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Stefan Kolodzeiski greift wieder an

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Einst war Stefan Kolodzeiski Deutscher Meister mit dem Recurvebogen in der Juniorenklasse und träumte von Olympischen Spielen in Peking. Doch sportlich wie privat folgten Rückschläge.

Sein Trainer und Mentor Falk Thiele verstarb bei einem Verkehrsunfall, eine Knie-Operation bremste ihn aus, das Verpassen der Heim-WM 2007 nagte zwischenzeitlich an ihm und seiner Motivation. Immer wieder stand das Sportgerät des Wisselsheimers über Monate in der Ecke. In der Gegenwart zeigt die Leistungskurve von Kolodzeiski wieder nach oben. Steil nach oben.

Stefan Kolodzeiski hat seine Priorität mittlerweile auf den Compoundbogen gelegt; ein Bogen mit etwas anderen Eigenschaften, einer anderen Geschichte als die Recurvevariante und dem Status einer nichtolympischen Sportart. Grund für den Wechsel war seinerzeit der Tod Falk Thieles vor sieben Jahren, als er »eigentlich mit dem Recurvebogen abgeschlossen hatte«. In diese Compound-Saison ist der 28-Jährige sehr erfolgreich gestartet. Kreismeister und Gaumeister in der Halle im Einzel und mit der Mannschaft, dazu Tabellenführer in der Hessenliga mit seinem Verein BSC Nidderau knapp vor Fulda und Hochtaunus. »Wir wollen Meister werden und zur Deutschen Meisterschaft fahren. Insgesamt könnte es aktuell kaum besser laufen«, sagt Kolodzeiski.

Schießstand im Haus

Nächstes Ziel des ehrgeizigen Schützen aus dem Bad Nauheimer Stadtteil: die Hessischen Einzel-Meisterschaften unter dem Hallendach an diesem Wochenende in Kaufungen. »Hier möchte ich gerne den Titel zurückholen«, sagt er. Vor drei Jahren siegte er, vor zwei Jahren hinderte ihn die Knie-OP an einer Teilnahme, vor zwölf Monaten wurde er Zweiter. Über die »Hessischen« möchte er sich für höhere Aufgaben empfehlen. »Ziel ist, in den Kader aufgenommen zu werden und bei den Deutschen Titelkämpfen auf das Podest zu kommen«. Mit den nationalen Meisterschaften hat Kolodzeiski noch eine Rechnung offen. Vergangenes Jahr in Zeven lief es aufgrund von technischen Problemen überhaupt nicht nach Wunsch – und dies, nachdem er bei den »Hessischen« im Freien mit Landesrekord geglänzt hatte. Damals erzielte er 694 von 720 möglichen Ringen. »Dieses Jahr soll es Richtung 700 gehen«.

Stefan Kolodzeiski hat wieder Selbstbewusstsein, Motivation und Siegeswille. Beim Wettkampf sei sowieso kein Platz für andere, schon gar nicht für negative Gedanken. »Du musst alles andere ausblenden. Es zählt nur der Schuss und die dazugehörige Vorbereitung. Bogenkontrolle, Schießablauf durchgehen, Konzentration aufbauen, Druck und Zug in Einklang bringen – ehe der Pfeil mit über 300 Kilometer pro Stunde Richtung Scheibe fliegt«.

Dafür müssen die Rahmenbedingungen passen. Fast täglich geht Kolodzeiski ins Fitnessstudio, am Schießstand steht er zwei- bis dreimal in der Woche – zumeist mit Jens Asbach, seinem Coach, dem besten und auch schon international erfolgreichen Nidderauer Compound-Schützen. Dazu kommt das »Home-Office«, in Wisselsheim hat er sich eine kleine Indoor-Arena mit 15 Meter Abstand zwischen Abschussposition und Scheibe erstellt. Unterstützt wird er seit Kurzem von der Firma Quantitec aus Hofheim, einem Start-up-Unternehmen im Bereich der Sensoriktechnik.

»Geschäftsführer Ersan Günes hat mich angespornt, wieder voll anzugreifen«, erzählt der von seinen Freunden gerne »Koloss« genannte Bogenschütze, der Kosten für Material, Übernachtungen und Grundausstattung im hohen vierstelligen Bereich pro Saison selbst trägt. Ein kompletter Bogen kostet rund 2500 Euro, zwölf Pfeile zwischen 300 und 500 Euro. »Pro Saison benötige ich zwischen drei und vier Sets an Pfeilen«, erklärt Kolodzeiski. Kolodzeiski arbeitet als Assistent der Geschäftsführung in Frankfurt-Sachsenhausen und absolviert nebenbei ein Studium zum Wirtschaftsingenieur an der Technischen Hochschule Mittelhessen. Seine langjährige Erfahrung im Bogensport aus Trainingseinheiten bei Vereinen und Stützpunkten in Florstadt, Kassel, Laufdorf, Karben, Rüsselsheim, Erfurt und Nidderau gibt er in Eichen weiter. Beim BSC Nidderau coacht er mit Jens Asbach, Stephan Annacker und Johannes Willems den Nachwuchs.

Schießen mit dem Recurvebogen läuft bei Kolodzeiski nur noch nebenbei. Für den SV Selzerbrunnen schießt er in der Hessenliga; das Team steht auf Platz eins, punkt- und differenzgleich mit dem SV Arolsen. »Recurve trainiere ich kaum«, sagt der Wisselsheimer, der einst bei Albert Horn in Nieder-Florstadt das (Recurve-) Bogenschießen erlernte. Mit dem Compoundbogen hat Kolodzeiski zwar seine Olympiaträume abgehakt, doch internationale Starts stehen weiterhin auf seiner Wunschliste. Daran hat sich auch zehn Jahre nach seinem Deutschen Junioren-Titel nichts geändert. Michael Wiener

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