Bad Vilbel das Sprungbrett
Paul Haarhuis – ein Name, den man kennt. Jule Niemeier, Max Wiskandt, Mara Guth – Namen, die man sich merken sollte. Die ehemalige Nummer eins der ATP-Weltrangliste im Doppel und die deutschen Nachwuchs-Meister schlagen allesamt im Tennis-Sommer 2017 für den TC Bad Vilbel auf. Mit vier Mannschaften spielen die Brunnenstädter in der Tennis-Regionalliga, dazu haben sich die Herren für die Hessenliga qualifiziert.
Bad Vilbel ist das Tennis-Mekka der Wetterau. Zwölf Sand- und sechs Hallenplätze, 723 Mitglieder, 41 Mannschaften im Spielbetrieb, davon sind 19 auf Landes- oder nationaler Ebene aktiv. In den Meldelisten finden sich ehemalige Profis und Nachwuchsspieler mit dem Potenzial dazu. Mit dem Projekt »Deutsche Meisterschaften« hatten die Herren 40 einst der sportlich-ambitionierten Ausrichtung einen regelrechten Kick gegeben. Dreimal in Serie gewannen Haarhuis und Co. den nationalen Titel, der auch in diesem Jahr zum Ziel erklärt wurde; inzwischen in der Altersklasse Herren 50.
Das Aushängeschild des Klubs sind aber die aktiven Damen (drittklassig in der Regionalliga) und Herren (nach rund einem Vierteljahrhundert zurück in der höchsten hessischen Liga/Saisonstart am 8. Juli), in deren Reihen Talente, teils national, teils international in ihren Jahrgängen vorne dabei, für sportlich ambitionierten, anspruchsvollen Sport stehen.
Die 17-jährige Jule Niemeier, aus Offenbach nach Bad Vilbel gewechselt, erreichte beispielsweise kürzlich bei den Junior Australian Open im Doppel das Viertelfinale, zählt in ihrem Jahrgang zu den Top 100 der Welt. Mara Guth gehört dem U14-Kader des Deutschen Tennis-Bundes an, der 14-jährige Max Wiskandt ist bereits vierfacher deutscher Meister. »Diese Spieler werden ihren Weg gehen. In zwei, drei Jahren werden sie nur schwer in Bad Vilbel zu halten sein«, prophezeit TCBV-Vorstandsmitglied Andreas Binder.
Am Wochenende beginnt für die überregional aktiven Mannschaften die Saison. Die Damen spielen am Samstag (11 Uhr) zu Hause gegen den TC Diedenbergen, zwei Stunden später beginnt an gleicher Stelle das Spiel der Herren 40 gegen Blau-Weiß Wiesbaden. - Die Regionalliga-Teams im Überblick:
Damen: Julia Terziyska schlägt seit 2014 für den TC Bad Vilbel auf – und sie ist noch ungeschlagen. In der WTA-Rangliste belegt die 21-Jährige Position 417. Die Bulgarin ist die neue Nummer eins, da Florencia Molinero verletzungsbedingt nicht mehr im Kader ist. Ebenfalls eine Bank im Kader: Chantal Skamlova. Die 23-jährige Slowakin wird in der Welt auf Rang 484 geführt. Dahinter baut der TCBV auf Talente.
Die 17-jährige Jule Niemeier, im Vorjahr noch beim Offenbacher TC, zählt bereits zu den 100 besten Juniorinnen weltweit. Gleich noch drei Jahre jünger ist die US-Amerikanerin Naomi Cheong, die zusammen mit Eigengewächs Inasse Hamouti, Erika Drozd, Zoe Schmidt und der erst 14-jährigen Mara Guth den Kader komplettiert.
Damen 40: Platz fünf als Aufsteiger, Rang zwei im Vorsommer – und nun? »Unser Ziel ist der Klassenerhalt«, bleibt Nicola Hrynko, die Mannschaftsführerin, bescheiden. »Wir werden leider nicht immer in Besetzung antreten können. Und die Liga ist mit Ausnahme des amtierenden deutschen Meisters Ludwigshafen, der eine Ausnahmerolle einnimmt, sehr ausgeglichen besetzt. Da kann jeder jeden schlagen«, sagt sie. Neu im Kader sind die Ungarin Eniko Szucs sowie Ulrike Heuermann, die hinter Eva Bes an den Positionen zwei und drei geführt werden. Zum Stamm zählen neben Hrynko noch Mihaela Eckert, Ulrike Kaiser und Ulrike Lochner, Ute Jost-Klemm und Sabine Ljung.
Herren 40: Der Staffel-Titel und wohl auch die deutsche Meisterschaft scheint schon vor dem ersten Ballwechsel entschieden. Zu übermächtig wirkt der Kader des TC Blau-Weiß Bohlsbach, für den Alexander Waske, David Prinosil oder auch Jiri Novak gemeldet sind. »Für uns geht’s in erster Linie um die Absicherung nach hinten«, sagt Oliver Kesper vom TC Bad Vilbel. Kesper ist amtierender deutscher Meister in der Halle wie unter freiem Himmel und auf Position zwei hinter Marcello Craca zu erwarten. Inwiefern dahinter Punktegarant Carlos Tarantino und Ex-Profi Alexander Popp (beide angeschlagen) spielen werden, ist offen. Zu rechnen ist mit Juri Prutyszyn, Dorin Grigoras aus dem TCBV-Trainerstab und Fermin Novillo. Angeführt wird der Teammeldebogen von Younes El Aynaoui und Jordi Burilo Pulg.
Herren 50: Das Ziel ist in Bad Vilbel klar formuliert; die deutsche Meisterschaft. Dreimal schon hatten Ingo Soehngen und Andreas Binder den Klub zum nationalen Titel führen können; und zwar die Herren 40 zwischen 2012 bis 2014. Damals wie heute das Aushängeschild: Paul Haarhuis, die einstige Nummer eins der ATP-Doppel-Weltrangliste. Der Niederländer ist sechsfacher Grand-Slam-Sieger im Doppel und in seiner mittlerweile siebten Saison in der Brunnenstadt eine Institution.
Hinter den beiden Schweden Magnus Gustafsson (einst Nummer zehn der Welt) und Johan Carlsson (einst Nummer 81) unterstreichen Namen wie Michael Kocher (national unter den Top Drei der AK 50) und die im Vorjahr bereits aktiven Damir Buljevic (einst deutscher Meister der Aktiven) und Mauro Elia (Ex-AK40-Europameister) die Ambitionen des TCBV. Den schwersten Brocken auf dem Weg in die Endrunde der vier Regionalliga-Sieger haben die Bad Vilbeler gleich am Samstag aus dem Weg zu räumen; als Gast in Pforzheim.
Herren 75: Helmut Krausgrill, der Mannschaftsführer des TC Rot-Weiß Bad Nauheim, zeigt sich demütig. »Wir empfinden es als Gnade und Glück, dass unsere Gesundheit es zulässt, in unserem Alter noch sportlich ambitioniert Tennis zu spielen.« Bad Nauheim ist Gründungsmitglied dieser Spielklasse, die nun zum Sommer 2017 eingeführt wird. Die Crux: Im hessischen Verband existiert die AK75 überhaupt nicht. Man wolle die Klasse halten und sich dabei ordentlich präsentieren, sagt Krausgrill. »Wir freuen uns, neue Freunde kennenzulernen, die wir hoffentlich im nächsten Sommer bei bester Gesundheit wiedersehen.« Neben Krausgrill zählen Jochen Meinecke, Manfred Käfer, Detlev Schmidt und Wolfgang Lueger zum Stammpersonal.