Entspannendes Panflötenkonzert in der Bonifatiuskirche
Zugunsten der neuen Orgel spielt der Panflötist Matthias Schlubeck zusammen mit der Harfenistin Isabel Moretón ein Programm, das Gelegenheit zur inneren Sammlung bietet.
Schon das Konzert des Panflötisten Matthias Schlubeck vor eineinhalb Jahren in der Bonifatiuskirche stieß auf hervorragende Resonanz, jetzt sorgte er dort gemeinsam mit Harfenistin Isabel Moretón für ebensolche Begeisterung. Zugunsten der neuen Orgel bot das Duo ein ausgesprochen entspannendes, in sich geschlossenes Programm. Einen empfindsamen Einstieg bildete der Siciliano (aus der Sonate Es-Dur BWV 1031), der entgegen der Werkübersicht wohl nicht von Johann Sebastian Bach, sondern eher von dessen zweitem Sohn Carl Philipp Emanuel stammen dürfte. Unterstrichen durch das langsame Tempo, gefiel das Duo mit seiner ruhigen Interpretation. Von heiter-beschwingter Art war hingegen das Vivace aus Georg Philipp Telemanns Sonate F-Dur. Getragen von farbiger Harfenbegleitung, spielte Schlubeck die Melodie geistig frisch und spritzig artikuliert. Sehr sensibel agierte das Duo im melancholischen Largo, verlieh der Musik hier nachdenkliche Züge. Das Allegro-Finale knüpfte vom Charakter an den Kopfsatz an und bereitete dank des lebendigen Vortrags ebensolchen Genuss.
Zum Dahinschmelzen sanft mutete das Air aus der Orchestersuite Nr. 3 von Johann Sebastian Bach an. Schlubeck und Moretón achteten erneut auf behutsame, nicht zu rasche Bewegung, hoben so die Besinnlichkeit hervor. Besonders gefiel, wie der Flötist die ausgedehnten Melodietöne in der Stärke wohldosiert an- und abschwellen ließ. Von unkomplizierter, kaum strapaziöser Art war auch die Sonate von Gaetano Donizetti mit dem klangschönen, etwas sentimentalen Larghetto und dem munteren, agogisch wie dynamisch differenziert zu Gehör gebrachten Allegro.
Die Ähnlichkeit der Panflöte zum Gesang bewog Schlubeck, die »Bel-Canto-Suite« von Guiseppe Concone und Mathilde Marchesi aufzuführen; die Komposition verwendet die Stimme wie ein Instrument. Hier förderte das Duo inspiriert melodische wie harmonische Nuancen zutage, bestach mit stilgetreuer Gestaltung.
Gelegenheit zur inneren Sammlung bot beispielsweise die »Meditation« op. 18 von Gabriel Verdalle in der subtilen Interpretation des Duos. Bildliche Assoziationen beflügelte das Solostück »Syrinx« des Impressionisten Claude Debussy, derart fantasievoll gelang es Schlubeck; er gewann der Komposition feinere Schattierungen ab, als sie viele Musiker der Querflöte zu entlocken vermögen, für die das Werk eigentlich gedacht ist.
Bei Jacques Iberts »Entr’acte« faszinierte die scheinbar mühelose Virtuosität des Flötisten, ehe das Konzert mit der »Meditation« aus der Oper »Thais« von Jules Massenet so friedlich-ruhig zu Ende ging, wie es begonnen hatte. Dem kräftigen Applaus der Hörer folgte eine Zugabe.
Sascha Jouini