Rote Teufel stellen im Powerplay die Weichen
(mn) Der EC Bad Nauheim bleibt im hessischen Eishockey weiterhin das Maß aller Dinge. Im fünften Hessen-Derby der Saison gewann der Oberligist zum fünften Mal. Trotz des 6:3-Heimerfolgs gegen die Kassel Huskies fielen die Roten Teufel in der Zwischenrunde nach dem vierten Spieltag auf Rang drei zurück.
Andre Mangold musste schmunzeln. 28 Spiele lang hat der Verteidiger der Roten Teufel in dieser Saison auf seinen ersten Treffer warten müssen, als letzter Spieler seiner Mannschaft überhaupt. Nun, im Zwischenrunden-Derby der Eishockey-Oberliga West mit den Kassel Huskies, wurde dem 22-Jährigen endlich das erste Tor dieser Spielzeit gutgeschrieben - ein Treffer, wie ihn im Colonel-Knight-Stadion wohl noch nie einer der 3345 Zuschauer gesehen hatte, und obendrein jener Treffer, der auch die letzten Zweifel an der Punktevergabe beim 6:3 (2:1, 2:0, 2:2)-Erfolg des EC Bad Nauheim beseitigen sollte (55.).
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Mangold hatte gerade eine Strafzeit verursacht, und Huskies-Torwart Martin Fous seinen Kasten zugunsten eines Feldspielers verlassen, als ein nordhessischer Rückpass tief aus dem RT-Drittel den Adressaten verfehlte und einmal über das komplette Eis zur endgültigen Entscheidung ins verwaiste Tor der Nordhessen schlitterte. »Einfacher kann man kein Tor schießen«, lachte Mangold, dem der Treffer gutgeschrieben wurde, weil er als letzter Roter Teufel am Puck war. Pflichtbewusst führte für ihn der Weg anschließend auf die Strafbank.
Der EC Bad Nauheim hatte den Dämpfer von Dortmund abgehakt und mit einer hochkonzentrierten und nahezu fehlerfreien Vorstellung auch das mittlerweile dritte Derby mit den aufgerüsteten Huskies gewonnen. »Ihr könnt kaufen, kaufen, wen Ihr wollt«, klang es in der Kurve voller Häme in Richtung der etwa 400 nordhessischen Fans.
Den Unterschied hatten nicht etwa Ex-Nationalspieler Manuel Klinge oder die prominenten Nachverpflichtungen wie Daniel Reiss, Marek Vorel oder Christoph Koziol ausgemacht - nein, erneut war’s Markus Keller, der das Duell der Torleute gegen Fous entscheiden konnte, zudem wurde das Spiel durch eine erstaunliche Effizienz in Überzahl in die gewinnbringenden Bahnen gelenkt. Die ersten vier Powerplay-Situationen konnten zu drei Treffern genutzt werden. »Ich habe Bad Nauheim noch nie so stark wie heute gesehen«, gab sich Huskies-Coach Jamie Bartman beeindruckt, während Fred Carroll seiner Mannschaften einen »tollen Fight« attestierte. »Die Jungs haben über 60 Minuten alles gegeben; intensiv wie schon lange nicht mehr.«
Und dabei hatte auch der Tag mit Negativ-Meldungen begonnen. Zum einen musste die Suche nach einer Verstärkung zum Ablauf der Transferzeit (Sonntagabend) ergebnislos eingestellt werden, und zum anderen musste Kapitän Lanny Gare aufgrund von Magenproblemen erneut passen und fehlt auch am Dienstag (19.30 Uhr) im Pokalspiel gegen Bremerhaven. Zuschauen musste auch Stürmer Pierre Wex (Innenbandverletzung).
Kassel hatte zunächst mächtig gewirbelt und nach 123 Sekunden durch Jiri Mikesz auch eine Lücke gefunden. Der Anfangswirbel ließ Schlimmes erahnen, doch zeigte sich ebenso schnell, dass die Huskies-Defensive wie schon in den ersten beiden Spielen anfällig und verwundbar war. Christian Franz (8.) und Alexander Baum (12./jeweils mit Schlenzern) aus der Halbdistanz drehten das Match, und noch vor dem ersten Wechsel sollte der Druck der Gäste abebben, zumal Markus Keller keine Schwäche zeigte und die wenigen Abpraller rigoros von seinen Vorderleuten entschärft wurden. Mit einem wahren »Hammer« von der blauen Linie erhöhte Tobias Schwab zum 3:1 (24.), dem Michel Maaßen mit einem verdeckten Rückhandschuss durch die Beine gar noch den vierten Treffer folgen lassen konnte (32.).
Die Gastgeber setzten im Schlussdrittel konzentriert ihr Spiel fort, hatten mit starkem Defensivverhalten den Huskies längst den Wind aus den Segeln genommen und erzielten durch Jannik Striepeke, der auf den Nachschuss gelauert und diesen im Fallen eingenetzt hat, das vorentscheidende 5:1 (50.). Den Anschluss durch Sven Valenti (54.) bekamen selbst die längst frustrierten Huskies-Fans gar nicht so recht mit, mit dem dritten Gäste-Tor betrieb Petr Sikora letztlich nur noch Ergebniskosmetik.
EC Bad Nauheim : Keller - Mangold, Baum, Ketter, Kohl, Pöpel, Franz - Weibler, Stanley, Schwab, Maaßen, Lavallee, Kujala, Striepeke, Baldys, Cardona.
Kassel Huskies : Fous - Valenti, Grund, Reiss, Robitaille, Engel, Glusanok - Manuel Klinge, Sikora, Christ, Kostyrev, Vorel, Koziol, Roedger, Böhm, Mikesz.
Tore : 0:1 (3.) Mikesz (Roedger, Böhm), 1:1 (8.) Franz (Kujala - 5-4), 2:1 (12.) Baum (Baldys, Weibler - 5-4), 3:1 (24.) Schwab (Kujala, Stanley - 5-4), 4:1 (32.) Maaßen (Kujala, Lavallee), 5:1 (50.) Striepeke (Schwab, Baldys), 5:2 (54.) Valenti (Manuel Klinge, Grund), 6:2 (55.) Mangold, 6:3 (59.) Sikora (Vorel). - Strafminuten : Bad Nauheim 8, Kassel 10. - Zuschauer: 3345.