1. Wetterauer Zeitung
  2. Sport
  3. Lokalsport

Nur Luxusprobleme beim Meister SSC Bad Vilbel

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Bis 5 Uhr morgens schwoften die Spielerinnen des SSC Bad Vilbel nach dem erlösenden Sieg über den ASV Landau und machten die Nacht zum Tag. Ab September geht das Team von Trainer Christoph Haase in der 3. Volleyball-Liga an den Start. Trotz souveräner 17 Siege in 18 Partien dauerte es bis zum letzten Spieltag, bis endlich klar war, dass der Meister 2015 aus der Wetterau kommt.

Bis zuletzt lieferte man sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem TV Waldgirmes, der den Brunnenstädterinnen alles abverlangte und am Ende nur um einen Zähler schlechter war als der SSC. »Das war schon sehr ungewöhnlich, dass eine Mannschaft trotz solch einer überragenden Ausbeute so lange kämpfen muss, bis sie durch ist«, sagt Bad Vilbels Trainer Christoph Haase. Er steht auch in der kommenden Runde in der 3. Liga zusammen mit »Co« Britta Brisken in der sportlichen Verantwortung. Brisken ist zudem Teammanagerin der deutschen Männer-Nationalmannschaft. Wie der Kader des SSC aussehen wird, ist noch nicht klar. Haase erklärt: »Wir haben erst gegen Ende April eine Sitzung, bei der wir abstimmen, wie es weitergeht.« Dabei kommen nicht nur sportliche Themen auf die Bad Vilbeler zu, sondern auch organisatorische. Neue Linien müssten im Sportzentrum gezogen werden, um die Vorgaben für die Spielfeldmarkierungen zu erfüllen. »Und wir müssen 200 Sitzplätze nachweisen. Das wird schon schwer«, lässt Haase wissen. Keine der Spielerinnen im Meisterkader hat Drittligaerfahrung. Die SSC-Frauen kennen viele Gegner aber durch Testspiele.

Oben mitspielen wollte man vor Saisonbeginn. Nach der Hinrunde einigten sich Spieler und Coach dann im Wintertrainingslager in Weiterstadt darauf, dieses Ziel nach oben zu korrigieren. Zum Rückrundenauftakt stand bei der Frankfurter Eintracht gleich ein echtes Highlight an, zumal sechs Spielerinnen des SSC zuvor schon in Diensten des Gegners gestanden hatten. 3:1 hieß es am Ende für die Wetterauerinnen, die in der Folge auch die restlichen Partien allesamt gewinnen sollten. Vier mal ging es dabei über die gesamte Saison hinweg in den Tiebreak. So auch beim wichtigen 3:2-Erfolg in Waldgirmes. Als emotionale Leaderin entpuppten sich vor allem Spielführerin Sabine Schäfer und Außenangreiferin Franziska Schlumprecht. »In engen Situationen hat jeder mal gepusht«, verrät aber Haase, der das Team ohnehin als starkes Kollektiv ohne die ganz große Einzelkönnerin à la Pamela Blazek (TV Waldgirmes) sieht.

Der Coach hat die Angriffs- und Aufschlagstärke zudem als Waffe ausgemacht. Bei der Angabe wusste unter anderem Jeanette Pfeiffer zu gefallen. Viele Tiebreaks habe man auch wegen der guten Aufschläge gewonnen, ist sich Haase sicher.

Breiter Kader

Die Mannschaft, die bereits mit einem guten dritten Platz aus der Vorsaison in die Runde ging, wurde neben Franziska Schlumprecht noch mit Josefine Fuhr verstärkt, die Haase umfunktionierte und auf der Mittelposition einsetzte. Dazu kamen zur Rückrunde noch Yvonne Thiel und Katinka Ehret. Als Abgang hatte man lediglich Sina Leister zu verzeichnen, die ihre Laufbahn beendete. Die 15 Spielerinnen im Kader konnte Haase nie komplett auf dem nur zwölf Akteurinnen umfassenden Spielberichtsbogen unterkriegen – ein Luxusproblem. »Das ist in der Tat ungewöhnlich in dieser Klasse«, weiß der Übungsleiter, der in der Brunnenstadt ab Sommer ins neunte Trainerjahr geht. Ohne Groll habe sich jede Akteurin gefügt, wenn sie mal nicht mitwirken konnte. Nicht zuletzt aufgrund dieser Uneigennützigkeit hat sich die Mannschaft im Lauf der Saison auch den Namen »Beste Herde« verpasst.

Ein Name, der besser als die Tulpen das starke Kollektiv erklären soll, das vor den Toren Frankfurts gelebt wird.

Das kommt auch durch die Trainingsbeteiligung zum Ausdruck, die Haase sogar als »herausragend« bezeichnet. Der Coach führt genau Buch, spricht von 88 Prozent Anwesenheit bei den Übungseinheiten, die immer montags und mittwochs auf dem Programm standen. »Wir haben nur zweimal pro Woche trainiert. Das ist eigentlich zu wenig für die Regionalliga. An diesen beiden Abenden erst dann nur Zeit für die Technik, um die Physis können wir uns da nicht mehr kümmern«, verrät Christoph Haase. Daher gibt er seinen Spielerinnen regelmäßig Hausaufgaben auf – wie in der Schule. Das können Treppenläufe oder Übungen mit dem Springseil sein. Viele SSC-Akteurinnen spielen in den warmen Monaten auch Beachvolleyball. »Die kommen dann schon recht fit aus dem Sommer raus«, sagt Haase. Wenig Gedanken machen muss sich der Trainer auch über Außenangreiferin Jacqueline Pfeiffer, die sich unlängst bei einem Geländelauf über 40 Kilometer durch den Matsch wühlte.

Wenn die Mannschaft zusammenbleibt, alle mit der gleichen vorbildlichen Einstellung weiter arbeiten und auch die bürokratischen Hürden vor dem Start in die neue Saison noch genommen werden können, dann hat der SSC Bad Vilbel exzellente Voraussetzungen, um auch in der 3. Liga zu bestehen.

Auch interessant

Kommentare