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Neumann-Verletzung überschattet die Eintönigkeit

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(mn) Die positive Nachricht kam per SMS in die Kabine – nur wenige Augenblicke vor dem Eröffnungsbully. Die Operation sei gut verlaufen, war im Handy-Display zu lesen, Manuel Neumann gehe es den Umständen entsprechend, teilte seine Familie am Freitagabend den Teamkollegen ihres Sohnes mit.

Der Verteidiger der Löwen Frankfurt war am Donnerstagmittag kopfüber in die Bande gekracht und hatte sich dabei den fünften Halswirbel gebrochen. »98 Prozent der Menschen mit dieser Verletzung sitzen anschließend im Rollstuhl«, hatte sich Frank Gentges, sein Trainer, sagen lassen. »Ob er noch mal spielen kann, werden wir sehen. Wichtig ist, dass er normal weiterleben kann.« Die schwere Verletzung des 25-jährigen Abwehrspielers überschattete das Wochenende in der doch zunehmend eintönigen Eishockey-Oberliga West. Fünf der sechs Partien am Sonntag endeten mit zweistelligen Resultaten, einzig der EC Bad Nauheim hielt sich respektvoll zurück. Dem 8:0-Erfolg in Hamm ließen die Roten Teufel am Sonntag ein 4:0 gegen den Krefelder EV folgen. Man müsse solche nicht immer deutlich gewinnen, meinte RT-Trainer Frank Carnevale.

Gleich 16 der bislang 52 Meisterschaftspartien, also fast jedes dritte Spiel, hatte in den ersten knapp vier Wochen zweistellig geendet, was in der West-Staffel eine sportliche Unausgewogenheit dokumentiert, die weder die großen noch die kleinen Klubs befriedigen kann. Zum Vergleich: Im Süden und im Osten (dort wurden bislang allerdings auch weniger Spiele bestritten) gab jeweils nur ein zweistelliges Resultat, selbst in der Nord-Gruppe wurden nur dreimal mehr als zehn Treffer erzielt. Und: In allen drei parallelen Staffeln hält sich die Zahl der Gegentreffer von Mannschaften aus dem Tabellenkeller weitgehend die Waage. Im Westen hingegen hat Neuwied schon nach zehn Spielen Gegentore in dreistelliger (!) Anzahl kassiert.

»Das ist sicher nicht im Sinne des Sports«, sagt Sven Valenti, der Kapitän der Kassel Huskies. 88 Treffer haben die Nordhessen in ihren bislang sieben Partien erzielt; am Freitag gab’s einen 22:2-Erfolg gegen Neuwied, den bislang höchsten Sieg der Liga. Traurig sei es, wie schwach der Gegner gewesen war, bilanzierte Löwen-Trainer Frank Gentges zeitgleich nach einem 12:0 in Königsborn. »Da geht es bei uns im Training anspruchsvoller zu.

« In Bad Nauheim hatte Markus Berwanger als Coach der Moskitos Essen unlängst eingeräumt, froh zu sein, gegen die drei hessischen Klubs bereits einmal gespielt zu haben. »Für uns hat die Saison erst danach richtig begonnen«, sagt der Ex-Nationalspieler, während in Neuwied schnell festgestellt werden musste, dass Bad Nauheim, Kassel und Frankfurt nun mal nicht in diese Liga gehören. Einzig Franz Fritzmeier, Coach des letztjährigen Playoff-Finalisten EV Duisburg, zeigt sich zwiegespalten. Seine Mannschaft benötige sowohl die Spiele gegen die sogenannten kleinen Klubs, ebenso aber auch den Vergleich mit den Top-Klubs, um sich an deren höheres Niveau zu gewöhnen.

Thomas Ower, Torwart der Roten Teufel, feierte am Wochenende seine ersten beiden Shutouts der Saison, salopp gesagt wurde der 26-Jährige in den 120 Minuten allerdings weniger gefordert, als dies in den Top-Spielen gegen die direkte hessische Konkurrenz zu erwarten ist.

Die Leistung seiner Mannschaft in Hamm hatte Frank Carnevale imponiert. Bei den Eisbären sei natürlich ein Sieg seiner Mannschaft erwartet worden, »doch wir haben auch richtig gut gespielt«, stellte der Italo-Kanadier fest. Mit der Verpflichtung des kanadischen Verteidigers Martin Lee will der Coach Qualität, aber auch Quantität in der Defensive verbessern, da Unterstützung durch Förderlizenzspieler nicht immer gegeben ist und schon ein Ausfall (wie am Wochenende im Falle das erkrankten Jan-Niklas Pietsch) zum Improvisieren zwingt. »Ich habe Mike gegenüber mit offenen Karten gespielt. Er kommt erstmal zu uns, spielt und dann sehen wir weiter, wie sich der Markt entwickelt«, sagt Carnevale über seinen ehemaligen Nachwuchs-Zögling, für den beim East-Coast-Klub San Fransisco Bulls angesichts von NHL-Zugängen kein Platz mehr war.

Vom Verletzungspech verfolgt sind die Löwen Frankfurt. Mit Torwart Boris Ackers (Finger), den Verteidigern Manuel Neumann (Wirbel), Steven Bär (Knie), Felix Stokowski (Schulter) sowie den Stürmern Norman Martens (Schulter), Marvin Bauscher (Kiefer) und Jakub Rumpel (Knie) stehen gleich sieben Spieler längerfristig verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. »Was soll ich dazu sagen? Der Markt ist leer. Wir dürfen die Spieler, die uns zur Verfügung stehen, jetzt aber auch nicht überbelasten«, sagt Gentges, der speziell die schwere Neumann-Verletzung auf die Eis-Qualität in Frankfurt zurückführt. Nur 20 Minuten lang könne man trainieren, dann sei das Eis »weich wie Butter« und von Rillen durchzogen. In einer solchen sei Neumann ohne Fremdeinwirkung hängen geblieben. »Das ist zehnmal gut gegangen. Diesmal eben nicht«, sagt der Coach. Die GmbH und die Stadt seien informiert, in dieser Woche sollen Gespräche geführt werden, um die Eis-Qualität zu erhöhen.

Durchgefallen beim Einstiegstest in Frankfurt ist Rotislav Kosarek (zuletzt Rostock). Der Keeper konnte in der Trainingswoche nicht überzeugen und wurde nach Hause geschickt. Geplatzt war zuvor der Coup, Torwart Thomas Greiss vom NHL-Klub San Jose an den Main zu holen. Der 26-Jährige will den Lockout in den Vereinigten Staaten überbrücken.

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