Löwen außer Rand und Band
Als das sechste Finalspiel gewonnen war, kannte der Jubel bei den Löwen Frankfurt keine Grenzen mehr. Mit der DEL 2-Meisterschaft hat der Verein den größten Erfolg seit dem DEL-Titel 2004 gefeiert.
Um 21.53 Uhr brachen am Dienstagabend in der Frankfurter Eissporthalle alle Dämme. 25 Spieler der Löwen stürmten die Eisfläche und verwandelten das gefrorene Nass binnen weniger Sekunden in eine Partyzone. Schläger, Helme und anderes Eishockey-Equipment waren über die Eisfläche zerstreut. Kurz zuvor hatten die Löwen Frankfurt das sechste Finalspiel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL 2) gegen die Bietigheim Steelers mit 5:2 für sich entschieden und mit dem vierten Sieg die »Best-of-Seven«-Serie beendet.
Auch die Reservisten hatten sich umgezogen und ihre feinen Anzüge gegen Spieler-Montur getauscht. »Deutscher Meister 2017« stand auf den eilig herbeigeholten T-Shirts, die aber schnell unter den unzähligen Bierduschen litten und ihre Besitzer wie überaus glückliche begossene Pudel wirken ließen. Durch den 5:2-Sieg über die Bietigheim Steelers (nach zuvor zwei Niederlage in Folge) holten sich die Mainstädter erstmals den DEL 2Titel und haben somit als einziger deutscher Club in allen vier Ligen die Meisterschaft feiern können. Nach dem Deutschen Meistertitel im Jahr 2004 ist die Meisterschaft der zweitgrößte Triumph in der rund 25-jährigen Vereinsgeschichte der Löwen Frankfurt.
Bei der improvisierten Siegesfeier im VIP-Zelt erschienen manche Spieler in voller Montur, andere kamen in Badelatschen. Und viele von ihnen hatten klitschnasse Haare. Der Pokal war freilich vor Ort, denn jeder wollte das gute Stück natürlich einmal berühren.
Lohn für siebenjährige Aufbauarbeit
Überglücklich waren auch die beiden Löwen-Gesellschafter, Stefan Krämer und Andreas Stracke, die sich im Jahr 2010 nach dem wirtschaftlichen Aus des Vorgänger-Clubs Frankfurt Lions für einen Neuanfang entschieden hatten und nach sieben Jahren harter Arbeit belohnt wurden. »Alles richtig gemacht« grinste Krämer voller Stolz, umarmte auch seinen ehemaligen Mitgesellschafter Michael Bresagk, von dem man sich einst im Streit getrennt hatte. Seit längerer Zeit ist das Verhältnis aber wieder intakt.
Sucht man nach den Vätern des jüngsten Erfolgs, bleibt man unweigerlich an einem Spruch von Alt-Bundestrainer Hans Zach hängen. »Wille schlägt Talent« – so lautete eine Überzeugung Zachs. Das Frankfurt Meisterteam vereinte beides, hinzu kam das harmonische Miteinander aller Akteure – auch abseits des Eises. Hervorzuheben ist Kapitän Patrick Jarrett, dem es als Neuzugang gelang, alle Interessen für das große Ziel zu bündeln. Die Spieler setzten sich für die Gruppe ein und stellten das eigene Ego hinten an.
Beeindruckend waren die Leistungen von Torwart Brett Jaeger, der einer guten Hauptrunde überragende Auftritte in den Playoffs folgen ließ. In Anbetracht dessen wurde der Schlussmann zu Recht mit dem Titel des wertvollsten Spielers ausgezeichnet. Ein weiterer wichtiger Faktor in den Playoffs war der Deutsch-Kanadier Brett Breitkreuz, der in den 14 Partien vom »Arbeitstier« zum Torjäger mutierte und sich in den engen Spielen seine Vertragsverlängerung am Main verdiente. Auch der dienstälteste Löwe, Publikumsliebling und Topscorer Nils Liesegang, wird am Main bleiben und seine Karriere wohl in Frankfurt beenden.
Im Freudentaumel sich zu künftigen Zielen zu äußern, ist unter Sportlern nicht üblich. Für Patrick Jarrett war dies kurz nach dem großen Triumph eine Selbstverständlichkeit. »Als erstes DEL 2-Team den Titel zu verteidigen, ist unsere Devise««, sagte Jarrett freudestrahlend – mit dem Pokal in der Hand.