Peter Lang träumt von DM-Titel
Seinen größten Erfolg feierte Peter Lang von Badminton-Bundesligist SV Fun-Ball Dortelweil mit dem Titelgewinn bei der U19-EM. Bei den Senioren arbeitet er auf den großen Coup noch hin.
Ein Tag ohne Sport ist für Peter Lang unvorstellbar. Wenn am Wochenende mal keine Badminton-Spiele anstehen, dann verbringt der 25-Jährige seine Freizeit auf dem Tennisplatz. Oder auf dem Squash-Court. Oder in der Kletterhalle. Häufig kommt das aber nicht vor. Denn für seine Lieblingssportart opfert der Kapitän des SV Fun-Ball Dortelweil viel Zeit. Zwölf Stunden steht er pro Woche auf dem Badminton-Court, hinzu kommen Einheiten im Kraftraum. Außerdem engagiert sich der Linkshänder als Trainer von Nachwuchsspielern, die im größten Verein in der Wetterau leistungsorientiert aktiv sein möchten. »Ich bin für die Kids mehr als nur ein Trainer«, sagt der Doppel-Spezialist, der in Frankfurt lebt und dort Mathematik und Sport auf Lehramt studiert.
Um sich auf seine berufliche Laufbahn vorzubereiten, unterrichtet er bereits an drei Tagen pro Woche an einer Gesamtschule in Offenbach. »Ohne gutes Zeitmanagement hätte ich Probleme«, weiß Lang, dessen Pensum in dieser Saison nach dem Aufstieg in die Bundesliga noch größer geworden ist. Denn sein Team muss nicht nur mehr Spiele absolvieren, sondern auch unter der Woche ran. 400 Kilometer mussten die Fun-Baller vor knapp zwei Wochen zurücklegen, um beim TSV Neuhausen-Nymphenburg anzutreten. Erst tief in der Nacht war Lang zurück in Frankfurt, am nächsten Tag folgte ein weiterer kräftezehrender Tag an der Schule.
Bundesliga-Klassenerhalt im Visier
Mindestens vier Jahre lang will der 25-Jährige noch Leistungssport betreiben. Er will sich weiterhin gegen Athleten behaupten, die wesentlich bessere Bedingungen haben. Während es in Dortelweil keinen einzigen Profi gibt, wird in einigen anderen Bundesliga-Vereinen Geld in die Hand genommen. Trotzdem sind die Fun-Baller in ihrer dritten Erstliga-Spielzeit auf einem guten Weg in Richtung Klassenerhalt und stehen im Tabellenmittelfeld. »Wir harmonieren als Team hervorragend«, freut sich Lang, der als Sechsjähriger nach einem eineinhalbjährigen China-Aufenthalt mit Badminton begann. In seinem Heimatort Stockstadt (Landkreis Aschaffenburg) lernte er das Einmaleins der Sportart, die hierzulande ein Schattendasein fristet. In China, wo sein Vater Berufserfahrung sammelte, ist Badminton hingegen Volkssport. »Ich habe keine genauen Erinnerungen an diese Zeit«, sagt Lang, »aber mein Vater erzählt mir immer wieder, dass ich extrem begeistert war.« So begeistert, dass er im Verein nie eine andere Sportart praktizierte und intensiv an seiner Technik und seinem Reaktionsvermögen arbeitete. Langs Aufwand zahlte sich im Jahr 2011 aus, als er mit der deutschen U19-Mannschaft den Europameistertitel gewann. Drei Jahre später folgte bei den Deutschen U22-Meisterschaften die Silbermedaille im Herrendoppel.
In seiner Lieblingsdisziplin belegt der Linkshänder derzeit in der Weltrangliste Platz 202, weil er mit Teamkollege Thomas Legleitner jährlich an bis zu fünf großen Turnieren teilnimmt. »Das ist das Maximum. Für einen Platz in den Top 200, müsste ich doppelt so viele Turniere spielen«, erläutert Lang, »das ist aber völlig unrealistisch.« Zumal die Belastung bereits jetzt immens ist. Zwischen September und Februar ist er quasi jedes Wochenende unterwegs und hat nur über Weihnachten einige Tage frei. Peter Lang setzt sich daher andere Ziele: »Ich will eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften holen«, sagt Lang. Eine Teilnahme bei einer Europa- oder Weltmeisterschaft hält er hingegen nicht für realistisch: »Zu diesen Turnieren fahren in der Regel nur Profis oder Stützpunktspieler.«
Hoher Wohlfühlfaktor in Dortelweil
Vor rund einem Jahr bot sich dem 25-Jährigen die Chance, in Saarbrücken am Olympiastützpunkt anzuheuern. Doch Lang lehnte ab, obwohl mit dem 1. BC Saarbrücken-Bischmisheim ein Bundesliga-Spitzenteam vor Ort gewesen wäre. »Es war eine Vernunftsentscheidung«, erinnert sich Lang und erläutert: »Es wäre sehr schwer gewesen, den Trainingsrückstand auf die Profis aufzuholen. Außerdem fühle ich mich beim SV Fun-Ball Dortelweil sehr wohl.« Mit dem Verein will sich Peter Lang im deutschen Oberhaus etablieren. Und nebenbei will er neue Fans für seine Lieblingssportart gewinnen. Wenn er sich nicht dem Badminton widmen müsste, dann erzählt er anderen, wie faszinierend die Sportart sei. »Es ist manchmal etwas mühsam, aber als Sportler muss man auch Botschafter sein.« Zumindest dann, wenn man so sportverrückt wie Peter Lang ist.