EC Bad Nauheim nicht konstant genug
(mw) Markus Flemming hat früher selbst im Tor des EC Bad Nauheim gestanden, in diesen Tagen ist er in ganz anderer Funktion beim Eishockey-Zweitligisten gefragt.
Der Bruder von Nachwuchs-Vorstandsmitglied Martin Flemming hat auf Nachfrage von Trainer Daniel Heinrizi sein Wissen als Sportpsychologe weitergeben. Die aktuell größte mentale Blockade des EC: die Auswärtsschwäche. Seit neun Partien haben die Roten Teufel in der Fremde nicht mehr gewonnen. Heinrizi versuchte es am Freitag mit Heimspielatmosphäre in Dresden, der Mannschaftsbus wurde so voll gepackt wie noch nie, 150 Fans waren vor Ort – doch es klappte wieder nicht (1:4). Weil auch die zweite Wochenend-Partie mit 4:7 gegen die bärenstarken Fischtown Pinguins verloren ging, drohen dem Kurstadt-Klub die Playdowns. Zwölf Spiele haben Patrick Strauch und Co. noch Zeit, den Acht-Punkte-Rückstand auf die Lausitzer Füchse wettzumachen. Verbessern müssen die Bad Nauheimer dafür nicht nur ihre Auftritte auswärts, sondern einige weitere Details.
Dazu gehört in erster Linie die Konstanz. Auch bei den beiden auf dem Papier deutlichen Niederlagen in Dresden und gegen Bremerhaven gab es Phasen, in denen das Team von Heinrizi gutes bis sehr gutes Eishockey bot. Herauszuheben ist dort sicherlich die Anfangsphase im Heimspiel, als der Tabellenzweite mächtig ins Straucheln geriet und sich über einen höheren Rückstand nich hätte beschweren können. »Das waren die vielleicht zehn besten Minuten der Saison. Wir schaffen es aber nicht, 60 Minuten am oberen Limit zu spielen. Dann kannst du in dieser ausgeglichenen Liga nur selten bis gar nicht punkten«, sagt Heinrizi, dessen Mannschaft insbesondere am Sonntag mit viel Leidenschaft kämpfte, den Funken auf die Fans überspringen ließ und sich letztlich einer sehr starken Gastmannschaft nur durch zu viele individuelle Fehler geschlagen geben musste. Diese Fehler bestrafte Bremerhaven eiskalt, auch in Unterzahl. »Wir waren nah dran. Wir haben gezeigt, dass wir gegen die beste Mannschaft der Liga spielerisch und kämpferisch dagegenhalten können. Bremerhaven ist mein Titelfavorit«, lobte Heinrizi auf der Pressekonferenz die Norddeutschen, die selbst ersatzgeschwächt einen absolut ausgeglichenen Kader präsentierten.
Fast schon unerklärlich ist daher, dass die Pinguins zwei Tage zuvor ihr Heimspiel gegen Weißwasser verloren und die Füchse damit den Vorsprung auf Bad Nauheim vergrößern konnten.
Konstant ist jedoch immer noch die Auswärtsschwäche. Beim 2:0 in Weißwasser am 8. Dezember klappte es letztmals auf fremden Eis. »Wir spielen defensiv kompakter und haben uns verbessert. Aber auswärts haben wir eine mentale Blockade«, erklärt Heinrizi, der nach einer harten Trainingswoche erste Fortschritte sah. »Einigen Spielern hat das sehr gut getan. Wir sind am Wochenende viel gelaufen, haben die neutrale Zone schnell überbrückt. Aber wir können den Druck nicht konstant hoch halten und kassieren dazu unglückliche Gegentore. In Dresden gab es eine umstrittene Entscheidung vor dem 2:1 der Eislöwen, gegen Bremerhaven flog der Puck auf beiden Seiten an das Aluminium. Von dort aus fand das Hartgummi nur hinter Jan Guryca den Weg ins Tor, Versteegs Versuch sprang von der Latte über das Tor. Die erste Gästeführung zum 2:3 aus EC-Sicht fiel zudem vier Sekunden vor Drittelende, als Heinrizi eigentlich eine andere Reihe auf dem Eis haben wollte.
Ein weiterer Problembereich ist das Überzahlspiel. »Am Anfang der Saison hat es funktioniert, weil keiner wusste, was wir machen. Jetzt sind wir nicht konsequent genug. Unser Powerplay ist schlecht«, analysiert Heinrizi selbstkritisch. In den vergangenen sieben Spielen haben die Bad Nauheimer nur ein Tor mit einem Mann mehr auf dem Eis erzielt, beim 4:5 in Kaufbeuren.
Personell gesehen soll in diesen Tagen mit Junioren-Trainer Marcus Jehner ein Plan erarbeitet werden, wann welche Junioren dem Erstmannschaftskader zur Verfügung stehen. Am Freitag schnupperte Deion Müller rein, insbesondere Goran Pantic und Maximilian Spöttel sollen weiter herangeführt werden. Gegen Bremerhaven fehlten alle Youngster, weil Jehner sie für das Junioren-Spiel brauchte. »Wir brauchen die Jungs, um Spielraum zu haben«, sagt Heinrizi im Hinblick auf die Verletztenliste. Dennis Reimer soll in dieser Woche wieder auf das Eis zurückkehren.
Gegen welche fünf Teams der EC Bad Nauheim noch jeweils zwei weitere Spiele in der Hauptrunde bestreitet, entscheidet sich nach der Partie am Sonntag in Landshut (18 Uhr). Zuvor sind die Roten Teufel am Freitag im Colonel-Knight-Stadion gegen Tabellenführer Bietigheim gefordert (19.30 Uhr). Dabei geht es zwischen Bad Nauheim und Heilbronn (in Bremerhaven, gegen Rosenheim) um die Plätze neun und zehn.