Türk Gücü Friedberg unschlagbar

Türk Gücü Friedberg ist Futsal-Kreismeister. Im Finale in Groß-Karben gewann der Verbandsligist mit 2:0 gegen Titelverteider SV Nieder-Weisel.
Im Gegensatz zu früheren Hallenkreismeisterschaften, in denen speziell die Partien der Zwischen- und Endrunde ihre eigenen Geschichten schrieben und Sensationen en masse boten, lief diesmal, anlässlich der 30. Ausgabe des hierzulande wichtigsten Indoor-Spektakels, zwar nicht immer alles so, wie es die Experten berechnet hatte, doch in Sachen Titelgewinn gab’s keine Überraschung: Mit allen Assen angetreten, sicherte sich Türk Gücü Friedberg unter den Direktiven von Gültekin Cagritekin, Trainer-Partner von TG-Coach Mustafa Fil, in der Sporthalle der Groß-Karbener Kurt-Schumacher-Schule zum zweiten Mal nach 2014 den Kreismeister-Titel.
Mit allen Winter-Neuzugängen (Saighani, Özdemir, Boulahfa) und weiteren Top-Spielern des Verbandsliga-Kaders beginnend, dominierten die Kreisstädter schon in der Zwischenrunde mit klaren Siegen über Rendel, Dorn-Assenheim/Weckesheim und Schwalheim nach Belieben, feierten im Viertelfinale und im Halbfinale gegen Bruchenbrücken und Beienheim ebenso souveräne 3:0-Erfolge und ließen im Endspiel auch dem Titelverteidiger SV Nieder-Weisel nach Treffern von Bell Bell und Mezimi keine Chance.
Hoffnungen anderer Vereine, denen man einiges zugetraut hatte, erfüllten sich auf Grund nicht optimaler Personal-Ausstattung hingegen nicht. So war für den letztjährigen Hallen-Vizemeister FCO Fauerbach genauso früh Feierabend wie für den Gruppenliga-Vertreter Türkischer SV Bad Nauheim oder den zweiten am Start befindlichen Verbandsligisten FV Bad Vilbel, dessen Trainer Amir Mustafic und Kenan Kovacevic sich mit eher mäßigem Erfolg als Futsal-Spieler übten. Mustafic nahm’s gelassen: »Das war wohl zu wenig, aber immerhin: Wir hatten die schönsten Trikots«. Auch das Zwischenrunden-Aus der TSG Ober-Wöllstadt kam ein wenig überraschend, zumal Trainer Stefan Schneider und seine Leute angesichts der Meeting-Siege in Nieder-Florstadt und Petterweil enorme Hallen-Tauglichkeit bewiesen hatten.
Andere Teams präsentierten sich besser und kamen viel weiter, als man es intern erwartet hatte.
So stürmte der KOL-Spitzenreiter SKV Beienheim mit Uwe Fey an der Bande auch ohne die allererste Garnitur (absolvierte mit Chef-Coach Karl-Heinz Stete zeitgleich ein Testspiel in Wieseck) ins Halbfinale, wo sich mit den Lokalmatadoren des FC Karben unter Spielertrainer Harez Habib ein weiterer Kreisoberligist durchaus Hoffnungen auf den Final-Einzug machte, aber von den Nieder-Weiseler Hallenspezialisten nach hartem Kampf ausgebremst wurde. Ganz generell galt: Ab dem Viertelfinale dominierte die Kreisoberliga mit sieben Vertretern, wobei Bruchenbrücken, Dorn-Assenheim/Weckesheim, Rockenberg und Petterweil ihren Kontrahenten das Leben nicht leicht machten, aber letztlich scheiterten.
Stehvermörgen erfordrerlich
Zieht man Bilanz, bleibt festzuhalten: Die Zwischen- und Endrunde erstmals an einem Turniertag durchzuziehen, bedeutete für die daran teilnehmenden Teams zwar eine Erleichterung (nur ein Anreisetag), erforderte von den Zuschauern (etwa 250 »Zahlende«) jedoch enormes Stehvermögen. Über acht Stunden Futsal in einer Halle mit saunaähnlichen Bedingungen und größtenteils defekten sanitären Anlagen – das ist nicht jedermanns Sache.
Und so kam’s, dass auf der Tribüne ein reges Kommen und Gehen zu registrieren war: Steigende Tendenz in der Zwischenrunde, als sich alle 16 Mannschaften noch im Wettbewerb befanden, später gab’s zunehmend Lücken, und beim finalen Höhepunkt, als sich Türk Gücü Friedberg und der SV Nieder-Weisel um die Hallen-Krone duellierten, hatte sich die Anzahl der interessierten Zaungäste auf lediglich noch 120 reduziert.
Rein sportlich gesehen mag Futsal nach Ansicht der überregionalen Funktionäre in der eher fußballfreien Zeit die Zukunft sein, doch viele und schöne Tore sind nun mal das Salz in der Suppe. Handballtore sind dafür nicht geeignet. Lediglich 70 Treffer in 31 Turnierduellen belegen, dass diesbezüglich Schmalhans der Küchenmeister war.
Kreisfußballwart Thorsten Bastian sowie seine vor Ort befindlichen Mitstreiter im Kreisfußballausschuss, Harald Wilke und Lars Osadnik, hatten im Vorfeld der Großveranstaltung alle Register gezogen, um Interesse zu erzeugen. »Ziel muss sein, die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften auch in den kommenden Jahren auf einem ähnlich hohen Niveau zu halten und somit hessenweit führend zu bleiben«, meinte Bastian.
Sehr erfreulich: Die von der KSG 1920 Groß-Karben gestellte Turnierleitung (Oliver Fritscher, Sezayi Bayram und Mohamed El Maimouni) wirkte zusammen mit den Schiedsrichtern Marcel Cholewa (SC Dortelweil), René Enzmann (SV Ober-Mörlen), Lukas Dittrich (VfR Ilbenstadt), Sascha Dimmer (SV Bruchenbrücken), Ingo Becker (FC Kaichen), Marvin Roos (SV Echzell) sowie Wolfgang Daiser und Kevin Sürer (beide SV Staden) durchaus routiniert und garantierte einen problemlosen Turnierablauf.
Alles im Lot also in der Wetterauer Futsal-Szene? Sieht ganz so aus. Nur einer wirkte zerknirscht. Emre Kadimli, Mittelfeldregisseur von Türk Gücü Friedberg, sah in der Zwischenrunde »Rot« wegen Nachtretens und muss mit einer Zeitsperre rechnen. »Eine emotionale Überreaktion«, entschuldigte sich Kadimli, »aber an der Dominanz unseres Team änderte sich dadurch gar nichts. Wir wollten den Titel, und den haben wir.«