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Ruwen Filus: »Für Marie alles Mögliche tun«

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Sie lassen sich die Lebensfreude nicht nehmen: Ruwen, Marie und Verena Filus.	(F.: privat)
Sie lassen sich die Lebensfreude nicht nehmen: Ruwen, Marie und Verena Filus. (F.: privat) © Red

Der 14. April 2014 hat das Leben von Tischtennis-Profi Ruwen Filus und Frau Verena aus Florstadt dramatisch verändert. Tochter Marie kommt auf die Welt, nach Komplikationen bei der Geburt ist sie körperlich und geistig schwerstbehindert. Marie hat sich seither besser entwickelt als von den Ärzten erwartet. Der nächste Schritt: eine Delfintherapie. Doch diese kostet sehr viel Geld.

Marie hat seit jenem Tag vor nun etwas über zweieinhalb Jahren schon viel Zeit in Kliniken verbracht und bestimmt freilich den Ablauf bei Familie Filus in Florstadt. Ruwen und Verena wollen alle Therapien und Behandlungen ausschöpfen, um ihrer Tochter zu einem so selbstbestimmten Leben wie möglich zu verhelfen. Dazu soll unter anderem eine Delfintherapie in der Karibik beitragen. Dabei hofft die Familie auf Unterstützung (siehe Kasten).

Während der Geburt waren plötzlich die Herztöne von Marie abgefallen, sie bekam zu wenig Sauerstoff. Es folgten Reanimierung, künstliches Koma, keine Hirnaktivität. Es sind qualvolle Stunden für das junge Ehepaar. Wird Marie es schaffen? »Wir waren uns immer sicher, dass sie durchkommt. Deswegen haben wir auch eine Nottaufe abgelehnt«, erzählt Filus. Marie überlebt, doch die Diagnosen und Prognosen sind niederschmetternd. Kein Krabbeln und Sitzen, kein Sprechen, Sehen und Hören, kein selbstständiges Essen und Trinken, keine Wahrnehmung. »Der Tragweite ist man sich erstmal gar nicht bewusst. Am Anfang hat man noch Hoffnung, dass es doch nicht so kommt. Man muss sich natürlich irgendwann der Realität stellen. Seither versuchen wir natürlich, alles Mögliche für sie zu tun«, erzählt Filus.

Seit ihrem Geburtstag hat sich Marie jedoch besser entwickelt als vorausgesagt. »Sie lacht viel mit uns, rollt sich durch unsere Wohnung und nimmt ihre Umgebung wahr. Außerdem braucht sie keine künstliche Ernährung«. Marie ist eine Kämpferin. Ihre Eltern hadern nur ganz selten mit dem Schicksal; sie versuchen, stets positiv zu denken und ihrer Tochter Lebensfreude zu vermitteln. »Das ist wichtig für sie.«

Maschinenbau-Fernstudium, Tischtennis, Familie: Klar, dass es für Ruwen Filus seit der Geburt seiner Tochter noch schwieriger geworden ist, alles zeitlich unter einen Hut zu bekommen. »Tischtennis leidet da sicherlich drunter. Man kann mal ein paar Wochen mit weniger Training kompensieren, aber auf Dauer ist das schwierig«, sagt er. Zwar erreichte er im vergangenen Jahr mit Rang 32 seine beste Weltranglistenplatzierung, mittlerweile ist er aber etwas abgerutscht. Dennoch befindet er sich im nationalen Vergleich hinter den Spitzenspielern Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov mit drei, vier Deutschen auf einem Niveau. »Für die WM im nächsten Jahr in Düsseldorf gibt es sechs Startplätze für uns. Da möchte ich auf jeden Fall dabei sein«, sagt der Akteur des TTC Fulda-Maberzell, der mit seinem Team zur Bundesliga-Halbzeit auf Playoff-Kurs liegt und mit seiner Leistung bis dato zufrieden ist.

»Nur das Pokalaus im Viertelfinale hat uns geärgert«, in diesem Wettbewerb waren die Osthessen in den vergangenen Jahren ebenso wie in der Liga Dauergast im Halbfinale.

Filus versucht, so oft wie möglich seine Frau und Tochter bei Untersuchungen und Klinikaufenthalten zu begleiten. »Das ist für mich selbstverständlich.« Bei der Delfintherapie wird er dabei sein, sie findet extra erst nach dem Saisonende statt. »Hier sollen ihre spastischen Muster gelöst werden, die kognitive Entwicklung sowie Fein- und Grobmotorik verbessert werden«, hofft der Abwehrspezialist an der Platte, der nun ein paar ruhige Tage im Kreise der Familie genießt. Danach geht’s rein in ein aufregendes Jahr 2017 – sportlich mit der Heim-WM, aber in erster Linie natürlich mit wichtigen Therapien für seine Tochter Marie.

Für die Delfintherapie auf der Karibikinsel Curacao hat Familie Filus Kosten in Höhe von rund 16 000 Euro anvisiert. Etwa die Hälfte davon verschlingt die Therapie, der Rest sind Ausgaben für Unterkunft, Verpflegung, Anreise und Anschaffungen wie ein spezieller Sitz für den Flug. Ende Juni geht’s für die Familie aus Florstadt auf die Insel, die 50 Kilometer nördlich von Venezuela gelegen ist. Dort befindet sich das Curacao Dolphin Therapy Center (CDTC), das weltweit führende Zentrum für delfingestützte Therapie. Der Standort des CDTC an der Südküste wurde wegen der geräumigen natürlichen Lagunen für Delfine und des ruhigen kristallklaren Wassers ausgesucht.

Spendenkontakt: Evangelischer Regionalverwaltungsverband Wetterau, Evangelische Bank, Stichwort: Delfintherapie Marie. IBAN: DE 29 520 604 100 00 4100 255.

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