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»Mittelfristig an das Thema Landesliga denken«

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Andreas Schießer soll beim Handball-Bezirksoberligisten HSG Mörlen die Erfolgsgeschichte von Sven Tauber (nach Nieder-Florstadt) weiterschreiben und mittelfristig die Perspektiven des Teams verbessern.

Im Gespräch mit WZ-Mitarbeiter Jan Martin Strasheim redet Schießer unverblümt von der Landesliga und bezeichnet sich selbst als »handball-verrückt«.

Andreas Schießer, wie ist Ihr erster Eindruck von der Mannschaft?

Schießer: »Sie ist körperlich in einer ordentlichen Verfassung Es fehlt sicherlich noch an einer vernünftigen ballorientierten aktiven Abwehr und an einem deutlich schnelleren Umschalten von Abwehr auf Angriff. Die Mannschaft hat in der letzten Saison, insbesondere am Ende auch aufgrund von Personalsorgen, sicherlich erst 70 Prozent ihres Potenzials abgerufen. Wir arbeiten nun daran, diese Quote deutlich zu steigern.«

In der vergangenen Runde haben Sie den Landesligisten VfL Goldstein trainiert. Nun arbeiten Sie in der Bezirksoberliga. Wieso nehmen Sie diesen Abstieg in Kauf?

Schießer: »Ich sehe in dem Wechsel in diesem Sinne keinen Abstieg. Zum einen reizt die Aufgabe, mit einer jungen Mannschaft und einem vernünftigen Unterbau in der Jugend nach höheren Zielen zu streben, und zum anderen hat das komplette sportliche Umfeld samt dem Vorstand überzeugt. Der sportliche Unterschied zwischen der BOL Gießen und der Landesliga Mitte ist deutlich kleiner als beispielsweise zwischen der BOL Frankfurt und der Landesliga Mitte.

So gesehen, habe ich zwar nun eine Klasse tiefer eine neue Aufgabe gefunden, bin aber überzeugt davon, dass wir mittelfristig durchaus auch einmal an das Thema Landesliga denken.«

Als welchen Trainertypen würden Sie sich beschreiben?

Schießer: »Ich würde mich als Handball-Verrückten bezeichnen, der ein antizipatives Abwehrsystem und den Tempo-Handball liebt. Die Tatsache, dass ich vor einigen Jahren als Spieler wie auch parallel als Schiedsrichter in der Regionalliga und als Trainer gearbeitet habe, zeigt wohl deutlich, dass es ohne Handball nicht geht. Ich verlange neben Disziplin im Training und Spiel - ein wichtiger Faktor in punkto Verletzungsprophylaxe - den Spielern ein hohes Maß Teamgeist und durchaus auch eine hohe physische Belastung ab. Zu welchen Ergebnissen das führt, kann man am Saisonverlauf des VfL Goldstein ablesen. Dennoch gilt es, bei allem Engagement nicht den Spaß an der eigentlichen Sache zu verlieren.«

In den vergangenen Jahren war für Mörlen nicht mehr als ein Mittelfeldplatz in der starken Bezirksoberliga Gießen möglich. Welche Ziele verfolgen Sie mit der HSG?

Schießer: »Natürlich habe auch ich die Platzierungen der letzten Jahre Revue passieren lassen. Das Team, das ich jetzt vorgefunden habe, hat aus meiner Sicht in der Breite an Qualität gewonnen. Jede Position ist doppelt gleichwertig besetzt. Dies ist auch nötig, denn die neuen Spielsysteme in Abwehr und Angriff werden an die Physis gehen. Das Konzept sollte sich natürlich auch in Punkten wiederfinden. Ich denke, dass zunächst ein Platz im oberen Mittelfeld mit einem positiven Punktekonto ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre. Mittelfristig möchte ich sicher auch an die Tür der Landesliga klopfen.«

Welche Spieler sehen Sie in ihrem Team besonders in der Verantwortung?

Schießer: »Wir müssen als Team Fehler und Schwächen kompensieren. Dennoch ist sicher Kapitän Philipp Möbs in der Verantwortung, seinen Mitspielern die richtige Einstellung und den Kampfgeist vorzuleben. Darüber hinaus werden auch unsere Torhüter in der Anfangsphase der Saison eine wichtige Rolle spielen, ehe die Mechanismen in den neuen Abwehrsystemen automatisiert sind.«

Wie sieht Ihr Vorbereitungsplan aus?

Schießer: »Wir haben Anfang Juni bereits Phase eins mit Schwerpunkt Langzeitausdauer, Kondition und Freiluftturnieren hinter uns gebracht. Nach einer zweiwöchigen Pause starten wir Mitte Juli in die zweite Phase. Hier werden zunächst die Themen Schnelligkeit, Beweglichkeit, Koordination und Kraft eine Rolle spielen, ehe wir in Phase drei, ungefähr fünf Wochen vor Rundenbeginn in den technisch-taktischen Bereich gehen. In rund 40 Trainingseinheiten, darunter auch einige Samstage und Sonntage an denen wir dreimal am Tag trainieren, werden wir uns die notwendige Physis und die neue Spielweise aneignen und gut gerüstet in die Punktrunde 2011/2012 gehen. Abgerundet wird das Ganze mit einem dreitägigen Trainingslager eine Woche vor Rundenbeginn.«

Welche Klubs sehen Sie in der Bezirksoberliga in der Favoritenrolle?

Schießer: »Ich denke hier in erster Linie an den letztjährigen Zweiten, die TG Friedberg. Darüber hinaus muss man schauen, wo sich die Absteiger der Landesliga, der TV Mainzlar und TSV Södel, einsortieren. Ebenfalls eine Rolle im Aufstiegsrennen spielen sicherlich die HSG Münzenberg/Gambach und die HSG Langgöns/Dornholzhausen aus meiner Sicht. Mein Ziel ist es, dass die treuen Fans der HSG Mörlen modernen Tempohandball und eine Steigerung zur letzten Saison sehen.

Wenn dies gelingt, dann kann man sich weitere Gedanken machen. Weiterhin möchte ich den einen oder anderen Jugendspieler im Aktivenbereich integrieren. Wir sollten ein Schritt nach dem anderen tun und nicht vergessen, den talentierten Jugendlichen des Vereins eine Chance zu eröffnen. Dieses rare Gut eines Unterbaus sollte man pflegen. Wo es hinführt, wenn dieser Bereich vernachlässigt wird, haben bereits zahlreiche Mannschaften mittelfristig zu spüren bekommen.«

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