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Spießrutenlauf für Windhorst

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(sid). Lars Windhorst kam nicht zu Wort. Minutenlang stand der Investor am Rednerpult, immer wieder setzte der Unternehmer an - doch jedes Mal gingen seine Sätze in den Pfiffen und Buhrufen der Fans von Fußball-Bundesligist Hertha BSC unter. Was der 45-Jährige am Sonntag erlebte, glich einem Spießrutenlauf. »Windhorst raus!«, skandierten einige. Eingeschüchtert zeigte der sich aber nicht:

»Ob es den meisten gefällt oder nicht: Ich bin als Mehrheitseigner hier. Windhorst raus - das funktioniert faktisch nicht. Man kann mich nicht abwählen und meine Anteile stehen nicht zum Verkauf.«

Er war mit seiner Tennor-Gruppe 2019 bei der Hertha eingestiegen und hatte 375 Millionen Euro investiert. Seitdem spielten die Berliner dreimal gegen den Abstieg, schafften gerade erst den Klassenerhalt in der Relegation gegen den Hamburger SV. Obendrein hatte Windhorst für Aufsehen gesorgt, als er im März den Rücktritt des damaligen Präsidenten Werner Gegenbauer gefordert hatte. Jener war nach dem Machtkampf nun am Dienstag zurückgetreten. Für die Zukunft stellte Windhorst neues Geld in Aussicht und formulierte seine Vision. »Ich möchte, dass Hertha BSC extrem erfolgreich wird. Das ist mein Ziel«, so Windhorst: »Ich stehe nur für eine Richtung: Alles dafür zu tun, dass wir nach oben kommen.« Ein Neustart also.

Die Realität war jedoch vor allem Vergangenheitsbewältigung. Fredi Bobic bemühte sich, nach dem Beinahe-Abstieg die Wogen zu glätten. »Dafür trage ich komplett die Verantwortung. Wir haben Fehler gemacht«, gab der Sportgeschäftsführer zu. In einer 20-minütigen Rede verurteilte er interne Grabenkämpfe. Er forderte: »Am Ende wird es nur miteinander gehen.« Letztlich erhielt Bobic großen Beifall. Bis zum gewünschten Restart wird es jedoch ein weiter Weg. Zunächst wird auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. Juni der Gegenbauer-Nachfolger gewählt. Auch einen Ersatz für Interims-Präsident Thorsten Manske, der nach einem schwachen Ergebnis (64,2 Prozent gegen ihn) bei einem Abwahlantrag mit sofortiger Wirkung zurücktrat, wird es brauchen. Aus blieb indessen der Super-Gau, die komplette Abwahl des Präsidiums. Fabian Drescher, Anne Jüngermann, Peer Mock-Stürmer, Ingmar Pering und Norbert Sauer überstanden das Votum. Doch über den Berg ist Hertha BSC längst nicht.

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