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Warum das Training beim FC Karben an die StarWars-Saga erinnert

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Von: Michael Nickolaus

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Das Schnaufen auf dem Günter-Reutzel-Sportfeld erinnert an Darth Vader. In einer Studie testet der Fußball-Kreisoberligist FC Karben den Effekt von Atemwiderstandtraining auf das Lungenvolumen.

Den einen oder anderen hatte man anfangs gehörig fluchen hören. Zumindest hörte sich das, was da gedämpft während dem Training auf dem Fußballplatz zu vernehmen war, danach an. Übungseinheiten mit Maske, mit eingeschränkter Atmung - das ist eben ungewohnt. Die anfängliche Skepsis bei den Kreisoberliga-Kickern des FC Karben hat sich schnell gelegt. »Das Projekt hat einen wissenschaftlichen Hintergrund. Ich finde das unheimlich spannend. Ob’s was bringt, werden wir sehen. Ich bin völlig neutral an die Sache herangegangen und gespannt«, sagt Harez Habib. Der Spielertrainer selbst, einst in der Regionalliga für Hessen Kassel und die Nationalelf von Afghanistan am Ball, steht ohne Maske da. Er muss das Training leiten.

»Die Profis trainieren ja nicht ohne Grund mit Masken. Und wenn man als Amateur-Fußballer diese Erfahrungen sammeln kann, dann ist das doch eine tolle Sache«, sagt Turgay Kuzpinari, der 23-jährige Flügelmann im KOL-Kader. Er ist einer von sieben Spielern, die eine Maske tragen.

Die Maske erschwert das Atmen

Trainiert wird nach dem Überlastungsprinzip, das man vom klassischen Muskelaufbau kennt. Die Maske erschwert das Atmen. »Das Training ist deutlich anstrengender. Man bekommt viel weniger Luft«, sagt Kuzpinari. Trainiert wird aktuell auf Stufe 2. Vier Widerstandsstufen haben die Masken von Hersteller »Phantom« (Stückpreis: 100 Euro), die bereits im Sommer von den TV-Magazinen »Taff« und »Galileo« thematisiert worden waren. Nach jeweils drei Trainingswochen wird der Widerstand erhöht. Die Atem- und Rippenmuskulatur sowie das Zwerchfell sollen trainiert werden. Eine bessere Sauerstoffversorgung soll die Ausdauer steigern.

»Man muss sich deutlich mehr auf das Atmen konzentrieren. Ich kann mir schon vorstellen, dass nach Abschluss des Projekts Unterschiede erkennbar sind«, sagt Lukas Euler, der 21-jährige Außenverteidiger. Maximilian Schaar, der ein Jahr ältere Innenverteidiger, freut sich ein Teil der Studie zu sein. »Ich habe das Thema erstmal gegoogelt. Aber da bin ich offen. Das ist eine neue Erfahrung.« Angestoßen wurde die Studie von Carlotta Plamp. Die 22-Jährige, aufgewachsen in Karben, studiert Physiotherapie an der Internationalen Berufsakademie in Darmstadt und ist seit dieser Saison Betreuerin der FC-Kicker. Die Frage, ob das Training mit einer Maske das Lungenvolumen steigert und damit die Leistungsfähigkeit verbessert hat, hat Plump neugierig werden lassen. Sie hat dies zum Thema ihrer Assistentenarbeit gewählt. Verglichen werden die Werte von jeweils sieben Spielern, die zwölf Wochen mit Maske trainieren, sowie sieben Spielern, die in diesem Zeitraum ohne Maske trainiert haben. In der Praxis von Allgemeinmediziner Dr. Martin Werner in Bad Homburg war bei allen 14 Spielern zunächst das Lungenvolumen gemessen, um am Ende vergleichen zu können.

Während der kompletten Trainingseinheit werden die Masken getragen; auch bei ergänzenden gemeinsamen Einheiten im Fitnessstudio. Nur Trinkpausen sind erlaubt. Individuelle Trainingseinheiten werden von den Spielern ohne Maske absolviert, um die Endresultate nicht zu verfälschen. Plamp selbst ist in jedem Training dabei und dokumentiert die Inhalte. Mit jeder Trainingsminute und steigender Belastung ist das Schnaufen deutlicher - und auch belustigender - zu vernehmen.

Die Trainingsinhalte bleiben im Grunde genommen unbeeinflusst. Auch Kopfballübungen sind möglich. »Und manchmal ist’s auch ganz gut, dass der eine oder andere man seinen Mund halten muss«, sagt Kuzpinari mit Selbstironie.

Ein Training mit Atemwiderstandsmasken kennt man vorwiegend von Ausdauersportarten und ist nicht mit Höhentraining zu verwechseln. Der Hersteller selbst preist sein Produkt quer durch alle Betätigungsfelder an. »Egal ob Fitness, Leichtathletik oder Kampfsport – in fast jeder Sportart spielt Atmung eine entscheidende Rolle, wenn es um Ausdauer, Konzentration oder das Abrufen von Leistungsspitzen geht. Nur mit einer Top-Kondition können Sportler Höchstleistungen vollbringen«, heißt es auf der Homepage des Unternehmens.

»Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Fußballer profitieren; auch auf Amateur-Level; auch wenn die Unterschiede sicher deutlich geringer sind«, sagt Plamp. Den Beweis will sie nun erbringen. Und vielleicht gehört das Darth-Vader-Schnaufen irgendwann auch bei auf Amateurvereinen zum Training wie selbstverständlich dazu.

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