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Wetterauer Profis unterm Baum

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(mn) Besinnliche, ruhige Feiertage oder Business as usual? Einmal abschalten oder gerade jetzt Topleistungen bringen? Wir haben mit ­Profi­sportlern und -Funktionären aus der Wetterau über Heiligabend und die Zeit zum Jahreswechsel gesprochen; über Termindruck, über weihnachtliche Rituale und ­Gewohnheiten.

»Wenn andere Menschen frei haben, sorgen wir für deren Unterhaltung. Aber das ist eben ein Teil des Jobs, den ich so sehr liebe«, sagt Radek Krestan vom Eishockey-Zweitligisten EC Bad Nauheim und besinnt sich auf die Vorteile seiner Berufswahl. »Ich habe im Laufe der Karriere viele Städte gesehen, Dinge erlebt und Menschen und Freunde kennengelernt – das wäre in einem normalen Beruf wohl nicht möglich gewesen.« Am Freitagabend noch haben die Roten Teufel gespielt, und schon morgen Mittag geht’s zur Vorbereitung für das Spiel am Montag in Freiburg wieder auf das Eis. Zeit für die ­Familie bleibt nur wenig. »Wir kennen das ja nicht anders. Für uns ist das Normalität«, sagt Martina, mit der Radek Krestan seit 20 Jahren liiert ist und zwei Kinder (Tobias 8/Ella 4) hat. Der Baum ist seit Tagen geschmückt, Plätzchen stehen auf dem Tisch, die Kinder haben ganz klassisch ihre Wunschzettel an das Christkind geschrieben. Auf den Tisch kommen heute Abend Kartoffelsalat und Lachs.

»Zu Hause ist es Tradition, einen Karpfen zu kaufen, diesen einige Tage in der Badewanne zu halten und dann an Heiligabend zu essen«, erzählt Radek Krestan, der seit 2003 bei Klubs der ersten und zweiten deutschen Liga unter ­Vertrag steht, von Ritualen aus der Heimat. Eine Schuppe komme anschließend ins Portemonnaie. Sie soll – so die Sage – Geld bringen im kommenden Jahr.

Besinnliche Zeit?! Benjamin Hoppe lacht. Am Mittwoch hat der Eishockey-Schiedsrichter die Partie in Schwenningen geleitet, am Montag pfeift er in Duisburg, am Mittwoch in Ingolstadt und am Freitag in Straubing. Nur zwei Tage bleiben, um sich von der weihnachtlichen Stimmung treiben zu lassen. »Ja, da versuche ich schon, etwas runterzufahren. Aber letztlich kenne ich das auch nicht anders, und ich finde es auch gut so. Das Pfeifen macht mir Spa?, sagt der 27-Jährige.

Heiligabend wird traditionell mit den Eltern in Bad Nauheim gefeiert, ohne Tannenbaum, »aber mit weihnachtlicher Dekoration« und dem entsprechenden musikalischen Hintergrund aus dem Radio, wenn auf dem Raclettegrill das Essen zubereitet wird. Tags darauf geht’s zu Verwandten in den Vogelsberg.

Konstanz – Mörlen – Konstanz: Konstantin Poltrum, Torwart beim Handball-Zweitligisten HSG Konstanz, pendelt an den Feiertagen. Zwei Tage nur bleibt der 22-Jährige in seiner Heimat, dann geht’s auch schon wieder zurück an den Bodensee, wo am Montag das Heimspiel gegen Neuhausen/Ems auf dem Programm steht. Die Familie wird auf der Tribüne die Daumen drücken. »Die Zeit für Entspannung und Besinnlichkeit ist in diesem Jahr sehr knapp bemessen. Da wir in der Tabelle aber in einer guten Position sind, ist zumindest der erste Feiertag trainingsfrei«, sagt Poltrum. Was heute Abend auf den Tisch kommt, weiß der Keeper noch nicht: »Ein traditionelles Essen gibt es nicht. Aber ich bin mir sicher, dass es lecker sein wird.«

Donald Lutz feiert Weihnachten am anderen Ende der Welt – in Australien. Dort sammelt der Baseball-Profi im Winter Spielpraxis. Den Tannenbaum hat der 27-Jährige schon geschmückt. »Da hängen sogar gar einige Kugeln aus der Wetterau dran«, sagt er. Gefeiert wird in Downunder wie in den Vereinigten Staaten, wo der Friedberger seit Jahren lebt, erst am 25. Dezember. Freunde hat er eingeladen, nach mehr als fünf Jahren feiert Donald Lutz zum ersten Mal wieder mit seinem Bruder Sascha, der ebenfalls in Australien lebt. »Sein Geschenk liegt schon unterm Baum.« Gemeinsam werde das Essen zubereitet; von Kartoffelsalat über Schinkenvariationen bis zu Garnelen. Weihnachtliche Stimmung sei angesichts des prallen Spielplans noch keine aufgekommen. »Ich vermisse das Fest zu Hause mit der Familie. Aber die Situation ist, wie sie ist, und ich versuche, das Beste daraus zu machen«, sagt Lutz, dessen Verlobte Larissa zum Jahreswechsel nach Australien kommen wird.

Weihnachtsfeiern, Einladungen, Events. Bei Fanclubs, Sponsoren oder auch intern beim FSV Mainz 05. Dag Heydecker aus Steinfurth, einer von fünf Geschäftsführern beim Fußball-Bundesligisten, war bis gestern jeden Abend verplant. Heiligabend verbringt der 56-Jährige mit seiner Familie zu Hause in Ingelheim am Rhein. Am Nachmittag geht’s in die Kirche, nach dem traditionellen Weihnachts­essen (Kartoffelsalat und Würstchen) folgt die Bescherung. Am zweiten Weihnachtsfeiertag trifft sich die Verwandtschaft dann in Ober-Mörlen, ehe ab Dienstag die Termine im Kalender stehen, »für die vorher keine Zeit geblieben war«.

Die Winterpause in der Regionalliga Südwest ist lang – und entsprechend auch die fußballfreie Zeit. Marco Meyerhöfer, Profi beim 1. FC Saarbrücken, ist schon seit einigen Tagen zu Hause in Burg-Gräfenrode. »Hier bin ich auch geografisch weit weg, kann richtig abschalten, den Kopf freikriegen.« Der 21-Jährige kommt verletzungsbedingt auf nur vier Einwechslungen während der Vorrunde. In der fußballbegeisterten Familie wird traditionell gefeiert.

Heute steht Kartoffelsalat auf dem Tisch, am ersten Feiertag trifft man sich bei der Oma. Und – auch das ist klassisch – die Geschenke hat Meyerhöfer »auf den letzten Drücker« besorgt.

St. Antönien in der Schweiz. 350 Einwohner »und wahrscheinlich ebenso viele Kühe«, sagt Florian Naß und schmunzelt. Hier, in der kleinen Siedlung im Kanton Graubünden, findet der TV-Journalist aus Ober-Mörlen seinen »geistigen Jahresausgleich«. Seit 1973 fährt der Rad- und Handball-Experte mit der Familie über Weihnachten und Silvester dort hin, um abzuschalten. »Ich lese aber Zeitung, und inzwischen gibt es dort auch eine Internetverbindung. Ich bleibe also am Ball«, sagt Naß. Beim gebürtigen Frankfurter stehen an Heiligabend ganz traditionell Kartoffelsalat und Würstchen auf dem Tisch.

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