Der Meister von Massenheim und das Geheimnis seines Erfolges
Der Karate-Trainer des TV Massenheim, Klaus Scherhaufen, nimmt seit Jahrzehnten selbst erfolgreich an Wettbewerben teil. Sein Erfolgsgeheimnis? Das ist eigentlich gar nicht wirklich ein Geheimnis.
Von APP
Im inneren des Trainingsraumes des TV Massenheim geht es diszipliniert zu. Die in weißen Kampfanzügen gekleideten Schüler stehen sich gegenüber, jeder hält wie ein Spiegelbild des anderen die Hände vor sich. Sie warten auf die Anweisung ihres Meisters, Klaus Scherhaufen. Trotz der von ihm auf japanisch gerufenen Fachbegriffe weiß jeder direkt was zu tun ist. »Meine Leidenschaft für Karate begann ursprünglich mit einer Fernsehshow«, erinnert sich Scherhaufen. »Acht Jahre war ich damals alt und die Show ›Mit Schirm, Charme und Melone‹ hat mich damals einfach begeistert.« Ganz besonders faszinierte den Jungen die von Diana Rigg verkörperte Rolle der Emma Peel, die trotz ihrer geringen Körpergröße mit Technik und Verstand auch die größten Kerle verprügelte. »Ich fand das klasse, so etwas wollte ich auch machen«, sagt Scherhaufen.
Klaus Scherhaufen begeistert auch das Drumherum am Karate-Sport
Doch bis er mit dem Karate anfing, sollte es noch sechs Jahre dauern. »Man darf dabei nicht vergessen, dass es damals kaum Vereine gab, die Karate angeboten haben«, erzählt er. »Heute ist das anders, aber damals war Karate etwas ganz Exotisches, es gab kaum Trainer, da einfach niemand das nötige Wissen hatte.« Doch das schreckte den jungen Mann nicht ab und er nahm die weiten Wege von Okarben nach Bad Vilbel und an die Sportschule in Kauf, um sein Können zu verbessern. »Klar haben sich in der Zeit die Motivationen verändert: Damals wollte ich anderen eine draufhauen, dass ist natürlich seit Langem schon nicht mehr so«, sagt Scherhaufen heute.
Nicht nur der Sport an sich, sondern auch das Drumherum hat ihn in seinen Bann gezogen. »Das Fremde an der japanischen Kultur hat mich begeistert. Philosophie und Samurai – das übte auf mich einfach einen ganz besonderen Charme aus.« Doch Waffen, wie das Katana der Samurai, gibt es im Karate nicht. »Karate heißt ja ›Leere Hand‹, also eine Hand ohne Waffe«, erklärt Scherhaufen. »Füße, Ellenbogen, alle Körperteile werden zur Selbstverteidigung genutzt. Alles was die Natur uns gegeben hat. Durch 30 bis 40 Techniken gibt es enorm viel zu lernen und zu meistern. Konzentration ist da besonders wichtig.«
Seit 55 Jahren Sportler, seit 32 Jahren Trainer, seit 23 Jahren in Massenheim
Und Karate ist natürlich nicht gleich Karate. »Beim Kata geht es vor allem um die Technik«, erklärt Scherhaufen, der inzwischen den fünften Dan, also schwarzen Gürtel innehat. »Man hat kein Gegenüber, sondern es geht mehr darum, wie sauber man die Technik ausführt. Beim Kumite hat man dann einen Gegner, den es zu besiegen gilt.«
Seit 55 Jahren als Sportler und nun seit 32 Jahren als Trainer, 23 davon in Massenheim – Scherhaufen ist seinem Sport stets treu geblieben. »Ich glaube, dass was mich besonders begeistert, ist gerade, dass es kein Ende beim Training gibt«, vermutet er.
»Es gab nie den Moment in dem ich gesagt habe: ›Hey, ich glaube ich habe Karate gemeistert.‹ Selbst heute, trotz Unmengen an Auszeichnungen und Trainingsstunden, die ich gar nicht mehr zählen kann, finde ich immer noch Sachen, die ich besser machen könnte.« Dafür habe er selbst auch weiterhin einen eigenen Trainer. Oft sehe ein anderer eben viel besser als man selbst, wo man noch an sich arbeiten könne.
Auch mit 69 Jahren trainiert Klaus Scherhaufen jeden Tag
Und so lässt Scherhaufen der anstrengende Sport auch mit 69 Jahren nicht los. »Ich trainiere täglich, auch wenn der Körper natürlich im Alter schwächer wird«, sagt der Karate-Meister. »Dieses Jahr war ich leider eine ganze Zeit lang verletzt. Dass ich am Ende an der Deutschen Meisterschaft teilnehmen konnte und den dritten Platz geholt habe, ist eigentlich nur meiner Physiotherapeutin zu verdanken. Sie hat mich gerade rechtzeitig wieder zusammengeflickt.« Zuvor hatte er sich bereits den Hessenmeister-Titel unter den Kumite-Kämpfern und den zweiten Platz in der Kata-Riege über 55 Jahren gesichert.
Ans Aufhören dachte er nie. »Gerade solche Sachen geben mir noch mehr Schwung«, sagt Scherhaufen. »Es hat für mich immer dazu gehört, die körperlichen Grenzen zu überwinden. Und wenn man dann von Familie, Schülern und den eigenen Lehrern so viel Rückenwind bekommt, dann hat man am Ende auch die Kraft, es noch einmal zu machen.« Gerade das regelmäßige Training mit den Schülern gebe ihm viel Halt. »Dadurch, dass ich das so lange mache, gibt es natürlich viele Schüler, die schon sehr lange bei mir sind«, erklärt Scherhaufen. »Annalena ist beispielsweise seit sie fünf ist bei mir, heute ist sie 23. Und davon gibt es einige. Klar bin ich der Trainer, aber wir trainieren gemeinsam, die Stimmung ist immer gut, auch wenn ich auch mal laute Anweisungen gebe.«