Frauen in der Formel 1? Boss Domenicali eiskalt: „Wenn nicht so etwas wie ein Meteorit einschlägt“
Stefano Domenicali, Geschäftsführer der Formel 1, vergleicht Chancen für Frauen in der Königsklasse des Motorsports mit denen eines Meteoriten-Einschlags.
Spa-Francorchamps – Kurz vor dem Ende der Formel-1-Sommerpause äußert sich der Rennserien-Geschäftsführer Stefano Domenicali dazu, wie er die Zukunft von Frauen in der Formel 1 sieht. Für seine finstere Prognose bemüht er einen durchaus gewöhnungsbedürftigen Vergleich. Eine Britin ist momentan am nächsten an der Formel 1 dran und könnte damit die bislang einzigen beiden Frauen, die jemals an einem Grand-Prix-Rennen teilnahmen, beerben.
Domenicali will fördern, sieht aber kaum Chancen für Frauen
Auch in Zukunft sind die Aussichten, eine Frau während eines offiziellen Formel-1-Grand-Prix zu sehen, wohl eher getrübt. Zwar stellt Stefano Domenicali hervor, dass in der Formel 1 Bestrebungen herrschen würden, den Weg für Frauen zu ebnen, jedoch räumt auch er ein, dass er nicht erwarte, „dass eine Frau in den nächsten fünf Jahren in die Formel 1 kommt“. Eine Fahrerin dürfte es nach der Einschätzung des Formel-1-Chefs somit in näherer Zukunft nicht geben, „wenn nicht so etwas wie ein Meteorit einschlägt“, so der Italiener weiter.
Wofür die Metapher des Meteoriten genau stehen solle und wie stark dessen Einschlag sein müsste, um das in seinen Augen Unmögliche geschehen zu lassen, ließ Domenicali offen. Eine Förderung von Fahrerinnen besteht momentan zum Teil in der W Series, die Rennserie, in der exklusiv nur Frauen antreten dürfen. Die zehn Rennen werden jeweils am selben Wochenende in den Orten ausgetragen, in denen gerade die Formel 1 gastiert. Damit ist aber auch klar, dass allein bezüglich des Umfangs, die Frauen-Serie deutlich hinter der Königsklasse der Männer – die Formel 1 bestreitet 22 Rennen in dieser Saison – hinterherhinkt. Beim Großen Preis von Belgien gibt es schonmal kein Pendant der W Series.
Jamie Chadwick holt Superlizenz-Punkte in der W Series
Momentan scheint es so, als ob mit Jamie Chadwick eine Britin die größten Chancen darauf hat, sich den Traum von der Formel 1 zu erfüllen. Die Fahrerin dominiert die W Series nach Belieben und steht nach zwei Gesamtsiegen in den Saisons 2019 und 2021 diese Rennsaison erneut an der Spitze. Von bisher sechs ausgetragenen Rennen konnte sie am Ende fünf für sich entscheiden. Da es seit 2021 Superlizenzpunkte in der W Series, die Voraussetzung für eine Fahrererlaubnis in der Formel 1 sind, zu holen gibt, konnte sich Chadwick auch dort schon Lorbeeren verdienen. Außerdem ist sie nun schon im dritten Jahr in Folge als Entwicklungs- und Testfahrerin beim Formel-1-Rennstall Williams Racing unter Vertrag.
Sollte Chadwick, entgegen der Prognose von Domenicali, das Kunststück gelingen, tatsächlich bei einem Grand Prix der Formel 1 an den Start zu gehen, würde sie die Nachfolge zweier Italienerinnen antreten. Maria Teresa de Filippis ging in den 1950ern dreimal an den Start und Lella Lombardi gelang 1975 sogar, als erste und einzige Frau in der Formel 1, ein Punktgewinn. Danach und davor herrscht jedoch große Leere, wenn es darum geht, Fahrerinnen bei einem Grand Prix ausfindig zu machen. (dpa/sch)