Matthias Tietz: 74 Schritte bis zum Elachfeld

Erfolge verpflichten – das gilt auch für den FC Olympia Fauerbach. Im Vorjahr als Vizemeister der Gruppenliga Frankfurt-West in der Aufstiegsrunde nur um Haaresbreite am Sprung in die Verbandsliga gescheitert, trumpften die Fußballer des FCO diese Runde zwar nicht ganz so spektakulär auf, haben aber unter Matthias Tietz eine Top-Platzierung noch nicht vollends aus den Augen verloren.
Rund ums Elachfeld, sportliche Heimat des FCO, sind sie ein wenig ratlos. Warum nur, fragen sie sich, lief ab Mitte Oktober, ab der 1:4-Auswärtspleite bei der SG Bornheim/ GW, so gut wie gar nichts mehr zusammen? Da hatte die Mannschaft in den ersten zwölf Saisonspielen nahezu nahtlos an die tollen Vorstellungen der Meisterschaftsrunde 2014/2015 angeknüpft, rangierte mit 28 von 36 möglichen Punkten vor allem dank der Auswärtsstärke in der Spitzengruppe und schien im Kampf um die Titelvergabe erneut eine Rolle spielen zu können – und dann der Einbruch. Nur einmal noch, Ende Oktober beim 2:1-Sieg in Usingen, zeigten die FCO-Cracks die Zähne. Aber sonst? Mit Ausnahme des auch nicht zufriedenstellenden 2:2 zu Hause gegen Germania Enkheim nur Pleiten, Pech und Pannen gegen Neu-Anspach (1:3), in Dortelweil (1:5), Sandzak Frankfurt (0:5) und als Krönung zum Jahreskehraus auch beim Tabellenletzten Eintracht Oberursel (0:1). »Ein furchtbarer Monat«, gibt Trainer Tietz (Bild) zu, wenn er an den November denkt, »für uns kam die Winterpause definitiv vier Wochen zu spät.«
Bei genauerer Ursachenforschung kommt der 32-jährige Übungsleiter zu folgenden Einsichten: »Im Trainingsbetrieb war gerade ab Oktober ein Durchhänger zu verzeichnen. Die Spieler selbst litten darunter ganz enorm.« Darüber hinaus seien Spätfolgen der Aufstiegsrunde nicht auszuschließen: »Kann sein, dass jene Körner, die wir im Juni investierten, hintenraus fehlten.« Doch Tietz, der übrigens auch in der Saison 2016/2017 auf der Fauerbacher Kommando-Brücke Regie führen wird, blickt nach vorne: »Wir haben die Probleme intern durchdiskutiert und jeder weiß, was ich in Zukunft von ihm erwarte.« Mannschaftsdisziplin sei ab sofort das Wichtigste: »Wer das nicht kapiert, findet sich auf der Bank oder in der zweiten Mannschaft wieder. Unser Kader ist groß genug und erfüllt auch in der qualitativen Breite gehobene Gruppenliga-Ansprüche.«
Durchforstet man die defensive Personalausstattung, liegt Tietz da durchaus richtig. Ob Alexander Sarkisjan/Jamel Atkinson/Jakob Hues/Marco See oder Lennart Retzloff/Taulant Balaj/Neuzugang Tim Botschek/Torben Fink – beide Abwehrketten könnte der FCO-Coach quasi bedenkenlos bringen und bräuchte dennoch keinen entscheidenden Qualitätsverlust zu befürchten. Die Anzahl der gesetzten, also unverzichtbaren Spieler, beschränkt sich hingegen gerade mal auf deren drei, Keeper René Gübler, Kapitän Michael Walther auf der Sechserposition und Solo-Sturmspitze Andreas Baufeldt. Insbesondere Baufeldts Treffer waren es, die den Olympia-Express in den Monaten August und September auf Höchstgeschwindigkeit brachten. 13 Tore in den ersten elf Spielen, nur noch eins in den Partien Nummer zwölf bis 19 – die Fauerbacher Spätherbst-Flaute ging quasi einher mit der Ladehemmung des Goalgetters.
Tietz bleibt dennoch Optimist, wobei ihm die Tatsache, das Wintertraining komplett auf dem Friedberger Burgfeld und nicht in der ohnehin arg strapazierten »Kampfarena« Elachfeld durchführen zu können, unterstützend in die Karten spielt: »Physisch und mental die Spieler wieder auf hundert Prozent bringen, ist derzeit das Wichtigste. Kicken können sie alle.« Tietz wäre allerdings nicht Tietz, würde er taktische Feinheiten, die es zu optimieren gilt, links liegen lassen. Mittelfeldspieler mit offensiver Ausrichtung hat er genug. Ferdijan Idic (zentral) sowie Marc Witte, Paul Wischtak oder Avdo Hajdarevic auf den Außen sind diesbezüglich seine Top-Kandidaten. Aber Teil zwei der Doppelsechs optimal zu besetzen, also für Michael Walther den passenden Partner vor der Abwehr herauszufiltern? Einen von mehreren Lösungsansätzen hat der Trainer bereits fest im Visier: »Florian Müller kam im bisherigen Saisonverlauf aus verschiedenen Gründen kaum zum Einsatz. Jetzt will er wieder angreifen, und ich denke mal, auf dieser Position ist er für uns genau der Richtige.«
Beim Blick auf den Restrückrunden-Fahrplan für den Wetterauer Gruppenligisten sicher von Vorteil: Am Anfang (28. Februar/6. März) stehen zwei Heimspiele gegen die Spvgg. 02 Griesheim und gegen die FG Seckbach. »Zwei Siege, und wir bleiben vorne im Geschäft«, erklärt Tietz. Angenehmer Nebeneffekt im Erfolgsfall: Jene lediglich 74 Schritte, die der direkt neben dem Fauerbacher Sportplatz wohnende Fußball-Enthusiast als Anreise zu Training oder Spiel bewältigen muss, wären im Gegensatz zu tristen November-Tagen wieder die reinste Wonne.