»Die Sportrichter qualifizieren«
(fra) Ein neues Gesicht prägt die Spitze des Verbandsgerichtes des Hessischen Fußball-Verbandes. Mit 178:144 Stimmen setzte sich der 35-jährige Rechtsanwalt Halil Öztas aus Heusenstamm beim Verbandstag in einer Stichwahl gegen den bisherigen Amtsinhaber Adolf Hildebrandt (Kassel) durch.
Im Gespräch mit WZ-Mitarbeiter Frank Schneider gibt der Jurist Einblicke in seine Tätigkeit und umschreibt seine Ziele.
Halil Öztas, Sie haben sich bei der Wahl für den Vorsitz des Verbandsgerichtes knapp durchgesetzt. Haben Sie mit diesem Resultat gerechnet, oder sich als Herausforderer eher in der Außenseiterrolle gewähnt?
Öztas : »Es ist natürlich immer schwer, gegen einen Amtsinhaber anzutreten, doch ich habe mir schon im Vorfeld gute Chancen ausgerechnet. Ich bin nicht angetreten, um mir dort eine Abfuhr abzuholen. Umso mehr freut es mich, dass es geklappt hat.«
Sie sagten bei Ihrer Bewerbung, dass Sie überzeugt sind, dass ein Volljurist ein solches Amt innehaben sollte. Können Sie diese These mal erläutern?
Öztas: »Heutzutage wird sehr viel juristisch bewertet und einer Nachprüfung unterzogen. Viele Vereine kommen mit Rechtsbeiständen zu Verhandlungen. Juristische Erfahrungen sind wichtig, um die Rechts- und Verfahrensordnung des Verbandes mit den allgemeinen Prozessordnungen zu vergleichen. Das hilft, Sachverhalte einzuordnen und in Auslegungsfragen zu vertretbaren Lösungen zu kommen.«
Welche Aufgaben hat das Verbandsgericht konkret?
Öztas: »Grundsätzlich ist das Verbandsgericht eine Berufungsinstanz. Bei Verfehlungen von Verbandsmitarbeitern ist das Verbandsgericht die erste Instanz. Überdies sind wir für die Qualifikation der Sportrichter verantwortlich.«
Spielt Ihre frühere Funktion als Schiedsrichter hinsichtlich des fußballspezifischen Rechtsempfindens eine Rolle?
Öztas: »Bei gewissen Fällen hilft mir mein Erfahrungsschatz als Schiedsrichter sicherlich, besser einschätzen zu können, wie sich ein Vergehen abgespielt haben könnte.«
Wie würden Sie sich selbst als Sportrichter charakterisieren?
Öztas: »Ich würde mich als neutral und objektiv bezeichnen. Ich gehe unvoreingenommen an Beweisaufnahmen heran und scheue mich nicht vor Entscheidungen.«
Erlaubt es Ihre Selbstständigkeit, Verbandsrechtsangelegenheiten immer zeitnah anzupacken?
Öztas: »Ich kann mir als Partner einer Kanzlei meine Zeit gut einteilen, habe Freiheiten und kann Termine delegieren. Ich bin zeitlich flexibel, es sei denn ich habe Gerichtstermine.«
Wie haben Sie sich bisher in Ihrem neuen Amt eingelebt?
Öztas: »Sehr gut. Meine Frau meinte sogar, ich wäre durch mein neues Amt aufgeblüht. Es macht mir großen Spaß, an der Schnittstelle von Hobby und Beruf tätig sein zu können.«
Welche Schwerpunkte wollen oder müssen Sie in den ersten Monaten ihrer Amtszeit setzen?
Öztas: »Zunächst waren und sind viele Gespräche zu führen. Der Verband hat viele neue Sportrichter, da entstehen viele Fragen. Das Verbandsgericht hat sich am Samstag konstituiert. Jetzt gilt es, die am Verbandstag beschlossenen Änderungen in Satzung und Ordnungen in die Praxis umzusetzen. Ziel sollte ein einheitliche Rechtsprechung von der Bergstraße bis zum Werra-Meißner-Kreis sein.«
Gibt es mittelfristig Ideen, die sie unbedingt umsetzen möchten?
Öztas: »Die Qualifikation der Sportrichter liegt mir am Herzen, weil dies zu Akzeptanz bei Entscheidungen führt. Ich könnte mir gut vorstellen, ein Handbuch für Sportrichter zu erarbeiten.«