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Wie aus der Zeit gefallen

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Der enge Stadtkurs in Monaco stellt die Formel-1-Piloten vor besondere Herausforderungen. © Imago Sportfotodienst GmbH

(sid). Wie meistert man Monaco? Eigentlich ist es »pures Glück«, sagt Lewis Hamilton. »Du schmeißt das Auto in die Kurve und hoffst, dass du irgendwie durchkommst.« So war es immer in den engen Straßen an der Cote d’Azur, und am Sonntag feiert dieses Roulette auf Rädern Jubiläum: Zum 80. Mal schon findet ein Grand Prix in Monaco statt - fragt man die Fahrer, bleibt er für immer Teil der Formel 1.

»Es ist ein toller Ort für ein Autorennen«, sagt Hamilton, »ein großes Privileg, dass wir hier fahren dürfen.« So wie der Rekordweltmeister sehen es auch seine Kollegen, das Problem liegt eher außerhalb der Cockpits: Die Beziehung der Rennserie zu ihrem Klassiker ist abgekühlt, und auch den Zuschauern bietet der Lauf eher selten Aufregendes. Der Große Preis von Monaco wirkt in der modernen Formel 1 in vieler Hinsicht aus der Zeit gefallen.

Christian Horner, Teamchef des Weltmeister-Rennstalls Red Bull, hat die Probleme einmal so zusammengefasst. »Wäre Monaco ein neuer Kurs, und sie würden sagen: ›Ihr bekommt von uns das wenigste Geld im ganzen Jahr und überholen könnt ihr hier auch nicht‹ - dann würde es dieses Rennen niemals in den Kalender schaffen.« Denn Monaco ist die Diva unter den Formel-1-Standorten. Das Geschäftsmodell der Königsklasse sieht vor, dass jede Rennstrecke eine Antrittsgage zahlt, nur das Fürstentum war da lange eine Ausnahme. Mittlerweile hat sich das geändert, doch die Einnahmen sind nicht vergleichbar mit dem Geld, welches die Formel 1 anderswo verdienen kann.

Es ist nicht das einzige Sonderrecht in der Geschichte dieses Rennens. Jahrzehntelang wurde die Wochenendstruktur eigens für Monaco geändert, mit einem freien Freitag und Trainings-Sessions schon am Donnerstag. Die Produktion des eigenen TV-Bilds und komplizierte Werbeverträge sorgten für Spannungen, zudem ist der traditionelle Termin Ende Mai ein Problem: Die Rennserie möchte ihren Kalender künftig gerne in regionale Gruppen aufteilen, dazu wäre Flexibilität wichtig.

All das sind Schwierigkeiten, von denen der Zuschauer kaum etwas mitbekommt. Ein Kernproblem ist allerdings auch der vermeintliche Höhepunkt des Wochenendes - das meist ziemlich ereignislose Rennen. Das seien eben »die Monaco-Gesetze«, sagt Nico Hülkenberg, »überholen war hier immer schwer und es wird immer schwer bleiben. Vor allem, wenn wir diese Riesenautos haben, die die Hälfte der Strecke einnehmen.« Im Schnitt gab es bei den vergangenen Monaco-Rennen nur noch vier Überholmanöver. Die Autos sind mittlerweile zwei Meter breit, teilweise mehr als fünfeinhalb Meter lang und 800 kg schwer. Diese Maschinen und dieser Stadtkurs - das passt kaum noch zusammen.

Zwar strebt die moderne Formel 1 viele neue Stadtkurse an und setzt dies ja auch schon um. Baku, Las Vegas und Dschidda sind aber nicht vergleichbar. Die Straßen sind dort breit wie Autobahnen, Fehler werden verziehen.

Monaco sei daher »der letzte echte Straßenkurs«, sagt Hülkenberg, »in Dschidda zum Beispiel gibt es Auslaufzonen. Das hier ist dagegen eine Leitplankenschlucht, ein enger, schmaler Tunnel.« Auch der Deutsche liebt die Strecke, trotz aller Probleme. »Das ist ein ikonischer Kurs, die ultimative Herausforderung«, sagt Hülkenberg.

Verstappen top

Max Verstappen hat im zweiten freien Training zum Großen Preis von Monaco die Bestzeit aufgestellt. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister und Wahl-Monegasse verwies am Freitag den einzigen echten Monegassen im Fahrerfeld bei dessen Heimspektakel auf den zweiten Platz. Charles Le-clerc musste sich im Ferrari aber nur um 65 Tausendstelsekunden dem Niederländer im Red Bull geschlagen geben. Dritter wurde Carlos Sainz, Nico Hülkenberg belegte im Haas den 15. Platz.

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