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Traum(a)-Halbfinale

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(mn) Frank Carnevale lässt keinen Widerspruch zu. »Wir spielen auswärts. Selb kommt mit enormen Selbstvertrauen. Nein, die Runde mit Auftakt in Selb ist nicht einfacher zu gewinnen als eine Serie mit Heimrecht gegen Frankfurt«, will der Trainer des EC Bad Nauheim nichts von einem Traum-Halbfinale der Eishockey-Oberliga wissen.

Er warnt davor, schon jetzt mögliche Endspiel-Szenarien durchzuspielen. Am Donnerstag (20 Uhr) sind die Roten Teufel zunächst an der tschechischen Grenze zu Gast, Heimrecht besitzen die Hessen am Ostersamstag (19.30 Uhr), bevor frühestens am Montag (18 Uhr) - dann wieder in der Porzellanstadt - eine Entscheidung über den Final-Einzug fallen könnte. Eine wahre Traum(a)-Serie bestreiten hingegen die Kassel Huskies und die Löwen Frankfurt. Beiden Klubs war die Final-Teilnahme prognostiziert worden.

Kyle Piwowarczyk, zwischen 2009 und 2011 Sympathieträger im Colonel-Knight-Stadion, hatte am Sonntagabend die Halbfinal-Serie gegen den letztjährigen Finalisten Duisburg entschieden und den Wölfen als einzigem bayrischen Klub den Einzug in die Runde der letzten Vier gesichert (im Vorjahr hatte Bad Tölz als einziger Süd-Halbfinalist den Titel geholt). Trainer Cory Holden und seine Mannschaft haben die Erwartungen in der 15 000-Einwohner-Stadt damit mehr als erfüllt.

Zu den Halbfinalspielen erwartet der VER, der die Süd-Gruppe auf Rang zwei abgeschlossen hatte, aber nach dem Pre-Playoff-Aus von Spitzenreiter Peiting auf Position eins der Süd-Setzliste geführt, erneut über 4000 Zuschauer (Eintrittskarten sind online über die Klub-Homepage zu erwerben). Bereits gegen Duisburg war das Stadion ausverkauft. Der Autowelt-König-Arena wurde von Trainer und Journalisten in einer Wahl der Fachzeitung Eishockey News die »beste Atmosphäre« der Süd-Gruppe bestätigt. Rund 300 Zuschauer hatten das VER-Team zuletzt in die Wedaustadt begleitet, mit rund 500 Wölfe-Anhängern ist am Samstag in Bad Nauheim zu rechnen. Hier wurden die Eintrittspreise zum Halbfinale um einen weiteren Euro angehoben. »Andere Klubs hatten bereits zur Endrunde die Preise erhöht«, verweist Wolfgang Kurz, Alleingesellschafter der Spielbetriebs GmbH, bezüglich der Preispolitik auf das Beispiel Frankfurt. Zuvor hatten die Roten Teufel die Ticketpreise um zwei Euro erhöht.

Neben Piwowarczyk steht mit Sebastian Lehmann ein zweiter Ex-Teufel im Kader der Wölfe. Der Stürmer hatte in der Saison 2007/08 für Bad Nauheim gespielt. Dreh- und Angelpunkt im Selber Spiel: die Top-Formation mit Piwowarczyk, Jared Mudryk und Herbert Geisberger. Das Trio erzielte sieben der zwölf VER-Viertelfinal-Treffer. In der regulären Runde kamen die drei Stürmer auf jeweils über 20 Tore. David Hördler, der unter anderem über die Station Dortmund in seine Heimat zurückgekehrt ist, bildet mit Lehmann und Peter Hendrikson die zweite Formation, in der dritten Reihe laufen Dan Heilman, Eric Neumann und Eigengewächs Dennis Schiener auf. Der große Rückhalt hinter erfahrenen Verteidigern wie Christoph Schadewaldt (einst mit Hannover im Finale gegen Bad Nauheim) und Ronny Schneider heißt Marko Suvelo. Der 37-jährige Deutsch-Finne stand über Jahre hinweg in der 2. Bundesliga unter Vertrag und gibt den Wölfen die Sicherheit, die Ex-Teufel Stephen Ritter im Vorjahr nicht hatte geben können. Zum Auftakt gesperrt ist Verteidiger Nikolaus Meier (Matchstrafe).

»Neue GmbH«

Der Halbfinal-Einzug und eine mögliche Zweitliga-Option, die zumindest den Gerüchten zur Folge damit verknüpft sein könnte, treibt auch hinter den Kulissen die Arbeit voran. Die Planung und Budgetierung laufe in alle Richtungen, sagt Uwe Gericke. Der Vorsitzende des Nachwuchsvereins, der die Lizenz hält, bestätigt auf WZ-Nachfrage nun auch erstmals, die Lizenz einer »neuen GmbH« übertragen zu wollen, was wiederum - unter anderem - den vertraglichen Status von Frank Carnevale beeinflussen würde. Dieser hat bekanntlich einen Kontrakt mit der Kurzschen GmbH unterschrieben. »Er ist unser erster Gesprächspartner. Er hat Erfolg und kommt gut an«, sagt Gericke, der Namen der künftigen Gesellschafter nicht nennen wollte und die geplante Beteiligung des Nachwuchsvereins erst durch eine Mitgliederversammlung (wohl nicht vor Ende April) absegnen lassen muss. Handlungsfähigkeit sei den »Neuen« aber gegeben, versichert er, während Carnevale lieber gestern als heute Klarheit hätte schaffen wollen. »Meinem Verständnis nach habe ich einen Vertrag, und dieser sollte von den künftigen Verantwortlichen respektiert werden. Wie soll man langfristig auch mit Spielern planen, wenn solche Vereinbarungen durch eine GmbH-Neugründung ihre Wirksamkeit verlieren? Ich weiß, wen ich für die Oberliga und für die 2.

Liga haben möchte und bin mir auch schon mit einigen Spielern einig. Aber: Wer unterschreibt denn künftig die Verträge«, fragt der Italo-Kanadier. Gericke kündigt an, nach dem Oster-Wochenende konkrete Gespräche wiederaufnehmen zu wollen, sieht keinen akuten Zeitdruck. Zuletzt hätten die Dialoge mit Kurz Zeit und Energien gebunden. Dass mögliche Zukunftsdiskussionen jetzt - mit dem Halbfinale unmittelbar vor der Brust - ablenken könne, glaubt der Coach nicht. »Ich bin genauso fokussiert wie auch in den letzten Wochen, und genau das erwarte ich auch von den Spielern. Wir haben ein gemeinsames Ziel«, sagt der Trainer und verweist auf das Playoff-Motto, die das Roten Teufel durch die vergangenen Wochen begleitet hat: »One Team - One Dream«.

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