Spieler des Jahres: Lanny Gare
Das Votum ist eindeutig -ja fast einstimmig. Acht von zehn Experten der Eishockey-Oberliga West (Trainer und Journalisten) sehen in Lanny Gare den »Spieler des Jahres«, zweimal wurde der Kanadier bei der Wahl der Zeitung »Eishockey News« (Sonderheft ab morgen erhältlich) auf den zweiten Rang gesetzt.
»Das Resultat wundert mich nicht«, sagt Fred Carroll, sein Trainer beim EC Bad Nauheim. »Erfahrung und Übersicht auf dem Eis, sowie seine Persönlichkeit in der Kabine zeichnen ihn aus.« Lanny Gare selbst zeigt sich hingegen überrascht. »Ich hatte sicher ein sehr gutes Jahr. Aber in dieser Liga gibt es einige gute Mannschaften und auch einige gute Spieler. Allein aus Bad Nauheim hätten es auch Kyle Piwowarczyk oder Tobias Schwab verdient«, sagt der Mittelstürmer über seine Teamkollegen, die ihm auf den Plätzen drei und elf der Abstimmung folgen. Gare selbst hätte - wenn er denn hätte wählen dürfen - wohl aber für Verteidiger Anton Bader vom Wochenend-Gegner EV Duisburg gestimmt. »Groß, physisch stark - und scoren kann er auch.«
Barta: »Der kompletteste Spieler der Liga«
Lanny Gare ist im Sommer 2008 nach Bad Nauheim gekommen, besser gesagt: seinem Trainer gefolgt. In Weißwasser hatten sich in der Spielzeit 2006/2007 die Wege der beiden Landsleute erstmals gekreuzt, und während des Abstiegskampfes in der Lausitz haben sie sich schätzen gelernt. »Er sagt, was er denkt, und redet nicht hintenrum. Die Jungs hören auf ihn«, sagt Carroll über Gare, der sich seiner Position innerhalb der Mannschaft bewusst ist. »Man erwartet Scorerpunkte, Führungsaufgaben und Verantwortungsgefühl.« Das sei in Europa nunmal die Pflicht eines Kontingentspielers. Top-Scorer ist er in der Vorrunde geworden - mannschaftsintern, mit 92 Punkten (29 Tore und 63 Vorlagen in 37 Spielen) zugleich auch in der West-Gruppe. Jetzt, nach zwei Endrunden-Spielen, liegt Lanny Gare schon wieder an der Spitze der Scorerwertung. An fünf der acht Treffer der Roten Teufel war er beteiligt.
»Er ist der kompletteste Spieler der Liga«, schwärmt Jan Barta, der das Duo Gare/Schwab fast ununterbrochen seit drei Jahren ergänzt. »Mit Tobi spiele ich seit meinem ersten Tag hier in Bad Nauheim. Das passt einfach. Wir denken auf dem Eis das Gleiche. Ich bin der Zuspieler, und er ist der Torjäger. Ich bin sehr froh, dass Tobi aus Hannover zurückgekommen ist«, sagt Gare.
Gare und Bad Nauheim - das passt
Im Sommer könnte das Duo gesprengt werden. Lanny Gare, seit drei Jahren mit seiner deutschen Frau Johanna, einer Flugbegleiterin, verheiratet, ist im Einbürgerungsverfahren und dürfte dann, mit deutschen Pass, trotz seiner 32 Jahre kaum in der Wetterau zu halten sein. »Jetzt zählen Endrunde und Playoffs. Danach sehen wir weiter«, will Gare die Zukunft in diesen Tagen ausblenden.
Klar ist aber auch: Lanny Gare und Bad Nauheim - das passt. So lange wie in der hessischen Kurstadt zwischen Gießen und Frankfurt hat der Linksschütze bei keinem anderen Klub gespielt. »Wir fühlen uns sehr wohl hier, von den Mitspielern, der GmbH-Führung und dem Umfeld her. Ich weiß, was ich hier habe«, sagt Lanny Gare, der in den fünf Jahren vor seiner Zeit bei den Roten Teufeln für fünf verschiedene Klubs in den Vereinigten Staaten, Deutschland und Dänemark aufgelaufen war, längst aber sesshaft geworden ist und auch die eishockeyfreie Sommerzeit mit Johanna und den beiden Jack-Russell-Terriern »Rocky« und »Rambo« überwiegend in Bad Nauheim verbringt.
»Solange das Feuer in mir brennt«
Mit rund einem Dutzend Spielern aus seinem ersten Jahr bei den Roten Teufeln teilt er noch heute die Kabine. »Wir haben eine gute Truppe, sind eingespielt - auf und abseits des Eises.« Das Klima stimme. Zehn Jahre möchte er noch aktiv spielen, sagt er. »Schulter und Knie sind in Ordnung. Und solange das Feuer in mir brennt, möchte ich spielen.«
Der Weg nach der Karriere ist vorgezeichnet. Lanny Gare, geboren in Vernon (British Columbia), stammt aus einer Eishockey-Familie. In Detroit, bei den Red Wings, wird die Nummer 18 von Danny Gare nicht mehr vergeben, in Edmonton, bei den Oilers steht Tom Reeney, ein anderer Onkel, als Headcoach hinter der Bande. Sein Vater arbeitet als Scout. »Etwas in dieser Richtung will ich später auch machen.« Michael Nickolaus