nur über die üblichen Tagesvergütungssätze abrechnen. An diesen Einnahmen müsse sich die Kostenkalkulation ausrichten.

Der vor knapp zwei Jahren gegenüber der WZ genannte Kostenrahmen wird gleichwohl nicht mehr haltbar sein. Schneider: »Die Investitionssumme von 40 Millionen Euro wird nicht ausreichen.« Die Mehrausgaben könnten nicht zuletzt durch den Verkauf des Standorts in Friedrichsdorf gedeckt werden. Dort ist bereits ein größeres Wohnungsbauvorhaben ins Auge gefasst, dessen Investor jetzt ebenfalls Warteschleifen drehen muss.

Keine Angaben zum Baubeginn

Salus sei nach wie vor auf der Suche und gebe die Hoffnung nicht auf, einen geeigneten Generalunternehmer zu finden. Allerdings kann der Geschäftsführer zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Angaben zum Baubeginn oder zum anvisierten Fertigstellungstermin machen.

Bürgermeister Klaus Kreß ist über die Verzögerung und ihre Gründe genau informiert. Bereits Ende 2016 hatten die parlamentarischen Gremien grünes Licht für die Aufstellung eines Bebauungsplans gegeben. Dieser Plan ist allerdings noch in Arbeit, somit fehlt die Grundlage für eine Baugenehmigung. »Wie uns seit einiger Zeit bekannt ist, hängt der Investor im Zeitplan. Ansonsten hätten wir den Bebauungsplan vorgezogen«, sagt der Rathauschef. Er ist unverändert von einer Realisierung der Klinik-Pläne überzeugt.

Info

Klinik braucht mehr Betten

Das 2,6 Hektar große Gelände, das die Friedrichsdorfer Salus-Klinik in Bad Nauheim erworben hat, liegt südöstlich des Stoll-Areals zwischen Schwalheimer Straße und B 3. Zuvor hatten die Acker- und Wiesenflächen drei Eigentümer: Stadt, Bauträgerfirma Quadro und einen Landwirt. Alle stimmten dem Verkauf zu, der für die »Gesundheitsstadt« von größtem Interesse ist. Spätestens 2018 wollte die Klinikgruppe mit dem Neubau beginnen, der bereits 2019 bezogen werden sollte. Diese Pläne sind Schnee von gestern, wann der Startschuss fällt, ist völlig unklar. Die Reha-Klinik für Menschen mit verschiedenen Formen von Suchtproblemen und psychosomatischen Krankheiten möchte ihre Bettenzahl von 260 auf 290 aufstocken, kann am jetzigen Standort im Taunus aber nicht erweitern. In Bad Nauheim sollen eines Tages direkt neben den neuen Fachmärkten etwa 160 Angestellte beschäftigt sein. Ein Großteil der Mitarbeiter wohnt im Raum Gießen, ihnen käme der Umzug entgegen. Nicht weit weg, in Dorheim, gibt es bereits eine Salus-Klinik. Dort werden Patienten therapiert, die von illegalen Drogen abhängig sind. (bk)

Auch interessant

Kommentare