In zwei Fällen relegiert der KOL-Dritte
(ub) Auf- und Abstiegsregelungen werfen im Fußball zuweilen Fragen auf, die gar nicht so leicht zu beantworten sind. Ende Mai, nach dem letzten Spieltag der Saison 2010/2011, könnte es hierzulande zu einer solch kniffligen Konstellation durchaus kommen, wobei die Mannschaften des FV Bad Vilbel die Hauptrollen spielen.
Während nämlich die Erste der Brunnenstädter in der Verbandsliga Süd als einer von nicht mehr allzu vielen Kandidaten für den Direktabstieg oder die Abstiegsrelegation anzusehen ist, segelt deren »Zweite« unter der Regie von Coach Thomas Mahlau in der Kreisoberliga Friedberg auf direktem Aufstiegskurs und hat - sollte in der Endabrechnung der aktuell mit 75 Zählern punktgleiche Titelrivale SC Dortelweil die Nase vorne haben - zumindest die Aufstiegsrelegation schon jetzt so gut wie in der Tasche.
Käme es tatsächlich so, dass die FV-Reserve den qualitativen Sprung packt, die erste Mannschaft allerdings die Verbandsliga-Segel einholen muss, wären rein theoretisch beide Teams in der Gruppenliga Frankfurt West direkte Kontrahenten. Doch eine sportliche Entwicklung dieser Art, also die Präsenz zweier Mannschaften des gleichen Vereins in einer Liga, ist nach den Verfügungen des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) im Seniorenbereich nicht gestattet. Daraus ergeben sich folgende Szenarien:
Fall 1: FV Bad Vilbel I in der Verbandsliga Direktabsteiger, FV Bad Vilbel II Meister der KOL Friedberg.
Die Folgen: Kein Aufstieg für den FV Bad Vilbel II, der Vizemeister (aktuell SC Dortelweil) hat direktes Aufstiegsrecht in Richtung Gruppenliga West, der Rangdritte (aktuell Türk Gücü Friedberg) bestreitet die Aufstiegsrelegation.
Fall 2: FV Bad Vilbel I in der Verbandsliga Direktabsteiger, FV Bad Vilbel II Vizemeister in der KOL Friedberg.
Die Folgen: Der Kreisoberliga-Meister steigt planmäßig auf, anstelle des FV Bad Vilbel II spielt der KOL-Dritte die Aufstiegsrelegation.
Fall 3: FV Bad Vilbel I Teilnehmer der Verbandsliga-Abstiegsrelegation, FV Bad Vilbel II Meister der KOL Friedberg.
Die Folgen: Packt Bad Vilbel I im Nachhinein den Klassenerhalt, steigt Bad Vilbel II wie vorgesehen auf, während der KOL-Zweite lediglich über Platz eins in der Aufstiegsrelegation Gruppenliga-Status erlangen kann. Scheitert Bad Vilbel I in der Relegation, bleibt Bad Vilbel II trotz der Meisterschaft in der KOL Friedberg. Der an den Aufstiegsspielen teilnehmende »Friedberger« KOL-Vizemeister rückt dann auf jeden Fall in die Gruppenliga - und zwar unabhängig davon, welche Position in der Aufstiegsrelegation herausspringt.
Fall 4: Bad Vilbel I muss in der Verbandsliga die Abstiegsrelegation bestreiten, Bad Vilbel II nimmt zeitgleich als KOL-Vizemeister an der Aufstiegsrunde zur Gruppenliga teil.
Die Folgen: Es bleibt abzuwarten, welche Ergebnisse die Entscheidungsrunden bringen. Hält Bad Vilbel I die Verbandsliga, kann Bad Vilbel II als Gewinner der Relegations-Vierergruppe das Aufstiegsrecht wahrnehmen. Fällt Bad Vilbel I jedoch durch das Sieb, nutzt der FV-Reserve Platz eins in der Relegation überhaupt nichts, während der in dieser Vierergruppe Tabellenzweite zu Aufstiegsehren käme.
Fall 5: Klingt zunächst mal sehr verlockend, bringt aber - weil dem Erfindungsreichtum allzu schlauer Zeitgenossen durch in dieser Frage eindeutige HFV-Bestimmungen klare Grenzen gesetzt sind - selbst Kreisfußballwart Rainer Dreut (Nieder-Weisel) zum Lachen. Der Grundgedanke: Beim Verbands-Spielausschuss den Antrag stellen, den FV Bad Vilbel II - sollte er direkt oder nach der Relegation aufsteigen dürfen - einfach in die Gruppenliga Frankfurt Ost delegieren. Dann käme man der Bad Vilbeler »Ersten«, müsste sie in der Verbandsliga tatsächlich die Koffer packen und ab August in der Gruppenliga Frankfurt-West spielen, erst gar nicht in die Quere.
»Völliger Unsinn«, meint Dreut, »denn ob West oder Ost, Gruppenliga bleibt Gruppenliga«. Der Möglichkeit, auf der gleichen sportlichen Ebene zwei Teams eines Vereins starten zu lassen, habe der Verband durch diesbezügliche Regeln nun mal eine klare Absage erteilt: »Und das ist auch gut so«.