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Liebe und Rivalität

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Im Doppel stets gemeinsam, müssen Greet Minnen (r.) und Alison van Uytvanck in Karlsruhe im Einzel gegeneinander antreten.
Im Doppel stets gemeinsam, müssen Greet Minnen (r.) und Alison van Uytvanck in Karlsruhe im Einzel gegeneinander antreten. © AFP

(sid). Am Ende des Duells, das keiner wollte, hatten sich Alison van Uytvanck und Greet Minnen wieder richtig lieb. Am Netz fielen sie sich in die Arme, herzten sich innig und beendeten ihren ungewohnten Wettstreit mit einem Kuss - beide waren erleichtert, den Kampf um Punkte, Preisgeld und Prestige überstanden zu haben. Die Beziehung der beiden Belgierinnen hatte in Karlsruhe offensichtlich keinen Schaden genommen, trotz der Rivalität, die sie in den zwei Stunden zuvor auf dem Platz ausleben mussten.

Alison Van Uytvanck, 25 Jahre alt und bereits mit drei Titeln auf der WTA-Tour dekoriert, setzte sich gegen ihre vier Jahre jüngere Lebensgefährtin mit 6:4, 1:6, 6:1 durch und zog in die zweite Runde des Sandplatzturniers ein. Greet Minnen, als Nummer 123 der Weltrangliste als Außenseiterin ins Match gegangen, musste dagegen auf den gemeinsamen Auftritt im Doppel hoffen - das Miteinander gefällt beiden aber ohnehin deutlich besser.

Beim Grand-Slam-Höhepunkt in Wimbledon hatten sie sich einen gemeinsamen Traum erfüllt. Seite an Seite erreichten sie die zweite Runde und nutzten die Aufmerksamkeit, um ihr Anliegen in die Öffentlichkeit zu tragen. Van Uytvanck sagte der englischen Tageszeitung »Guardian«, sie hoffe auf mehr Coming Outs - auch unter männlichen Spielern: »Ich glaube, die Leute würden dadurch mehr Selbstvertrauen bekommen.«

Ihren gemeinsamen Weg gehen van Uytvanck und Minnen seit drei Jahren mutig und ohne zu zweifeln. Warum auch nicht? »Ich bin homosexuell, nicht krank«, sagte van Uytvanck, derzeit die Nummer 66 der Welt. Minnen sprach mit dem britischen »Telegraph« über die Vorteile einer Beziehung zwischen zwei Tennisprofis, wie sie auch Dominic Thiem und Kristina Mladenovic oder Jelina Switolina und Gael Monfils führen.

»Es kann hart sein, wenn man sich nicht sieht«, sagte Minnen, »aber es ist auch sehr schön, weil sie dich versteht und wir darüber reden können, wenn wir Probleme auf dem Platz haben. Das ist eine große Hilfe.« Für Minnen zahlt sich trotz der Niederlage in Karlsruhe die Beziehung zur erfahrenen Partnerin sportlich aus. Seit dem vergangenen Jahr verbesserte sie sich in der Weltrangliste um fast 200 Plätze.

Durch diesen Sprung im Ranking stieg jedoch auch die Gefahr der gefürchteten Aufeinandertreffen. »Es wäre wirklich seltsam«, hatte van Uytvanck noch im Mai über ein mögliches Duell gesagt: »Wir waren noch nicht in dieser Situation, und ich möchte eigentlich auch nicht darüber nachdenken.« Vorbereitet war das Paar dennoch, auch wenn es »wirklich komisch und nicht einfach« sei, »es auf dem Platz auszublenden, wenn man sich so gut kennt«, sagte Minnen.

»Alles in allem sind wir mit der für uns ungewohnten Situation aber gut umgegangen«, sagte van Uytvanck den »Badischen Neuesten Nachrichten«. Mit emotionalen Ausbrüchen hielten sich beide Belgierinnen zurück, bei strittigen Bällen einigten sie sich fair, einen Schiedsrichter hätte dieses (Familien-)Duell sicher nicht gebraucht.

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