Die halbe Miete

Schau mal, FC Bayern München: Der FC Liverpool und der seinen Vertrag verlängernde Jürgen Klopp knacken die Abwehrmauer des FC Villarreal.
Verfrühte Gratulationen wehrte Jürgen Klopp ab wie lästige Fliegen. »Kurz vor dem Klo in die Hose gemacht ist immer noch in die Hose gemacht«, sagte der Teammanager des FC Liverpool nach dem beeindruckenden 2:0 (0:0) gegen Bayern-Schreck FC Villarreal: »Deswegen hilft nah dran zu sein auch nichts. Kurz vor der Toilette ist immer noch nicht cool.« Doch vielleicht lässt sich ja schon mal ein Knopf öffnen. Schier endlose Kombinationen, quälendes Monster-Pressing - nur die fehlende Effizienz gibt den Spaniern noch eine leise Resthoffnung auf ein Wunder. Die Reds dominierten die Gäste im Halbfi-nal-Hinspiel der Champions League nach allen Regeln der Fußball-Kunst. Das Offensivspiel der Klopp-Elf glich einer Lehrstunde - auch für den FC Bayern.
»Es war ein brillantes Spiel. Super Tore, eine Spitzenklasse-Leistung«, schwärmte Klopp, der beschwingt von den jüngsten Erfolgen Lust auf mehr bekommen hat. Dabei hatte er erst vor wenigen Wochen eine Verlängerung ausgeschlossen - nun bleibt er bis mindestens 2026.
Den Schritt begründete er auch augenzwinkernd mit dem Wunsch seiner Ehefrau. »Ulla will bleiben. Und was macht ein guter Ehemann, wenn seine Frau bleiben will? Er bleibt. Der wichtigste Vertrag, den ich in meinem Leben unterschrieben habe, ist der mit Ulla. So hat es auch jetzt begonnen. Wir saßen am Küchentisch, und Ulla sagte: ›Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir 2024 hier weggehen.‹«, sagte Klopp.
Es macht ihm einfach Spaß. Dabei ist in der Champions League das Finale noch längst nicht erreicht. »Wir wissen, dass wir noch nicht durch sind«, sagte er im Hinblick auf das Rückspiel am Dienstag (21.00 Uhr/Amazon Prime).
Die Münchner waren nach zwei schwachen Auftritten im Viertelfinale überraschend an Villarreal gescheitert. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann fand gegen den tief stehenden Außenseiter kaum spielerische Lösungen und lief in gefährliche Konter - anders Liverpool. 19:1 Torschüsse, 737:272 Pässe, 73 Prozent Ballbesitz: Fast im Minutentakt rollte eine Angriffswelle nach der nächsten auf die Abwehrmauer Villarreals zu. Doch es dauerte ganze 53 Minuten, bis das Bollwerk geknackt wurde. Pervis Estupinan fälschte unter höchstem Druck eine Flanke ins eigene Tor ab, kurz darauf traf Sadio Mane (55.).
»Wir wollten ein drittes Tor erzielen, aber von diesem Moment an ist es sinnvoll, dass wir das Spiel kontrollieren, und das haben wir getan«, sagte Klopp. Das »knappe« Ergebnis lässt das überforderte Team von Unai Emery jedoch am Leben. Auch der deutsche Erfolgstrainer weiß, dass in Villarreal »eine herausfordernde Atmosphäre« herrscht.
Vorher wartet das Spiel bei Newcastle United. Doch trotz des prall gefüllten Terminkalenders bleibt Liverpool im Rennen um vier Titel unbeirrt auf Kurs - das historische »Quadruple« ist nah.