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Ende der Partywochen Doppelpacker Werner entscheidet Spitzenspiel

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Nun hat es die Frankfurter Eintracht doch erwischt. Die Hessen müssen erstmals seit mehr als zwei Monaten wieder die Überlegenheit eines Gegners anerkennen. Der VfL Wolfsburg entführt verdient drei Punkte.

Es kommt nicht darauf an, gegen wen, sondern wie Deutschland in der EM-Qualifikation spielt. So viel zum Thema Auslosung.

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So viel zum Thema Bayern-Wende: Ob eine Wende eine Wende ist, das weiß nur, wer bereits die Kurve gekriegt hat und nicht, wer gerade erst in sie hinein fährt.

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Die wöchentliche Handelfmeter-Lotterie. Ziehung wie beim Lotto live im Fernsehen. Diesmal aus Sinsheim. Die Diskussion dreht sich im Kreis. Vorschlag zur Güte: In der Grauzone zwischen offensichtlicher Absicht und erkennbarer Hand-Losigkeit im Strafraum darf der Schiedsrichter auf indirekten Freistoß entscheiden. Aber ich weiß: illusorisch.

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Absicht. Laut Regel 12 Grundbedingung für einen Elfmeterpfiff. Ein abstrakter Begriff, scheinbar klar, aber schwammig, da Ansichtssache. Besser wäre: Hand ist Hand, und die Konsequenz liegt in der des Schiedsrichters. Mit dem Videoassistenten als Helfer, nicht als Vorgesetztem. Aber: siehe oben.

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Nach den Tagesaktualitäten zu den vermischten Meldungen. Mauro Icardi von Inter Mailand, Torschützenkönig in Italien, hat sich bei seinen Mitspielern bedankt. Jeder bekam eine Rolex im Wert von 2600 Euro. Denn »ohne euch wäre das nicht möglich gewesen«, beteuert er dankbar. Die Süddeutsche Zeitung kommentiert vorwurfsvoll: »Nur seine Frau erhielt nichts.« – Warum auch? Wie viele Assists weist die Statistik von Signora Icardi auf? Als Rolex-Ignorant googele ich Preislisten im Internet. Bandbreite: von 7690 (»Submariner«) bis 145 990 Euro (»Pearlmaster«). Und Icardi speist seine Mitspieler mit Billigheimern ab, der Knauser!

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»Ansto? vom Samstag, Rückblende 1: Fury vs. Wilder. Dessen Kampfrekord (zu anderen »Rekorden« später): 40 Fights, 40 Siege, 39 durch Knockout. »Wie viele Journeymen waren wohl unter Wilders Gegnern? Ich weiß es nicht. Ich tippe auf ungefähr 35.« – In der Nacht zum Sonntag endete der Kampf unentschieden. Schlagender Beweis, dass kein Journeyman im Ring stand. Ziel dennoch erreicht: Beide bleiben ungeschlagen und daher dick im Geschäft.

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Rückblende 2. Ich formulierte Karl Marx in Richtung Eintracht um (vor dem Dämpfer von gestern): »Hier wird Fußball zum Jubel der befreiten Kreatur, und das Opium der Fans ist der Speed eines rasenden Dreiecks.« – Tags darauf Schlagzeile in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: »Fußball, du geiles Opium«. Schreibt der (einer meiner Lieblings-) Schauspieler Fahri Yardim in der FAS- Serie »Denk ich an Sport«. Kürzer, knapper, besser.

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Zu weniger schönen Schlagzeilen des Wochenendes. Rakhim Kuriyev (5) aus Tschetschenien stellt mit 3202 Liegestützen in zwei Stunden und 30 Minuten einen Altersklassen-Weltrekord auf, »offiziell« notiert für und aufgenommen in das Guinness-Buch der Rekorde. Frage: Was ist irrsinniger – dass der Bub ins Buch der Rekorde kommt, oder dass es das Buch der Rekorde überhaupt gibt?

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Noch eine Höchstleistung. »Achtjährige tanzt an der Stange«, meldet Bild online. Zu sehen soll es in »Das Supertalent« gewesen sein, irgendwo auf RTL noch was (ich will mich da nicht auskennen). Auf dem Bild- Bild sieht man ein kleines Mädchen im knappen Trikot an der Stange. Gäbe es Einschalt-Messungen nach Volksgruppen, wie hoch läge die Quote unter Päderasten? Bei 100 Prozent?

Sexismus von Stab zu Stab. Auf dem Plakat für das Düsseldorfer Hallen-Meeting der Leichtathleten sieht man eine Stabhochspringerin beim Anlauf von hinten. Ebenfalls knappes Trikot. Nach Sexismus-Vorwürfen wurde die Rückenansicht überklebt. Protest: »Zum Sexismus gehört meiner Meinung nach auch, Frauen zu sagen, dass sie ihren Körper nicht zeigen dürfen, wenn sie es möchten«. Sagt Hallen-Weltmeisterin Sandi Morris, das Motiv des Plakats. Sexismus sei zwar ein Problem im Sport, ihr Fall sei aber kein Beispiel dafür. Oder, in meinen Worten: Zwischen den knappen Trikots bei Kinder-Stabtanz und Frauen-Stabhochsprung besteht kein kleiner, sondern ein gewaltiger Unterschied. Wer harmlose Po-Plakate überklebt, verharmlost wahren, üblen Sexismus.

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Zu schlechter Letzt: Bei einem Halbmarathon in China sind 258 Läufer beim Abkürzen erwischt worden, als sie sich vor dem Wendepunkt in die Büsche schlugen und auf der anderen Seite auf den Rückweg machten. Die Organisatoren waren entsetzt. »Beschämend. Marathonlauf ist nicht nur ein Sport, sondern auch eine Metapher fürs Leben.«

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Na, wenn das so ist, haben die Betrüger ja ein realistisches Bild des Lebens abgegeben: Wer trickst und schummelt, kommt schneller voran. Schöne Arbeitswoche noch! (gw)

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(www.anstoss-gw.de mit gw-Blog »Sport, Gott & die Welt« / Mail: gw@anstoss-gw.de)

Die Partywochen von Eintracht Frankfurt sind nach elf Pflichtspielen ohne Niederlage vom VfL Wolfsburg jäh beendet worden. Der DFB-Pokalsieger unterlag den Niedersachsen am Sonntagabend vor 48 000 Zuschauern mit 1:2 (0:1) und verpasste dadurch den Sprung auf den zweiten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga.

Admir Mehmedi in der 31. Minute und Daniel Ginczek (68.) trafen zum verdienten Sieg für die Gäste, die sich mit 18 Punkten auf Rang acht verbesserten. Die Hessen, die letztmals am 26. September beim 1:3 in Mönchengladbach verloren hatten, rutschten mit 23 Zählern auf Platz fünf ab. Luka Jovic erzielte den einzigen Frankfurter Treffer (87.).

»Wie wir gefightet und als Mannschaft unser Tor verteidigt haben, macht mich stolz«, sagte Wolfsburgs Mittelfeldspieler Maximilian Arnold. »Es war ein geiles Spiel.« Frankfurts Abwehrchef Makoto Hasebe sagte: »Wir haben zu leichte Gegentore zugelassen und unsere Chancen nicht genutzt. Wolfsburg hat gut verteidigt und es unseren Stürmern schwer gemacht.«

Wie erwartet schickte Eintracht-Trainer Adi Hütter wieder seine derzeit stärkste Startformation um das offensive Traum-Trio Sébastien Haller, Jovic und Ante Rebic auf den Platz. Und die Hessen legten auch gleich gut los. Schon nach zwei Minuten gab Filip Kostic den ersten Warnschuss in Richtung VfL-Tor ab.

Noch gefährlicher wurde es in der 10. Minute, als Rebic im Wolfsburger Strafraum zu Fall kam und Schiedsrichter Sascha Stegemann zunächst auf den Elfmeterpunkt zeigte. Auf Hinweis des Video-Assistenten verlegte der Referee den Tatort jedoch nach außerhalb und gab nur Freistoß, der nichts einbrachte.

Die Eintracht kontrollierte das Spiel und kam durch Jonathan de Guzmán (14.) zur größten Chance. Der Defensivspieler traf jedoch nur den Pfosten. Von den Gästen war offensiv nichts zu sehen – bis zur 27. Minute. Bei einem Konter wurde Wout Weghorst frei gespielt, dessen Schuss aber an die Oberkante der Latte prallte.

Die Eintracht überhörte das Warnsignal und wurde fünf Minuten später für ihre Nachlässigkeit in der Defensive bestraft. Dieses Mal hatte Mehmedi freie Bahn und überwand Nationaltorhüter Kevin Trapp mit einem Schuss ins lange Eck.

Der Gegentreffer nahm den Hausherren etwas den Schwung. Gefahr entwickelte Frankfurt bis zur Pause nicht mehr. Nach dem Wechsel drängte die SGE mit Macht auf den Ausgleich, die beste Chance bot sich aber wieder den Gästen. John Anthony Brooks (55.) köpfte den Ball aus Nahdistanz über das Tor.

Wolfsburg hatte sich nun heftiger Attacken des Europa-League-Teilnehmers zu erwehren, blieb bei seinen Gegenstößen aber stets gefährlich. 22 Minuten vor Ultimo belohnte Ginczek mit einer feinen Direktabnahme zum 2:0 die engagierte Leistung des VfL. Angetrieben von den eigenen Fans bäumte sich die Eintracht zwar noch einmal auf, konnte dem Spiel aber trotz des späten Anschlusstreffers von Jovic keine Wende mehr geben.

Doppelpack-Serientäter Timo Werner hat RB Leipzig auf Rang drei der Fußball-Bundesliga geschossen. Beim 2:0 (2:0) über Borussia Mönchengladbach traf der Nationalspieler vor 41 939 Zuschauern in der 3. Minute sowie in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Es war bereits das vierte Mal in dieser Saison, dass der 22-Jährige doppelt traf.

RB-Trainer Ralf Rangnick konnte auf seine derzeit stärkste Mannschaft zurückgreifen. Auch die bei den beiden 0:1-Niederlagen beim VfL Wolfsburg und bei RB Salzburg fehlenden Mittelfeldspieler Kevin Kampl und Marcel Sabitzer sowie der in der Europa League nicht einsatzfähige Diego Demme standen wieder im Kader. Und vor allem die Rückkehr der Leipziger Mittelfeld-Achse machte sich bei strömendem Regen bezahlt. Von der ersten Minute an waren Kampl und Sabitzer in der Vorwärtsbewegung sowie Demme als Abräumer mit die auffälligsten RB-Akteure. Sabitzer bereitete mit einem sehenswerten Doppelpass mit Werner auch das 1:0 vor.

In einem Spiel, das durch hohes Tempo geprägt war, hatte Leipzig durch die größere Effizienz im Abschluss Vorteile. Denn Borussia hätte durchaus treffen müssen. Lars Stindl hatte zwei sehr gute Möglichkeiten, scheiterte beide Male am stark reagierenden Peter Gulacsi im RB-Tor. Und Thorgan Hazards Nachschuss konnte Ibrahima Konaté gerade noch stören.

Vorentscheidenden Charakter hatte das 2:0 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. RB konterte über Werner und Yussuf Poulsen, Gladbachs Torhüter Yann Sommer verließ zu früh den Strafraum, so dass Werner keine Mühe hatte, zu vollenden.

Nach der Pause ließ RB die Borussia kommen, ohne dabei Gefahr zu laufen, überrumpelt zu werden. Lediglich bei einer Hazard-Flanke, die von Dayot Upamecano abgefälscht wurde und am Pfosten landete (75.), war der Tabellenzweite einem Treffer nahe.

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