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Rasante Driftkünstler begeistern

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Der Laubacher Bernd Albert steuert das BMW-Gespann R50/2 (Baujahr 1964), während Schottens Jann-Philipp Wagner im Beiwagen für die nötige Balance sorgt. © Ralph Lehmberg

(ten). Nach zwei Jahren Pause wegen Corona erlebten rund 6000 Zuschauer und knapp 200 Starter ein Motorrad-Rennwochenende nach Maß bei der 32. Auflage des Internationalen VFV/ADAC Schottenring Historic Grand Prix auf dem einzigartigen Kurs im Herzen der Vogelsbergstadt Schotten.

Obwohl der Grand Prix unter der Regie des MSC Rund um Schotten als Gleichmäßigkeitsrennen ausgeschrieben ist, gab es packende Positionskämpfe zu sehen. Denn die meisten Teilnehmer interpretieren diese Vorgabe als gleichmäßig schnell.

Um übertriebenen Ehrgeiz auszubremsen und dadurch Publikum, Teilnehmer und unersetzliches Material zu schützen, werden Wettbewerbe im historischen Motorsport in der Regel als Gleichmäßigkeitswertung ausgeschrieben. Nicht wer als Erster über die Ziellinie fährt, gewinnt das Rennen. Entscheidend ist, wer mehrere Rennrunden mit möglichst geringer Abweichung von seiner selbst gesetzten Referenzzeit fährt. Wenn die schwarz-weiß karierte Zielflagge geschwungen wird, wissen die Fans also nicht, wer gewonnen hat. Das gerät zur Nebensache.

Trotzdem sind die meisten Fahrer am Limit unterwegs. Zum einen, weil es einfach Spaß macht, den Stadtkurs in Schotten möglichst rasant zu umrunden. Zum anderen aber auch, weil es ohne Tacho und Stoppuhr einfach leichter ist, gleichmäßige Zeiten zu fahren, wenn man sich an der Grenze dessen, was die Technik und die eigenen Fähigkeiten hergeben, bewegt.

Für das Publikum bedeutet das, obwohl es nicht um Bestzeiten geht, ein sehr spannendes Renngeschehen. In einigen Klassen gehen 30 und mehr Maschinen auf die Strecke. Vor allem wenn Fahrleistungen und Straßenlage der Motorräder sehr eng beieinander liegen, gibt es sehr viele Überholvorgänge zu sehen.

Dazu hatten die Veranstalter unter anderem mit der Meisterklasse und dem Präsentationslauf der IDM Sidecar weitere attraktive Sonderläufe ins Programm gepackt. Zusammen mit der Antikklasse ergab sich so ein Überblick über 120 Jahre Motorradsport. »Für die Zuschauer ist das ein Erlebnis, so nah an der Strecke zu stehen«, würdigte René Burkard, Vorstandsmitglied für Motorsport des ADAC Hessen-Thüringen, die Atmosphäre.

Dabei lobte er auch die Verbundenheit mit den Ehrenamtlichen. »Wichtig ist es, an der Basis zu sein, wo die Arbeit getan wird.« Ein Punkt, den auch Jann-Philipp Wagner aufgriff, der für Auf- und Abbau der Strecke zuständig ist. Er dankte den rund 30 Helfern, die seit Montagmorgen mit dem Aufbau begonnen hätten und die Straße nach sieben Tagen Arbeit noch Sonntagnacht wieder in einen Zustand versetzten, in dem sie für den Verkehr freigegeben werden konnte.

Hohe Standards bei der Sicherheit

Wolfgang Wagner-Sachs, Vorsitzender des MSC Rund um Schotten, zeigte sich zufrieden. »Wenn um 11 Uhr das Publikum schon in Zweier- und Dreierreihen hinter der Leitplanke steht, kann man sagen, dass es ganz gut ist.« Der Sonntag sei - wie schon oft auch in den Vorjahren - stärker besucht gewesen als der Samstag. Man könne froh sein, unter den aktuellen Bedingungen so viele Teilnehmer in Schotten begrüßen zu können.

»An der Sicherheit darf nicht gespart werden«, betonte Wagner-Sachs. In diesem Zusammenhang dankte er auch der Straßenbehörde Hessen Mobil für die gute Zusammenarbeit. Die hohen Sicherheitsstandards zeigen, wie professionell der MSC Rund um Schotten inzwischen seine Veranstaltungen ausrichtet. Auch deshalb gab es im Verlauf des Wochenendes nur einen Zwischenfall.

Am Samstagvormittag musste das Rennen kurzfristig unterbrochen werden, weil ein Gespann in die Streckenbegrenzung gerutscht war. Dabei war ein Helfer verletzt worden, der sich in einem für das Publikum gesperrten Bereich aufgehalten hatte. Er wurde zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus gebracht. »Das zeigt, wie wichtig es für die Sicherheit der Besucher ist, dass sie sich an Absperrungen und die Anweisungen der Streckenposten und Helfer halten«, mahnte MSC-Streckensprecher Timo Neumann.

Ergebnisse

Gruppe J/K: 1. Klaus Jung (Gießen) 8248 Punkte, 2. Ulrich Schmidt (Felsberg) 8617, 3. Remo Taiana 8840.

Gruppe U: 1. Günther Raesfeld (Nordkirchen) 6995, 2. Detlef Fischbach (Hof) 8284, 3. Thorsten Kiefer (Fulda) 10891, 14. Uwe Stanzel (Florstadt) 41718.

Gruppe W: 1. Karl Roller (Lorch) 6210, 2. Günther Lothschütz (Breitenbach) 8243, 3. Ernst Himmelsbach (Schorndorf) 9741.

Gruppe A/R: 1. Boris Paulus (Eppstein) 6328, 2. Hans Deiseroth (Frankfurt) 6587, 3. Michael Spengler (Roes) 7351.

Gruppe V: 1. Ralf Bernhardt (Seck) 5549, 2. Hans Poljack (Schmitten) 8225, 3. Hans-Egon Welter (Bad Münstereifel) 14759.

Gruppe H/L: 1. Helmut Fenz (Simbach am Inn) 6872, ,2. Otto Bayer (Heilbronn) 6999, 3. Thomas Wiedemann (Elzach) 8718.

Gruppe N/Q Gespanne: 1. Reinhold Kaiser/Patrick Schupp (Gedern/Kefenrod) 4682, 2. Herbert Thiel/Michael Weyand (Konz/Nalbach) 5246, 3. Bernd Albert/Jann-Philipp Wagner (Laubach/Schotten) 5442.

Gruppe P/Q/T: 1. Jürgen Tarneller (Silz) 7027, 2. Rolf von der Weyden (Meerbusch) 11427, 3. Thomas Hesse (Zierenberg) 12977.

(Wertung: Die Starter, mit den gleichmäßigsten Rundenzeiten werden mit den wenigsten Minuspunkten bedacht).

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Uwe Stanzel aus Florstadt präsentiert eine Diemer Ducati 350 von 1971. © Ralph Lehmberg

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