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Massenheim peilt den Durchmarsch an

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Die jüngere Vergangenheit hat es ans Tageslicht gebracht: Im bezahlten Fußball Wetten auf alle nur denkbaren Möglichkeiten abzuschließen, unterliegt praktisch keiner überschaubaren Kontrolle. Wäre auch der Amateur-Fußball von diesem Bazillus befallen, würden wettfreudige Zeitgenossen, die mit vermeintlichem Fachwissen und riskanten Prognosen den großen Reibach machen wollen, die Fußballer des FC Hessen Massenheim allerdings mit Verachtung strafen. Und zwar aus zwei Gründen.

Erstens: Darauf zu setzen, die Mannschaft von FC-Trainer Hans Schmutzler werde als aktueller Spitzenreiter der A-Liga Friedberg angesichts von definitiv zwei Direktaufsteigern nach Abschluss der Saison 2009/2010 nicht den Sprung in die Kreisoberliga packen, würde - weil die Bad Vilbeler Vorstädter zusammen mit dem Traiser FC der Konkurrenz bereits um Längen enteilt sind - garantiert keine erwähnenswerte Rendite bringen. Zweitens: Auf das Gegenteil zu spekulieren, also auf den Massenheimer Nichtaufstieg, mag ein hübsches Sümmchen in Aussicht stellen, wäre aber nach dem aktuellen Stand der Dinge mehr als unwahrscheinlich. Und eben diese Einsicht würde selbst beim größten Zocker dazu führen, sich bezüglich irgend welcher Wett-Optionen, die die saisonale Bilanz des FC Hessen Massenheim betreffen, in Enthaltsamkeit zu üben.

Dass Massenheims Zweiter Vorsitzender Gert André (57) derart überspitzt formulierten Komplimenten, die dem A-Liga-Leader (56 Punkte) nach 17 Siegen, fünf Unentschieden und nur zwei Niederlagen (in Ober-Hörgern, zu Hause gegen den Türk. SV Bad Nauheim II) bereits 14 Spieltage vor dem Rundenabschluss künftigen Kreisoberliga-Status attestieren, zunächst mal recht kritisch gegenüber steht, kann man ihm nicht verübeln.

Er, der beim FC seit über zehn Jahren Arbeit als A-Jugendcoach, Vorstands- und Spielausschussmitglied schon alle Höhen und Tiefen des Klubs miterleben durfte, lässt Vorsicht walten: »Auf Relegationsplatz drei sind es zwölf Zähler Vorsprung. Zweifellos ein beruhigendes Polster, aber noch kein Freifahrtschein in Richtung Kreisoberliga. Angesichts von über 40 Punkten, die bis Ende Mai noch vergeben werden, kann viel passieren«. Deshalb dürfe man die Zügel nicht schleifen lassen und werde wohl erst nach den ersten fünf Pflichtspielen des neuen Jahres ein wenig schlauer sein: »Am 21. Februar geht’s los. Nach Bruchenbrücken und Assenheim warten mit dem TFV Ober-Hörgern, Titelrivale Traiser FC und TuS Rockenberg drei schwere Brocken auf uns. Bleibt unsere Mannschaft in diesen Duellen von Niederlagen verschont, sieht’s allerdings in Sachen Kreisoberliga-Zukunft sehr gut aus«.

Apropos Niederlagen: Zwei waren’s in der laufenden Saison, nur deren eine (gegen den SV Nieder-Wöllstadt II) in 2008/2009, als Hessen-Coach Hans Schmutzler (49) und seine junge Truppe souverän die B-Liga-Meisterschaft perfekt machten. Die logische Folge: Wer in zwei Jahren den Platz nur drei Mal als Verlierer verlässt, dem ist vergönnt, in der heimischen Fußball-Rangliste Sprosse für Sprosse empor zu klettern. Doch von nichts kommt nichts. Auch dem FC Hessen Massenheim ist der Erfolg nicht in den Schoß gefallen. Vielmehr hat die intensive Jugendarbeit Früchte getragen. Sie ist durch Hans Schmutzler, der im dritten Jahr auf der Massenheimer Kommandobrücke steht und nach Überzeugung von Gert André auch in der nächsten Runde dort zu finden sein wird, im Seniorenbereich mit viel Sachverstand und Fingerspitzengefühl sinnvoll gebündelt worden.

Bezogen auf die Saisonphase von August bis Dezember sah das dann folgendermaßen aus: Schon in den ersten 16 Spielen etablierte sich die Schmutzler-Elf als A-Liga-Neuling mit einer starken Offensive (Tony Passaro, Timo Hofmann, Nico Schad, Patrick Braun), einer noch besseren Abwehr (Jens Pfaffl, Marius André, Till Baum), einem kompakten Mittelfeld (Christoph Netopil, Michael Lehmann, Robert Sakowski, Juri Wenz) und zwei »rotierenden« Keepern (Sebastian Scholz, Mark Hüther) im oberen Tabellendrittel und startete ab Mitte Oktober - angesichts von acht Siegen in Serie bis zum Jahresende - vollends durch. Personelle Verstärkungen in der Winterpause? »Nicht nötig«, sagt Gert André, »und wenn doch, dann aus den eigenen Reihen. Unser etatmäßiger Abwehrchef Ivica Parlov und Stürmer Steven Perry, die wegen Verletzungen lange zum Zuschauen verurteilt waren, sind nämlich demnächst wieder einsatzfähig und werden unserem Kader, der mit etwa 20 Spielern ausreichend stark besetzt ist, noch mehr Qualität verleihen«.

Alles in allem: Beim Vorhaben, binnen zwei Jahren den Durchmarsch aus der B-Liga in die Kreisoberliga zu packen, können sich die Spieler des FC Hessen Massenheim eigentlich nur noch selbst im Weg stehen. Gert Andrés kritische Anmerkungen (»zuweilen agiert das Team noch etwas zu grün, darüber hinaus müssen einige Spieler lernen, mit ihren Kräften besser zu haushalten«) ändern daran gar nichts.

Hans Schmutzlers Vorbereitungs-Programm mit Testspielen (alle zu Hause) gegen TuS Merzhausen (31. Januar/ 14 Uhr), die SG Harheim (2. Februar/ 20 Uhr), Teutonia Staden (7. Februar/ 16 Uhr), die TSG Nieder-Erlenbach (11. Februar/19.30 Uhr) und gegen den FC Büdesheim (13. Februar/15 Uhr) dient dem Zweck, exakt diese Schwachstellen auszumerzen. Die erste Massenheimer Übungseinheit unter Wettkampf-Bedingungen entpuppte sich übrigens als Flop, denn gegen den Kreisoberligisten FC Nieder-Florstadt setzte es vergangenen Samstag eine 0:4-Heimpleite. »Nichts Tragisches, eher ein Schuss vor den Bug«, meint Gert André, »und schon mal ein Hinweis darauf, dass eine Klasse höher der Wind aus einer ganz anderen Richtung weht«. Uwe Born

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