Dem Spaß folgt Pflicht gegen Essen
(mn) Kein Schritt war zu viel, kein Meter zu weit. Neun, acht, sieben... – die Sekunden waren zur einer gefühlten Ewigkeit geworden. Mit einem Kraftakt, mit Leidenschaft und Emotion ist der EC Bad Nauheim am Mittwoch durch einen verdienten 2:1-Erfolg in das Viertelfinale um den Deutschen Eishockey-Pokal eingezogen.
»Ja, das hat Spaß gemacht. Das war richtiges Eishockey«, sagt Patrick Strauch, einer der scheinbar nimmermüden Dauerläufer im roten Teufels-Trikot. Wie auf ein Playoff-Spiel habe man sich vorbereitet, sagt RT-Trainer Frank Carnevale. »Für uns war dies ein großes Spiel, leider haben wir davon nicht allzu viele«. Heute schon geht’s zurück in den Alltag der Eishockey-Oberliga. Die Moskitos Essen mit dem RT-Eigengewächs Jan Barta gastieren um 19.30 Uhr im Colonel-Knight-Stadion. Am Sonntag (19 Uhr) treten die Hessen dann beim EHC Dortmund an.
Janne Kujala muss am Freitag pausieren. Der Deutsch-Finne sitzt seine Sperre vom vergangenen Sonntag (Spieldauer-Disziplinarstrafe in Neuwied) ab. Eddy Rinke hingegen darf heute mitwirken. Der junge Deutsch-Lette hatte am Mittwochabend die Aufforderung von Patrick Jarrett zu einer Prügelei angenommen und mit dem Kapitän der Eislöwen Dresden zugleich eine Schlüsselfigur aus dem Spiel genommen. »Eddy hat uns die Partie eröffnet«, bilanzierte Carnevale später. »Wir haben den Kampf gewonnen und das Spiel. Wir sind eine Runde weiter. Heute ist ein ziemlich guter Tag«, meinte der RT-Coach, sprach von einem Vorgeschmack dessen, was man im Lauf der Saison mehr und mehr zeigen wolle – »Bad Nauheim-Hockey«.
Der Italo-Kanadier zeigte sich mutig - und wurde für seine Risikobereitschaft diesmal belohnt. Selbst in der Schlussphase ließ er seine Mannen geradewegs nach vorne marschieren und tief in des Gegners Zone Fehler in den Reihen des höherklassigen Gastes aus Dresden provozieren. In Unterzahl überraschte der Trainer zudem mit dem Duo Tim May (21 Jahre)/Lukas Laub (18). Gemeinsam sind die beiden noch immer jünger als der 40-jährige Jan Benda, der frühere National-und NHL-Spieler in den Reihen der Eislöwen.
Apropos NHL: Der Lockout in der nordamerikanischen Profiliga hinterlässt inzwischen selbst in der drittklassigen deutschen Oberliga seine Spuren. Der EV Füssen verpflichtete in dieser Woche Erik Condra. Der US-Stürmer kommt bisher auf 14 Tore und 22 Assists in 107 NHL-Partien. Seit 2009 spielt er für die Ottawa Senators. Die Kosten für den 26 Jahre alten Flügelstürmer soll ein Sponsor übernehmen. »Der Verein zahlt null Komma null«, sagte EV-Vorstandsmitglied Markus Gmeiner.
In Bad Nauheim setzt man sich mit einem solchen Coup nicht auseinander. »Ein Alexander Ovetchkin war nicht zu haben«, flachst Andreas Ortwein in Verbindung mit dem russischen NHL-Star und Top-Verdiener, bezieht dann aber klar Stellung: »Lohnt sich eine Verpflichtung eines hierzulande eher unbekannten Dritte-Reihe-Spielers für die nächsten vier bis sechs Wochen?«, fragt der RT-Geschäftsführer. Einzig das Heimspiel gegen die Kassel Huskies sticht in diesem Zeitrahmen heraus, die weiteren Highlights mit dem Pokal-Viertelfinale und den beiden Auswärtsderbys folgen erst im Dezember. Davor liegt die heimspiel- und damit zuschauereinnahmenfreie Deutschland-Cup-Pause. »So wie die Mannschaft sich heute präsentiert hat, genießt sie absolut unser Vertrauen. Das wäre unfair; auch den jungen Spielern gegenüber.« Der harte Kern der RT-Fans hatte bereits in der Drittelpause Stellung bezogen: »Nein zu NHL-Spielern – Ja zur Talentförderung – Markus, Du bist der Beste«, stand auf Spruchbänden. Gemeint war Ex-Teufel Markus Keller, dem beim Zweitligisten SC Riessersee der NHL-Profi Rick DiPietro vor die Nase gesetzt worden war.
Vor seinem Comeback steht heute Mathias Baldys. Der Mittelstürmer, seit Montag vergangener Woche wieder im Training, hatte vor dem Pokalspiel bereits das Warmlaufen zu einer kurzen Übungseinheit auf dem Eis genutzt und soll heute wieder in den Kader aufrücken.
Freitag: Bad Nauheim - Essen (19.30 Uhr), Königsborn - Dortmund, Ratingen - Frankfurt (beide 20 Uhr), Herford - Neuwied (21 Uhr).
Sonntag: Kassel - Ratingen, Frankfurt - Herford, Essen - Königsborn, Hamm - Krefeld (alle 18.30 Uhr), Dortmund - Bad Nauheim, Neuwied - Duisburg (beide 19 Uhr).