1. Wetterauer Zeitung
  2. Sport
  3. Lokalsport

Ockstädter Kicker und Burgschüler beim Maibach-Triathlon

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

»Wo muss ich nachher genau absteigen«, fragt René Ewald in die Runde der Ockstädter Fußballer. »Und nach dem Rad laufe ich dann links aus dem Schwimmbad raus, oder?!« Es sind Fragen, wie man sie zuhauf hört an diesem Tag im 400-Seelen-Dorf Maibach. Der Butzbacher Stadtteil ist jedes Jahr an einem Sonntag im August ein kleines Mekka der Hobby-Triathleten.

Die Rad- und Laufstrecke sind dabei für Otto-Normal-Sportler nicht gerade einfach. Hobby – das heißt bei einigen auch: zweimal Radfahren, zweimal Laufen und einmal Schwimmen gehen vorher. Das genügt als Training.

Nach zwölf Bahnen im Maibacher Schwimmbad geht es mit dem Rad durch Wernborn, die Eschbacher Klippen hoch und aus Michelbach heraus – drei kräftezehrende Anstiege auf dem 17 Kilometer langen Rechtsabbiegerkurs. Und beim Lauf über 5,5 Kilometer geht es nach einem kurzen Bergabeinrollen über drei Kilometer bergauf.

***

Nach den vielen einzelnen Fragen bittet Steffen Ganser die Germanen-Fußballer zum »Briefing«. Ganser hat schon im Vorjahr mitgemacht, kennt die Strecke haargenau. Er erklärt seinen sechs Mitstreitern, darunter einige Neulinge, das Prozedere. »Den Helm müsst ihr vor dem Ende der Wechselzone anziehen«, sagt Ganser, der in Ockstadt für die Ausrichtung und Organisation einiger Events bekannt ist – und auch dafür gesorgt hat, dass gleich ein ganzer Fanclub die Reise nach Maibach aufgenommen hat.

***

Zum 23. Mal wird der familienfreundliche Triathlon ausgetragen, seit vielen Wochen schon ist er ausgebucht. Die Butzbacher Stadtmeisterschaften locken zahlreiche Teilnehmer aus der Hessentagsstadt an, insbesondere vom Lauftreff Butzbach und dem RVW Gambach. Viele Neulinge sind indes bei den Schülern des Friedberger Burggymnasiums dabei. Lehrer Thorsten Brennemann, auch als Fußball-Trainer bekannt für die Organisation von außergewöhnlichen Ausflügen oder Teambuilding-Maßnahmen, hat bereits zum dritten Mal seine Sport-Leistungskursler motiviert, der Triathlon fließt in die Abitursnote ein.

***

Auf die Plätze, fertig, los: Startgruppe zwölf ist im Wasser, mit dabei die sieben Germanen. Nach sieben Minuten herrscht dichtes Gedränge in der Wechselzone, fast alle Ockstädter Fußballer kommen zeitgleich aus dem Wasser. Beim Wechseln lassen sich die Amateure viel Zeit, im Einteiler (wie die Profis) startet trotz angenehmer Temperaturen keiner. Socken, Schuhe, Trikot, Helm an – und los geht die rasante Abfahrt nach Wernborn.

***

Der Reiz an Maibach ist, wie bei einem Volkslauf oder Marathon, das heterogene Teilnehmerfeld. Kreisklasse trifft auf nationale Spitze, Amateure auf (Halb-)Profis. »Platz da, Achtung«, ruft Oliver Weber, als er durch die Wechselzone braust. Der Zweitbundesliga-Starter gehört seit über zwei Jahrzehnten zu den besten Triathleten des Wetteraukreises. Auch in diesem Jahr geht der Sieg an den Assenheimer, der für Triathlon Wetterau startet. Der einzige reine Triathlon-Verein in der Wetterau hat in jedem Jahr einige seiner »Stars« am Start – ebenso wie der Liga-Rivale TV Braunfels, für den beispielsweise Oliver Heil (Ober-Mörlen) oder Dejan Jazbinsek (Gambach) starten. Den Streckenrekord hält mit dem dreifachen Sieger Philipp Seipp ein Butzbacher, der in Heidelberg schon mit Ironman-Weltmeister Normann Stadler unter professionellen Umständen trainiert hat. In etwas mehr als 53 Minuten spulte Seipp vor drei Jahren den Maibacher Kurs ab.

***

Fast genau die Zeit ist vergangen, als Steffen Ludwig vom Rad zum Laufen wechselt – unter tosendem Beifall des Ockstädter Fanclubs. Der in der Wetterau unter Fuzzy bestens bekannte Fußballer ist erstmals in Maibach dabei – und muss auf der Laufstrecke die Erfahrung vieler Neulinge machen. »Ich habe mich beim Radfahren übernommen, beim Laufen ging nichts mehr«, sagt Fuzzy hinterher. Mehr als eine Viertelstunde hinter dem schnellsten Germanen René Ewald kommt Ludwig fix und fertig ins Ziel. Das hält ihn aber nicht davon ab, wenig später bei der zweiten Mannschaft seines Heimatvereins in Trais aufzulaufen und nur zwei Tage danach beim nächsten Pflichtspiel gegen Teuto- nia Staden mitzuwirken. Respekt, Fuzzy!

***

Zum familiären Charakter der Veranstaltung trägt das kompakte Wettkampfzentrum bei. In der kleinen Wechselzone herrscht fünf Stunden lang reger Betrieb, denn nur wenige Meter daneben ertönt alle zehn Minuten für rund ein Dutzend Athleten das Startsignal. Direkt vor dem Schwimmbad, auf der Straße, ist der Zieleinlauf; vor dem Dorfgemeinschaftshaus sind Anmeldung und Verpflegung aufgebaut, zu den Sanitäranlagen sind es nur wenige Meter.

***

Schüler Max Brauburger nutzt das flache Wasser, um kurz einen Schritt zu gehen. »Schwimmen, Max«, ruft Thorsten Brennemann vom Beckenrand aus. Weniger Probleme als Brauburger beim Schwimmen hat Carlotta Mertins. Die Athletin der SG Wetterau legt die 300 Meter in famosen 4:05 Minuten zurück – die schnellste Zeit des Tages im wie immer recht kühlen Maibacher Becken. Als W18-Siegerin dürften ihr 15 Punkte sicher sein. Von den Mitschülern ist am Ende nur Paul Peters in 1:16:53 Stunden schneller.

***

Hier die Neulinge des Burggymnasiums, da die erfahrenen Athleten – wie erwähnt, die Mischung macht’s. Zu den ganz erfahrenen gehört beispielsweise Frank Wagner, der kaum eine Auflage ausgelassen hat und schon häufig aufs Podium gestürmt ist. Das Stockerl in der Altersklasse hat auch Friedbergs Bürgermeister Michael Keller bei einigen seiner zahlreichen Starts erreicht, in diesem Jahr wird er Fünfter der M60. Ihm muss sicherlich keiner mehr erklären, wo er genau absteigen muss und wie die Strecke verläuft.

Michael Wiener

Auch interessant

Kommentare